Langweiliger Handel? Gewöhnen Sie sich schon mal dran!
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Ich will nicht überdramatisieren, aber bis zum letzten Atemzug werde ich gegen die geplante Finanzmarkttransaktionssteuer ankämpfen.
Die Gegner der Steuer spalten sich im wesentlichen in zwei Gruppen:
- die einen sind gegen die Steuer, weil sie nicht weltweit durchgesetzt werden kann, und damit Ausweichreaktionen provoziert.
- die anderen sind prinzipiell gegen eine Besteuerung von Finanztransaktionen.
Voller Überzeugung bekenne ich mich zur zweiten Gruppe!
Leider ist die öffentliche Debatte über eine Besteuerung von Finanztransaktionen emotional aufgeladen und von schlechten Argumenten durchtränkt.
Ich nenne Ihnen mal ein paar Gründe, warum die Steuer angeblich eine gute Sache sei.
1. "Die Finanzmärkte" werden damit endlich an den Kosten der Krise beteiligt (die sie angeblich selber verursacht haben)
2.Selbst auf Nahrungsmittel gibt es eine Umsatzsteuer!
3. Langfristige Investitionen werden begünstigt
Meine Antworten:
1. Hier wird so getan, also wären Finanzmärkte ein steuerfreier Raum. In Wirklichkeit weiß jeder Anleger, dass er Abgeltungsteuer abführt. Und die Unternehmen (Banken, versicherungen etc.), die an den Märkten agieren zahlen Körperschaft-und Gewerbesteuer - wenn Gewinn anfällt. Wie in jeder anderen Branche auch.
Hinterhältig ist die angeblich nicht vorhandene Beteiligung der "Märkte" an den Kosten der Krise. Die Schuldfrage ist ohnehin offen (hier müsste sich der Staat nach der eigenen Rolle fragen). Und wenn die Regierung die Banken rettet, ohne dafür eine angemessene Gegenleistung einzufordern (siehe stille Einlagen bei der Commerzbank), dann ist das schon fast als dämlich zu bezeichnen. Oder ist es einfach nur Untreue?
Ganz wichtig: Die Häufigkeit des Handels, die Tradingintensität also, ist definitiv KEINE Ursache der Finanzkrise. Genau diese aber wird durch die Steuer bestraft. Weder die Immobilienramschpapiere aus dem Jahr 2007ff noch die Staatsanleihen sind Objekt ausgiebigen Intradayhandels, und selbst wenn wäre dieser nicht Teil des Problems. Ergo: Eine zurückgehende Handelsintensität , die direkte Folge einer Finanztransaktionssteuer wäre, würde kein Problem auch nur annähernd mildern.
2. Die Umsatzsteuer ist eine Mehrwertsteuer. Ein Händler, der eine Ware zu einem Preis X einkauft und zum gleichen Preis verkauft, führt netto gar keine Umsatzsteuer ab. Sie ist ein durchlaufender Posten.
Die Finanztransaktionssteuer dagegen ist eine fixe Steuer pro Transaktion, die auch dann anfällt, wenn man mit Verlust verkauft.
3. Wer Aktien langfristig hält zahlt natürlich auch nur jeweils bei Kauf und Verkauf die Transaktionssteuer. ABER: Er kommt dann gar nicht mehr so leicht rein und raus - denn die Liquidität fehlt! Das hat schon Altmeister André Kostolany gerne betont, der durchaus mit einiger Verachtung auf die "Börsenspieler" herabschaute (während er sich selbst stolz als Spekulant bezeichnete). Ihm war aber völlig klar: Ohne diese Spieler geht es nicht! Sie schaffen Liquidität und ermöglichen es eben auch dem Langfristinvestor, jederzeit ein- und auszusteigen.
Ich möchte noch folgendes betonen:
- Die reine Steuer ist nur ein Teil der künftigen Belastungen für die Marktteilnehmer. Denn die Liquidität wird unter Garantie deutlich zurückgehen, was zu einer Ausweitung der Spreads (Geld-Brief-Spanne) führt. Die Transaktionskosten steigen also direkt UND indirekt an.
- die angedachte Belastung (0,1%) kann jederzeit simpel angehoben werden. Das gleiche wird bald mit der Abgeltungsteuer passieren, die damals absichtlich optisch niedrig bei 25% angesetzt wurde. Die SPD hat bereits angekündigt, die Abgeltungsteuer auf 32% erhöhen zu wollen.
- Damit ist klar: Vertrauen wird nachhaltig zerstört.
Die Kapitalmärkte in Deutschland und Europa laufen somit Gefahr, wieder so langweilig zu werden wie früher, vor dem Börsengang der Telekom 1996, und vor dem Siegeszug der Onlinebroker.
Ich habe immer noch berechtigte Hoffnung, dass die Finanztransaktionssteuer nicht kommt. Fallen Sie nicht auf Scheinargumente herein! Die theoretisch möglichen Einnahmen stehen in keinerlei Verhältnis zum praktisch wahrscheinlichen Schaden.
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