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17:02 Uhr, 08.02.2024

Lane: EZB muss Risiken zu straffer und zu lockerer Politik beachten

Von Hans Bentzien

FRANKFURT (Dow Jones) - Die Europäische Zentralbank (EZB) muss nach den Worten ihres Chefvolkswirts Philip Lane sowohl eine zu straffe als auch eine zu lockere Geldpolitik vermeiden. In einer Veranstaltung der Brookings Institution sagte Lane laut veröffentlichtem Redetext, dass der Rückgang der Inflation nach derzeitigem Stand zwar rascher als im Dezember unterstellt ablaufe, dass aber bestimmte Faktoren diesen Prozess verlangsamen könnten.

"Die Geldpolitik muss sorgfältig abwägen zwischen dem Risiko einer Übertreibung, indem sie die Zinsen zu lange auf einem zu hohen Niveau hält, und dem Risiko einer verfrühten Abkehr von der Sillhalteposition, die wir seit September eingenommen haben", sagte Lane. Die EZB müsse den Disinflationsprozess noch weiter vorantreiben, bevor sie hinreichend zuversichtlich sein könne, dass die Inflation das Ziel rechtzeitig erreichen und sich nachhaltig auf dem Zielwert einpendeln werde.

Der EZB-Chefvolkswirt verwies auf die EZB-Stabsprojektionen, die einen Rückgang der Inflation auf 2 Prozent bis Mitte 2025 implizierten und sagte: "Die hereinkommenden Daten deuten darauf hin, dass der Disinflationsprozess auf kurze Sicht schneller verlaufen könnte als bisher erwartet, auch wenn die Auswirkungen auf die mittelfristige Inflation weniger klar sind."

Gleichzeitig würden die Stärke der Erholung, der finanzpolitische Kurs, die Lohnentwicklung und das Ausmaß, in dem die Unternehmen die höheren Input-Kosten auffangen könnten - all dies vor dem Hintergrund einer weiterhin erhöhten geopolitischen Unsicherheit - einen wichtigen Einfluss auf den Inflationspfad haben. Die im März anstehenden Stabsprojektionen würden eine bessere Einschätzung des mittelfristigen Inflationsausblicks erlauben.

Kontakt zum Autor: hans.bentzien@dowjones.com

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