Kutzers Kommentar - Warum nicht mal Baisse üben?
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Fällt Ihnen auf, wie wenig wir bereit sind umzudenken (oder wie schwer uns das fällt)? Da werden Vergleiche zum „Schwarzen Montag“ gezogen, versuchen alle Ökonomen und Analysten der Welt, Verlauf und Folgen einer historischen Finanzkrise zu ergründen – und die Anleger fragen sich, unterstützt von den Medien, was sie wann wieder kaufen sollten. Wir sind also noch weit davon entfernt, die Chancen moderner Märkte insgesamt zu erkennen und zu nutzen. Dem Privatanleger fällt es noch immer sichtlich schwer, auf Seitwärtsbewegungen oder eine Schwäche der Kurse zu setzen – selbst wenn er solche Entwicklungen erwartet. Aber so sind wir nun einmal gestrickt: Der Mensch im Allgemeinen und der Anleger im Besonderen leben im „Mehr“-Modus. Deshalb muss erst eine Schwelle überschritten, müssen auch alternative Strategien programmiert werden. Wer nicht zuschauen will, bis sich wieder ein Aufwärtstrend einstellt, findet jetzt ein breites Spielfeld vor, um die ungewohnten Preisrichtungen einmal zu testen.
Professionelle Trader und Spekulanten sind längst auf diesem Trip. Bestes Beispiel: der Ölpreis. Es gab doch keinen „Experten“, der ein Ende der Hausse prognostiziert hätte (Sie wissen ja: Verknappung, gute Konjunktur und natürlich China!). Dass Energie doch auch wieder billiger werden kann, haben die zurückliegenden Wochen eindrucksvoll belegt. Nach dem historischen Sommerhoch bei 140/150 Dollar je Fass, ist der Rohölpreis erst langsam und dann beschleunigt auf mittlerweile weit unter 100 Dollar zurückgefallen. Auf einmal ist von Übertreibungen die Rede, wird eine konjunkturelle Beruhigung vorweg genommen und der China-Faktor untergewichtet. Auf einmal sympathisieren Fachleute mit 80 Dollar als längerfristig realistische Marke, plappert der eine das nach, was andere schon verkündet haben. Ich frage, warum 80, warum nicht 70 oder 60 – oder nicht doch 150 Dollar?
Selbst wer den Mut einer Baisse-Spekulation (noch) nicht aufzubringen vermag, sollte meinen Rat überdenken, sie wenigstens einmal auszuprobieren, d.h. mit einem bescheidenen Betrag auf weiter sinkende Preise zu setzen. Fast alle Anlageklassen kommen dafür in Frage, vom Öl, Gold oder anderen Rohstoffen bis zum Dax. Denn die Chancen, mit schwächeren Märkten Geld zu verdienen sind zur Zeit größer als die Risiken, durch nachhaltige Kurserholungen Gewinne zu verpassen.
Herzlichst,
Hermann Kutzer
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