Kommentar
09:00 Uhr, 10.02.2004

Kurswechsel der Fed bleibt Thema Nummer eins

In der abgelaufenen Woche war der moderate Kurswechsel in der amerikanischen Geldpolitik, den die FED Ende Januar angekündigt hatte, weiterhin das Thema Nummer eins unter den Marktteilnehmern. Als am Freitagnachmittag enttäuschende US-Arbeitsmarktdaten veröffentlicht wurden, wertete der Euro gegenüber dem Dollar wieder deutlich auf. Zudem kam es an den internationalen Rentenmärkten zu kräftigen Renditerückgängen. Wie erwartet, hat die EZB auf Ihrer Sitzung am vergangenen Donnerstag die Leitzinsen unverändert gelassen. Die Bank of England nahm dagegen einen weiteren Zinsschritt nach oben vor.

Die fundamentalen Wirtschaftsdaten aus den USA weisen unverändert auf eine Fortsetzung der konjunkturellen Erholung hin, doch ist der Funke noch nicht in ausreichendem Maße auf den Arbeitsmarkt übergesprungen. Anfang der Woche wurden die beiden ISM-Einkaufmanagerindizes für den Industrie- und Dienstleistungsbereich in Amerika veröffentlicht, die mit Werten von jeweils rund 65 auf eine Steigerung der wirtschaftlichen Aktivität in Amerika hinweisen. Enttäuschend fiel dagegen die am Freitag Nachmittag publizierte Beschäftigtenzahl aus. Dieser wichtige Indikator ist deutlich hinter den hochgesteckten Erwartungen zurückgeblieben. So ist der Beschäftigtenaufbau im Januar um 112.000 gestiegen, was der höchste Anstieg seit Ende 2000 ist. Doch waren Volkswirte im Durchschnitt von 170.000 neuen Jobs ausgegangen, einige Optimisten hatten sogar mit weit mehr gerechnet. Dementsprechend deutlich fielen die Reaktionen aus: An den Rentenmärkten kam es sofort zu erheblichen Renditerückgängen, da die Angst vor raschen Zinserhöhungen nun wieder gewichen ist. Die Renditen zehnjähriger Bundesanleihen und zehnjähriger US-Treasuries fielen im Wochenvergleich um neun bzw. fünf Basispunkte. An den Devisenmärkten legte der Euro ebenfalls wieder kräftig zu und stieg am Freitag auf 1,2708 Dollar, nachdem er Ende vergangener Woche noch bei 1,2478 Dollar notiert hatte.

In der vergangenen Woche waren die Rentenmarktspezialisten auch weiterhin mit der Interpretation der Aussagen der amerikanischen Notenbank bezüglich einer Änderung ihrer Geldpolitik beschäftigt. Schließlich wurde die Schlussfolgerung gezogen, dass die FED nicht bereit ist, ihre Niedrigzinspolitik ewig fortzuführen, sondern im Falle eines kräftigen Konjunkturaufschwungs die Zinszügel wieder zu straffen. Diese per se wenig überraschende Nachricht hatte viele Anleger aufgeschreckt. Doch inzwischen sind die Hiobsbotschaften verdaut. Wieder einmal zeigt sich, dass die US-Notenbanker ihr Handwerk verstehen, die Marktteilnehmer zu erziehen und behutsam auf Änderungen ihrer geldpolitischen Ausrichtung vorzubereiten. Wir erwarten vor diesem Hintergrund moderate Leitzinserhöhungen im zweiten Halbjahr. Aber auch eine Fed Funds Target Rate von 1,5 Prozent oder 1,75 Prozent wäre noch als expansiv zu bezeichnen. Als Belastung für die Rentenmärkte könnte sich aber langfristig die schnell wachsende Staatsverschuldung erweisen. In diesem Umfeld ist mit Renditesteigerungen zu rechnen, wenngleich vermutlich im überschaubaren Umfang. Entsprechend haben wir uns in unseren internationalen Portfolios (z.B. UniRenta) defensiv positioniert. Ein weiterer Risikofaktor bleibt die USD-Entwicklung.

Wie die jüngsten Wirtschaftsdaten zeigen, gewinnt die Konjunktur in Europa ebenfalls langsam an Fahrt. Angesichts der weiterhin verhaltenen Arbeitsmarktdaten kommt jedoch noch keine rechte Freude auf. So stiegen zwar die Einkaufmanagerindizes in der Eurozone nochmals an. Doch verharrt die Beschäftigung mit weniger als 50 Punkten weiterhin auf einem unbefriedigenden Niveau. Insbesondere in Deutschland spiegelt sich diese Situation wider: Im Dezember verzeichneten die Auftragseingänge in der Industrie ein Plus von 1,2 Prozent. Der Rückgang der Arbeitslosenzahlen im Januar kam jedoch nur durch eine Änderung der statistischen Erfassungsmethode zustande, tatsächlich hat sich die Lage nochmals leicht verschlechtert. So war es auch nicht überraschend, dass die EZB die Leitzinsen unverändert bei 2,0 Prozent beließ und bislang auch noch keine Kursänderung andeutete. Wir gehen dennoch davon aus, dass die europäischen Bondmärkte weiterhin den US-Vorgaben folgen werden und empfehlen daher v.a. Rentenfonds mit Schwerpunkt auf Kurzläufern.

Ausblick: Kommende Woche stehen mehrere wichtige Termine auf der Agenda, die weiteren Aufschluss über das Wirtschaftswachstum dies- und jenseits des Atlantiks geben sollten. Die USA betreffend dürfte vor allem die Rede des Notenbankchefs Alan Greenspan vor dem Kongress sowie die Veröffentlichung der Einzelhandelsumsätze und des Verbrauchervertrauens im Mittelpunkt des Interesses stehen. In der Eurozone werden die Zahlen zum Bruttoinlandsprodukt bekannt gegeben.

Quelle: Union Investment

Gegründet 1956, zählt Union Investment heute zu den größten deutschen Investmentgesellschaften. Rund 110 Milliarden Euro verwaltet die Gesellschaft per Ende Dezember 2003. Die Produktpalette für private Anleger umfasst Aktien-, Renten- Geldmarkt- und Offene Immobilienfonds sowie gemischte Wertpapier- und Immobilienfonds und Dachfonds. Anleger erhalten diese Produkte bei allen Volksbanken, Raiffeisenbanken, Sparda-Banken und PSD-Banken. Rund 4 Millionen Anleger nutzen überdies die Depotdienstleistungen der Union Investment.

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