Kommentar
18:00 Uhr, 06.02.2008

Kurswechsel bei Thailands Notenbank - Nach Wahlen auf Zinssenkungskurs eingeschwenkt

Ende Januar ist Samak Sundaravej vom thailändischen Parlament offiziell zum neuen thailändischen Premierminister gewählt worden. Damit ist endlich wieder politische Normalität in dem südostasiatischen Land eingekehrt, das nach dem Militärputsch von September 2006 lange ohne gewähltes Staatsoberhaupt auskommen musste. Der politische Schwebezustand hatte dabei auch zu einer Belastung der thailändischen Wirtschaft geführt, weil dringend benötigte Infrastrukturprojekte auf Eis gelegt wurden und ausländische Investoren angesichts der unsicheren politischen Situation Zurückhaltung übten.

Der als konservativ geltende Samak ist als politischer Weggefährte des durch den Militärcoup gestürzten Premierministers Thaksin Shinawatra einzustufen und kündigte sogleich eine an seinem Amtsvorgänger orientierte Wirtschaftspolitik an. Neben einer lockeren Steuerpolitik will die Regierung mehrere große Infrastrukturprojekte voranbringen, um so die schwächelnde Binnenkonjunktur anzukurbeln. Neben dem weiteren Ausbau der Hochbahn in der Hauptstadt Bangkok ist auch eine aus dem Mekong gespeiste unterirdische Pipeline zur Bewässerung des chronisch trockenen Nordostens geplant. Premierminister Samak bezifferte das Investitionsvolumen seiner Megaprojekte auf 500 Milliarden Baht (ca. 15,2 Milliarden USD).

Auch die thailändische Notenbank (BoT) schwenkte schnell auf den Kurs der neuen Regierung ein und signalisierte ihre Bereitschaft zu Zinssenkungen, um die heimische Wirtschaft zu stützen. Zentralbankgouverneurin Tarisa Watanagase stellte bereits unmittelbar nach der Wahl eine geldpolitische Lockerung zur Unterstützung von Thailands Ökonomie in Aussicht und wich damit von dem zuvor verfolgten Pfad einer strafferen Zinspolitik ab. Die Wachstumsrisiken hätten zuletzt zugenommen, begründete Tarisa die 180-Grad-Wende der BoT und hob zugleich hervor, dass sich die Bedingungen für Thailands Geldpolitik in hohem Tempo verändern würden.

Zudem stellte die „Bank of Thailand“ in Aussicht, dass die ungeliebten Kapitalkontrollen wieder abgeschafft werden könnten, die derzeit von ausländischen Investoren bei allen kurzfristigen Käufen der thailändischen Valuta die Hinterlegung einer 30%igen unverzinsten Reserve bei der Zentralbank erfordern. Die Restriktionen waren im Dezember 2006 eingeführt worden, um den Kursanstieg des thailändischen Baht einzubremsen. Deren Abschaffung würde das Vertrauen ausländischer Investoren wieder erhöhen und ausländische Investitionen anziehen, hofft die neue Regierung, die zuletzt mit ansehen musste, wie Thailands Ökonomie im Rennen mit den asiatischen Nachbarstaaten Vietnam oder den Philippinen an Boden verloren hat.

Schon prognostizierten erste Ökonomen, dass die BoT im laufenden Jahr Zinssenkungen von insgesamt 125 Basispunkten auf dann 2,00% vornehmen werde. Die deutlich höher als erwartet ausgefallenen thailändischen Inflationsdaten im Januar haben jedoch die Aussichten auf eine schnelle Zinssenkung der thailändischen Notenbank wieder verringert. Der Anstieg der Verbraucherpreise in Thailand erreichte mit 4,3% im Jahresvergleich ein Achtzehnmonatshoch und lag damit erheblich oberhalb der im Konsens prognostizierten 3,7%. Im Dezember hatte die thailändische Inflation noch bei 3,2% gelegen. In der Kernrate (ohne Berücksichtigung der Energie- und Lebensmittelpreise) blieb der Anstieg mit 1,2% gegenüber dem Vormonat unverändert. Die thailändische Notenbank setzt in ihrer offiziellen Prognose einen Inflationsanstieg von 3,0% bis 3,5% in diesem Jahr voraus.

Deshalb ist es derzeit am wahrscheinlichsten, dass die „Bank of Thailand“ beim nächsten geldpolitischen Treffen Ende Februar ihren Leitzins noch einmal unverändert lassen wird. Im April ist dann jedoch mit dem Start des Zinssenkungszyklus und einer ersten geldpolitischen Lockerung zu rechnen. Dafür sprechen auch der klare Zinssenkungskurs der US-Notenbank Fed sowie der eingetrübte globale Wachstumsausblick, der die Aussichten für Thailands Ökonomie weiter beeinträchtigt. In diesem Zusammenhang dürfte die BoT darauf setzen, dass das verringerte Weltwirtschaftswachstum den heimischen Preisdruck ab dem zweiten Quartal reduzieren hilft. Der thailändische Zinssenkungszyklus sollte vom aktuellen Leitzinsniveau bei 3,25% bis 2,50% nach unten führen, noch stärkere Zinssenkungen erscheinen jedoch unrealistisch.

Der Kurs des thailändischen Baht legte im Umfeld der jüngsten Geschehnisse bereits deutlich zu. Der Grund war natürlich weniger die Aussicht auf kommende Zinssenkungen als vielmehr die Erwartung, dass das Steuersenkungs- und Konjunkturprogramm der neuen Regierung dem thailändischen Wirtschaftswachstum einen kräftigen Schub verleihen wird. Zudem wird der Baht durch die Aussicht auf eine Abschaffung der Kapitalkontrollen unterstützt, die zu vermehrten ausländischen Kapitalzuflüssen und neuen Direktinvestitionen führen sollte. USD/THB besitzt deshalb das Potenzial, ausgehend von den aktuellen Kursen um die 33er-Marke wieder das Jahrestief von 2007 bei 32,06 anzuvisieren. Darüber hinaus ist für den Fall einer durchgreifenden wirtschaftlichen Erholung sowie der tatsächlichen Stornierung der Kapitalrestriktionen ein fortgesetzter Kursrückgang in die Region von 30,80-31,00 zu erwarten.

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Harald Weygand entschied sich nach dem Zweiten Staatsexamen in Medizin, einer weiteren wirklichen Leidenschaft, dem charttechnischen Analysieren der Märkte und dem Trading, nachzugehen. Nach längerem, intensivem Studium der Theorie ist Weygand als Profi-Trader seit 1998 am Markt aktiv. Im Jahr 2000 war er einer der Gründer der stock3 AG und des Portals www.stock3.com. Dort ist er für die charttechnische Analyse von Aktien, Indizes, Rohstoffen, Devisen und Anleihen zuständig. Über die Branche hinaus bekannt ist der Profi-Trader für seine Finanzmarktanalysen sowie aufgrund seiner Live-Analysen auf Anlegerveranstaltungen und Messen.

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