Kommentar
10:54 Uhr, 29.09.2009

Kursverluste führen zu Käufen

Bis zur Wochenmitte tendierten die internationalen Aktienindizes überwiegend seitwärts. Immer wieder gab es Anzeichen einer möglichen Korrektur. Kursverluste wurden jedoch mehrheitlich für Käufe genutzt. Erst am Donnerstag lösten die schwachen Daten vom US-Häusermarkt einen Kursrutsch aus, der sich auch am Freitag fortsetzte.

USA: Sorge um den Immobilienmarkt

Ohne nennenswerte Meldungen von konjunktureller Seite, tendierten die US-Indizes anfänglich seitwärts. Erst ab Wochenmitte kam wieder mehr Bewegung in das Kursbild. Einen leichten Dämpfer erhielten die Marktteilnehmer nach der Pressekonferenz der US-Notenbank am Mittwoch. Zwar hält die Fed auch weiterhin an ihrer expansiven Geldpolitik fest und zeigte sich erneut optimistischer, was die wirtschaftliche Entwicklung der USA angeht. Ben Bernanke betonte jedoch, dass der Aufschwung womöglich langsamer verlaufen könnte, als in vorangegangenen Rezessionen. Viele Marktteilnehmer zeigten sich hiervon enttäuscht und hielten sich mit Käufen zurück.

Skeptisch wurden aber vor allem die schwachen Absatzzahlen für bestehende Häuser betrachtet. Nachdem hier zuletzt eine Stabilisierung erkennbar war, gingen die Verkäufe nun um 2,7 Prozent zurück. Dem Gebraucht-immobilienmarkt kommt in den USA eine Schlüsselrolle bei der wirtschaftlichen Erholung zu. Hiervon hängt besonders die Wertentwicklung vieler verbriefter Kreditforderungen ab, deren Ausfall den Beginn der Finanzkrise darstellte. Vor allem Banktitel wurden daher im Anschluss von Anlegern gemieden. Darüber hinaus lastete mit dem G20-Gipfel in Pittsburgh ein weiterer Umstand auf Finanzwerten. Die Regierungschefs der führenden Industrieländer einigten sich darauf, dass die Eigenkapitalregeln nach Basel II bis zum Jahr 2011 in allen G20-Ländern verbindlich umgesetzt werden sollen. Während diese in Europa bereits gelten, sind die USA mit der Einführung in Verzug. Weiterhin wurden Anreizstrukturen für das Management diskutiert, die am langfristigen Geschäftsablauf einer Bank ausgerichtet sind. Was viele Bürger begrüßen, hat Anleger jedoch verunsichert. Daher gehörte die Bankbranche zu den größten Wochenverlierern. Die Aktie der Bank of America verlor z.B. fast sechs Prozent an Wert.

Zum Wochenende gab es noch einmal sehr erfreuliche Daten zum US-Verbrauchervertrauen der Uni Michigan. Der beste Umfragewert seit Januar 2008 konnte jedoch die eingetrübte Stimmung nach schwachen Auftragseingängen für langlebige Güter nicht aufhellen. Letztlich gab der Dow Jones Industrial Average auf Wochensicht 1,6 Prozent nach und schloss bei 9.665 Punkten.

Das Kursbild des DAX orientierte sich in der vergangenen Woche stark am Kursverlauf der US-Indizes. Die Ausschläge waren allerdings etwas größer. So erlebte auch das deutsche Börsenbarometer am Donnerstag einen kleinen Schwächeanfall. Dass die Verluste größer ausfielen als in den USA lag auch am enttäuschenden Ifo-Geschäftsklimaindex. Der mit 91,3 Punkten höchste Wert seit einem Jahr signalisiert zwar eine weitere Erholung, angesichts der guten Umfragewerte im ZEW-Index und bei den Sentix-Indikatoren hatten einige Marktteilnehmer jedoch einen höheren Wert erwartet. Auf Einzeltitelebene bildete die Aktie der Commerzbank erneut das Schlusslicht, gefolgt von Thyssen Krupp und Volkswagen.

Der Wahlausgang der Bundestagswahl sollte auf den DAX keine großen Auswirkungen haben. Politische Börsen haben im Allgemeinen kurze Beine und bei vergangenen Wahlen hat sich keine Tendenz herausbilden können, welche Partei eher für Kursgewinne steht. Mit der Mehrheit für Schwarz-Gelb verbindet ein Großteil der Führungskräfte jedoch eine unternehmensfreundliche Politik. In einer ersten Reaktion konnten die Aktien der Energieversorger E.ON und RWE zulegen, da nun eine Laufzeitenverlängerung der Atomkraftwerke im Raum steht.

Ölpreis gibt deutlich nach

Zum Wochenschluss gab der Ölpreis deutlich nach. Rohstoffexperten warnen schon seit Längerem, die aktuelle Notierung trage den Fundamentaldaten nicht Rechnung. Abgesehen von China blieb die globale Nachfrage ungeachtet des nahenden Wirtschaftsaufschwungs schwach. Besonders in den USA quellen derzeit die Lagerstätten für Destillate wie Heizöl und Diesel förmlich über und haben den höchsten Stand seit 1983 erreicht. Nach Ansicht der Organisation Erdöl exportierender Länder (Opec) wird sich an diesem Bild so schnell nichts ändern. Die Nachfrage stabilisiert sich derzeit nur langsam. Auch für den kommenden Monat wird mit einem geringeren Bedarf gerechnet.

Darüber hinaus führt die schwache Nachfrage dazu, dass die Margen der Raffinerien weiter sinken. Der so genannte Crack-Spread, der die Differenz zwischen Rohöl und den Produktpreisen wiederspiegelt, liegt nur noch bei etwa 4 US-Dollar. Mangels Nachfrage wird daher die Produktion sogar gänzlich eingestellt, was die steigenden Rohölvorräte noch zusätzlich begünstigt. Insgesamt notierte das Barrel der Sorte WTI zum Wochenschluss bei 66 US-Dollar und somit 8,4 Prozent unter dem Wert der Vorwoche.

Ausblick

In dieser Woche erwartet uns ein prall gefüllter Kalender mit vielen wichtigen Konjunkturdaten. Nachdem die Verkäufe bestehender Häuser in den USA in der vergangenen Woche schlecht aufgenommen wurden, werden viele Anleger auf den Case Shiller Hauspreisindex schauen. Von besonderer Bedeutung werden wieder einmal die Arbeitsmarktdaten am Freitag sein, die in der Vergangenheit mehrfach das Potenzial hatten, die Aktienmärkte nachhaltig zu bewegen.

Auch in Deutschland werden die Arbeitslosenzahlen für September veröffentlicht. Darüber hinaus könnten die Einzelhandelsumsätze Aufschluss geben, ob die Kauflaune der Bundesbürger gestiegen ist.

Quelle: Union Investment
Gegründet im Jahr 1956, zählt Union Investment heute zu den größten deutschen Investmentgesellschaften. Rund 144,2 Mrd. Euro verwaltete die Gesellschaft per 31. Dezember 2008, davon 91 Milliarden Euro in Publikumsfonds. Die Produktpalette für private Anleger umfasst Aktien-, Renten- Geldmarkt- und Offene Immobilienfonds sowie gemischte Wertpapier- und Immobilienfonds und Dachfonds. Anleger erhalten diese Produkte bei allen Volksbanken, Raiffeisenbanken, Sparda-Banken und PSD-Banken. Rund 4,6 Millionen Anleger nutzen überdies die Depotdienstleistungen der Union Investment.

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