Kommentar
08:54 Uhr, 06.04.2004

Kursrutsch an den Anleihemärkten

Die am Freitag bekannt gegebenen US-Arbeitsmarktdaten lösten an den Anleihemärkten einen Kursrutsch aus. Am Devisenmarkt musste der Euro seine im Wochenverlauf erzielten Gewinne daraufhin wieder abgeben. Die EZB beließ den Leitzins unverändert bei 2,0 Prozent und hat damit allen Zinssenkungsfantasien erst einmal einen Dämpfer verpasst. In der Eurozone überraschten die Konjunkturdaten teilweise positiv.

Die überraschend starken amerikanischen Arbeitsmarktdaten ließen die Renditen beiderseits des Atlantiks in die Höhe schießen. Zehnjährige US-Treasuries rentieren im Vergleich zur Vorwoche um 31 Basispunkte, zehnjährige Bundesanleihen um 21 Basispunkte höher. Damit liegen die Renditen amerikanischer Staatsanleihen wieder über ihren hiesigen Pendants. Mit den zusätzlichen 308.000 Jobs mehren sich in den USA die Chancen auf einen selbst tragenden Aufschwung, nachdem die Februarzahlen noch sehr enttäuschend waren. Die Wahrscheinlichkeit von Zinserhöhungen durch die amerikanische Notenbank hat damit wieder zugenommen. Eine verbesserte Lage am Arbeitsmarkt gilt als Voraussetzung für eine Wende in der Zinspolitik. Allerdings ist nicht mit schnellen Schritten zu rechnen. Die US-Währungshüter werden sicherlich noch einige Monate stillhalten und auf eine Bestätigung der aktuellen Arbeitsmarkttendenzen warten, bevor sie mit einer Straffung der Geldpolitik beginnen. Die Risiken für das kurze Ende sind damit begrenzt, während die langen Laufzeiten weiter unter Druck bleiben sollte.

Die Aussicht auf eine Festigung des Konjunkturaufschwungs in Verbindung mit mittelfristig steigenden US-Leitzinsen sorgten auch am Devisenmarkt für eine kräftige Bewegung. Der Euro gab am Freitag in Erwartung auf eine mittelfristig schrumpfende Zinsdifferenz im Geldmarktbereich zwischen den USA und dem Euroraum zwei Cent ab und fiel damit auf den Stand zum Wochenbeginn zurück.

In den letzten Wochen hatten die Spekulationen zugenommen, die Mitglieder des EZB-Rates könnten bei ihrer Aprilsitzung die Leitzinsen nochmals senken. Doch die Währungshüter beließen den maßgeblichen Hauptrefinanzierungssatz bei 2,0 Prozent. Auch im Rahmen der mit Spannung erwarteten Pressekonferenz von EZB-Präsident Jean-Claude Trichet gab es keine Andeutungen in Richtung einer baldigen Lockerung der Zinszügel. Die EZB bleibt ihrem neutralen Kurs damit treu. Die auf 1,6 Prozent gesunkene Inflationsrate in der Eurozone eröffnet ihr zwar zusätzlichen geldpolitischen Handlungsspielraum, angesichts wahrscheinlich weiter steigender Ölpreise dürfte sie an dieser abwartenden Haltung indes noch einige Zeit festhalten auch im Hinblick darauf, dass auf Konjunkturseite gegenwärtig kein eindeutiger Trend auszumachen ist. Fielen die Zahlen in den zurückliegenden Wochen noch überwiegend enttäuschend aus, so gab es in der Vorwoche positive Überraschungen. Insbesondere die günstige Entwicklung der Einkaufsmanagerindizes sorgte für eine bessere Stimmung. Dabei entwickelten sich sowohl die Einschätzungen zur Produktion als auch zu den Auftragseingängen unerwartet gut. Aus Deutschland wurde zudem ein überraschend kräftiger Anstieg bei den Einzelhandelsumsätzen im Februar vermeldet, was zumindest teilweise auf die Ende Januar wirksam gewordenen Einkommensteuersenkungen zurückgeführt wurde. Das insgesamt verbesserte Konjunkturbild könnte insbesondere die längeren Laufzeiten belasten, wenngleich der Anstieg in der Eurozone geringer ausfallen dürfte als in den USA.

Ausblick: Die Kapitalmärkte dürften ab dieser Woche unter dem verstärkten Einfluss der beginnenden Quartalsberichtserstattung stehen. Gute Unternehmensergebnisse, die zu Kursgewinnen an den Aktienmärkten führen, könnten die Anleihemärkte unter Druck setzen. Von Konjunkturseite stehen vor Ostern nur wenige Zahlen zur Veröffentlichung an. Auf stärkere Beachtung dürften vor allem die Einkaufsmanagerindizes aus dem Servicebereich stoßen. In Deutschland werden zudem Arbeitsmarktdaten und Auftragseingänge bekannt gegeben.

Quelle: Union Investment

Gegründet 1956, zählt Union Investment heute zu den größten deutschen Investmentgesellschaften. Rund 110 Milliarden Euro verwaltet die Gesellschaft per Ende Dezember 2003. Die Produktpalette für private Anleger umfasst Aktien-, Renten- Geldmarkt- und Offene Immobilienfonds sowie gemischte Wertpapier- und Immobilienfonds und Dachfonds. Anleger erhalten diese Produkte bei allen Volksbanken, Raiffeisenbanken, Sparda-Banken und PSD-Banken. Rund 4 Millionen Anleger nutzen überdies die Depotdienstleistungen der Union Investment.

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