Kommentar
11:40 Uhr, 21.04.2008

Kuponberechung auch ohne Mathe-Diplom

Erwähnte Instrumente

  • Kupon Zertifikat auf DAX DE0
    Aktueller Kursstand:  

Zertifikaten wird oft nachgesagt, sie seien für den „einfachen“ Anleger zu intransparent und zu wenig nachvollziehbar. Ein Vorwurf, der nicht von ungefähr kommt, wurden doch in den vergangenen Jahren speziell im Garantiesegment zahlreiche Produkte mit wohlklingenden Namen emittiert, deren Rückzahlungsprofil an einen ganzen „Strauss“ an Bedingungen bezogen auf breite, bunt zusammengestellte Aktienkörbe geknüpft war und deshalb einer Art Lotteriespiel gleichkam. So war die Höhe des Kupons beispielsweise davon abhängig, wie viele internationale „Blue Chips“ an einem bestimmten Tag über einer Barriere oder innerhalb eines Korridors verweilten, wobei je nach Ausstattung bereits einzelne Ausreißer eine „Nullnummer“ bei der Rendite verursachten. Leider wurden und werden noch immer derlei margenstarke Papiere in großer Anzahl an den Bankschaltern unter dem „Mäntelchen“ des Kapitalschutzes vertrieben und das wesentlich umfangreichere eigentliche Zertifikatespektrum dem Investor damit häufig vorenthalten.

Einen etwas anderen Weg beschreiten neuerdings Emittenten wie Merrill Lynch oder die HypoVereinsbank bei ihren Kupon-Express-Varianten, deren Basiswerte sich von vornherein auf allseits bekannte Leitindices wie den DAX oder Euro STOXX 50 beziehen. Zwar gibt es hier keine Garantie, dafür aber einen Puffer von 50 Prozent gegenüber dem Ausgangsniveau, der ähnlich wie bei Bonus-Zertifikaten für die gesamte Laufzeit gilt. Statt einer festen Bonuszahlung ist dabei der Kupon an den jährlichen Bewertungstagen allerdings variabel und von dem Schlusskurs des jeweiligen Index an diesem Termin abhängig. Zu dessen Berechnung muss der Anleger jedoch nicht erst finanzmathematische Kapriolen schlagen oder zugrunde liegende Bezugsverhältnisse berücksichtigen, sondern ganz einfach den aktuellen in den Medien veröffentlichten Indexstand durch 1000 teilen. Als Ergebnis erhält er dann die für das jeweilige Jahr ausgezahlte Rendite zumindest bei den Produkten auf den DAX. Wählt er stattdessen ein „Kupon Express“ auf das europäische Leitbarometer, so muss er den Schlusskurs vor der Division noch einmal schnell mit zwei multiplizieren, was aber wohl auch zu keinen größeren Problemen führen dürfte. So würde sich bei einem maßgeblichen Euro STOXX 50 von 4000 Indexpunkten ein Kupon von acht Prozent (4000 x 2 / 1000) ergeben. Ganz ohne Mathematik geht es eben auch hier nicht. Um aber letztendlich in den Bonusgenuss zu gelangen, ist es natürlich erforderlich, dass sich der Index niemals halbiert hat. Sollte dies dennoch der Fall sein, entfallen ab diesem Zeitpunkt nicht nur alle weiteren Kuponzahlungen, sondern auch der Teilschutz des eingesetzten Kapitals. Das Zertifikat nimmt dann 1:1 an der Entwicklung des Index bis maximal 100 Prozent des Nennbetrags teil. Was wäre ein Express-Papier ohne die Möglichkeit einer vorzeitigen Fälligkeit. Hier muss der Anleger allerdings im Gegensatz zum Kupon-Mechanismus die jeweilige Ausstattung der einzelnen Produkte beachten. So ist bei der HVB beim DAX bereits die 7000er-Marke bzw. das Ausgangniveau beim Euro STOXX 50 am Bewertungstag entscheidend, während Merrill Lynch sein Zertifikat erst ab einem Indexstand von 120 Prozent des Emissions-Levels vorzeitig kündigt.

Der Börse Go Tipp:

Kupon-Express-Papiere eignen sich für Investoren, die auf eine regelmäßige, flexible, aber dennoch leicht nachvollziehbare Auszahlung Wert legen.

DAX Kupon-Zertifikat

Emittent/WKN:

Merrill Lynch / ML0AN5

Laufzeit:

14.05.2013

Preis: (in Zeichnung: 01.04.08-30.04.08)

Ausgabepreis: 100 € zzgl. 2 € Agio

Euro STOXX 50 Kupon-Zertifikat

Emittent/WKN:

HypoVereinsbank / HV555Y

Laufzeit:

28.06.2013

Preis: (in Zeichnung: 19.05.08-13.06.08)

Ausgabepreis: 100 € zzgl. 1,50 € Agio

Autor: Armin Geier, http://www.godmode-trader.de/investmentcertificates/overview

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Armin Geier
Armin Geier

Armin Geier beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren sehr intensiv mit Anlage-Zertifikaten. Begonnen hat sein berufliches Interesse im Jahr 2000, als er bei einem Münchner Internet-Portal über mehrere Jahre die erste Datenbank für diese spezielle Materie aufbauen konnte und dadurch die rasante Entwicklung dieser Spezies damals noch ganz hautnah Produkt für Produkt mitbekam. Wie sehr sich die Zeiten seitdem verändert haben, kann man allein an der Explosion der Produktzahl von anfangs nicht einmal 3.000 auf heute über eine Million Stück erkennen. Bei seinen nächsten Stationen wechselte er dann ganz in den journalistischen Bereich über, ohne seine Vorliebe für die diversen Produktstrukturen aufzugeben, an denen ihm nach wie vor gerade wegen ihrer asymmetrischen Chance-Risiko-Profile sehr gelegen ist. Insbesondere interessiert ihn dabei die Möglichkeit, aus Einzelansätzen langfristig funktionierende Strategien zu entwickeln. Leider wird dieser Zielsetzung seit Lehman vor dem Hintergrund einer immer kurzfristigeren Denkweise an den Märkten von Emittentenseite immer weniger entsprochen. Bei der BörseGo AG/Godmode-Trader ist Armin Geier seit sechs Jahren mit journalistischen Beiträgen in diversen Rubriken und Publikationen als Experte für Anlage-Zertifikate präsent.

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