Kommentar
13:00 Uhr, 15.06.2024

Krypto-ETFs: Der perfekte Wirbelsturm? 21shares im Interview

Welche Käuferschichten die Krypto-ETFs aktuell nachfragen, was für den Erfolg der Ether ETFs spricht und was die Kurstreiber der kommenden Monate sind, erklärt Bernhard Wenger, Head of Northern Europe bei 21shares, im Interview mit BTC-ECHO. BTC-ECHO

In Kooperation mit Ark Investment, dem Asset Manager der Tech-Investorin Cathie Wood, gehört 21shares aus der Schweiz zu den wenigen Bitcoin-ETF-Anbietern in den USA. Groß geworden ist 21shares allerdings mit Krypto-ETPs für die DACH-Region. Im Interview verrät der Head of Northern Europe von 21shares, Bernhard Wenger, wie er die aktuelle Marktlage, insbesondere mit Blick auf die ETFs und ETPs, einschätzt.

BTC-ECHO: Die Bitcoin ETFs können seit ihrem Start im Januar als Erfolg gewertet werden. Wie zufrieden seid ihr als einer der Emittenten mit den Mittelzuflüssen?

Bernhard Wenger: Wir sind sehr zufrieden. Man kann sagen, dass die ersten Monate die Erwartungen übertroffen haben. Dass wir als europäischer Anbieter zusammen mit Ark Investment direkt nach Grayscale, BlackRock und Fidelity kommen, was die Assets Under Management (AuM) angeht, zeigt, dass wir vieles richtig gemacht haben.

Wer sind die Käufer, bislang primär noch Retail-Anleger, oder?

Gerade mit Blick auf Europa, wo wir am längsten aktiv sind, kann man schon sagen, dass es vor allem Privatkunden sind, die die Krypto-ETFs nachfragen, oder auch Family Offices. Die großen institutionellen Investoren wie Versicherungen oder Pensionskassen zählen da sicherlich nicht zu den Early Adoptern. Dieser Umstand hat sich allerdings seit Mitte beziehungsweise Ende letzten Jahres angefangen zu ändern. Seitdem steigt die Nachfrage von institutioneller Seite relativ zur Retail-Nachfrage. Besonders wichtige institutionelle Nachfrager sind Hedgefonds, die die Krypto-ETFs zum Traden respektive für aktive Handelsstrategien nutzen.

Im Bundesstaat Wisconsin gab es jetzt schon den Fall, dass auch eine Pensionskasse eingestiegen ist und Bitcoin ETFs für über 160 Millionen US-Dollar erworben hat. Bleibt es vorerst bei einer Ausnahme?

Es gibt selten Einzelfälle. Es ist schon sehr wahrscheinlich, dass weitere Pensionskassen folgen werden. Auch in Europa sehen wir schon erste Pensionsfonds, die in Krypto investieren. Zuletzt ist ebenfalls das Interesse der Versicherungen gestiegen. Speziell bei den fondsgebundenen Versicherungen können wir uns einen Einstieg in Krypto-ETFs zeitnah vorstellen.

Letztlich profitieren wir hier in Europa von der neuen institutionellen Nachfrage in den USA. Dass sich dort die großen Asset Manager dem Thema angenommen haben, sendet ein Signal an die europäischen Investoren.

Was ist deine Erwartungshaltung für die Ether ETFs in den USA? Werden sie ähnlich erfolgreich sein wie die Bitcoin ETFs?

Ich denke nicht, dass die Ether ETFs in den USA in absoluten Zahlen so erfolgreich sein werden wie die Bitcoin ETFs. Auf der anderen Seite kommt Ether zugute, dass seine Marktkapitalisierung kleiner ist und schon geringere Zuflüsse ausreichen könnten, um einen möglicherweise großen Effekt auf den Kurs zu bewirken. Da das Wertversprechen beziehungsweise der Use Case ein ganz anderer ist als bei Bitcoin, können die Ether ETFs noch einmal andere Investorenbedürfnisse ansprechen. Mit Blick auf die Ether ETPs in Europa können wir aktuell sogar sagen, dass diese stärker nachgefragt sind als Bitcoin ETPs.

Staking ist bei den Ether ETFs in den USA untersagt. Für wie schwerwiegend schätzt du diesen Renditeverlust für die Produktattraktivität ein?

Da sind wir europäischen Investoren schon im Vorteil, weil wir mit unseren ETPs vom Staking profitieren dürfen. Langfristig kann ich mir gut vorstellen, dass es auch für ETFs erlaubt sein wird, Staking zu betreiben. Es ist ja nicht per se verboten. Je mehr sich die regulatorische Situation in den USA aufklärt, desto eher dürfte man auch Staking bei ETFs zulassen. Die Risiken sind schließlich überschaubar und gut zu steuern. Zumal ein ETF oder ein ETP nie zu 100 Prozent Staking betreiben kann, um die Liquidität im Underlying zu gewährleisten.

Für wie wahrscheinlich hältst du die Zulassung weiterer Altcoin ETFs, also beispielsweise eines Solana ETFs?

Regulatorische Entwicklungen vorherzusagen, ist sehr schwierig. Wir waren schließlich auch alle überrascht, dass die Ether ETFs nun doch zugelassen werden sollen. Letztlich kann man einen fahrenden Zug nicht aufhalten, was wiederum nicht bedeutet, dass jetzt jeder kleine Altcoin einen ETF erhält. Das wird sicherlich nicht passieren, da Quantitäts- und Liquiditätskriterien eingehalten werden müssen.

Profitieren von dem ETF-Hype in den USA auch die ETPs hierzulande, auch wenn sie kein “F” im Namen haben?

Definitiv werden unsere ETPs hierzulande dadurch salonfähiger. Auch wenn wir keinen ETF für einen Einzelwert in Europa haben können, besteht schon die Möglichkeit, sobald wir einen diversifizierten Index haben, auch einen ETF mit mehreren Coins in Europa zu emittieren. Schließlich gibt es auch Rohstoff-ETFs in Europa, während es für Gold wiederum nur ETCs gibt.

Dennoch brauchen sich ETPs nicht vor ETFs zu verstecken. Dass man ETFs gegenüber ETPs immer auf ein Podest stellt, ist in diesem Maße nicht gerechtfertigt. ETPs sind eine sichere und in Europa etablierte Anlageform. Wir haben die gleichen Marktteilnehmer, die gleichen Marketmaker etc. wie die ETFs.

Und wo geht produktseitig die Reise hin, wenn gerade die Instis jetzt stärker einsteigen?

Wir erwarten zukünftig eine stärkere Nachfrage nach Indizes beziehungsweise Baskets. Dies wird vor allem dann kommen, wenn die Intra-Krypto-Korrelationen abnehmen, da es dann mehr Sinn ergibt zu diversifizieren. Zukünftig kommen wir immer stärker dahin, dass wir wie im Aktiensektor unterschiedliche Sektoren haben, die unterschiedlich zueinander korrelieren. Beispielsweise wird es dann auch zyklischere und weniger zyklische Krypto-Sektoren geben, die man durch entsprechende Indizes abbilden kann.

Was siehst du als die Kurstreiber in den nächsten Monaten, wird die Geldpolitik eher unterstützend wirken oder eher als Belastungsfaktor?

Was den Markt sicherlich bewegen wird, sind potenzielle Zinssenkungen in den USA. Für Risikoassets wie Bitcoin kann das nochmal ein richtiger Trigger sein. Den makroökonomischen Einfluss auf Bitcoin beziehungsweise Krypto sollte man nicht unterschätzen. Dies in der Kombination mit den weiterhin starken Zuflüssen in die ETFs und ETPs und der institutionellen Adoption verspreche ich mir den perfekten Wirbelsturm nach oben. Am Ende ist das Risiko, nicht dabei zu sein, größer als das Risiko dabei zu sein.

Source: BTC-ECHO

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