Krypto-"Crash", Gedanken zum "Fall" FTX
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Sam Bankman-Fried (SBF) ist ein - nun ehemaliger - junger Krypto-Milliardär. Er ist Gründer und Chef von FTX, einer Krypto-Derivate-Börse. Zudem hat er noch andere Unternehmen wie den "Krypto-Hedgefonds" Alameda Research gegründet.
Bei der Gründung von FTX stand Binance noch zur Seite. In den letzten ein, zwei Jahren wuchs FTX dann zum größten Konkurrenten von Binance heran. Unter anderem basiert(e) der Erfolg von FTX auf tollen Marketing-Aktionen. Nicht nur, dass die Halle des NBA Basketball-Teams Miami Heat nun FTX Arena heißt. Auch der Quarterback-Superstar Tom Brady (Tampa Bay Buccaneers) wurde als Werbegesicht sowie Investor gewonnen.
Zuletzt mischte sich SBF dann in die Regulierungspläne in Sachen Krypto in den USA ein. Die Vorschläge, die er machte, stießen in der Krypto-Welt eher auf Ablehnung. Tatsächlich waren diese auch nicht gut, sondern zielten eher darauf ab, für FTX und damit sich selbst das Beste herauszuholen. Zwar legitim, aber gerade in der Krypto-Welt nicht gerne gesehen. Ich hatte darüber berichtet, siehe: stock3.com/news/binance-ceo-vs-ftx-ceo-wenn-der-streit-vorbei-ist-11454199
Anscheinend war CZ so sauer, dass er via Twitter in Frage stellte, wie liquide FTX ist. Weiter gab es bekannt, dass man bei Binance die dort gehaltenen FTX Token FTT/USD auf den Markt werfen werde, weil man kein Vertrauen mehr habe. Damit wurde nun eine Art "Bankrun" bei FTX ausgelöst, der FTX tatsächlich in der Existenz bedrohte.
Vergleichbar ist das vielleicht mit den Aussagen des ehemaligen Deutsche Bank -Chefs Rolf Breuer, der seinerzeit die Kreditwürdigkeit der Kirch-Gruppe in Frage stellte. Dadurch verlor Kirch das Vertrauen und konnte sich nicht weiter (re)finanzieren, sodass das Medien-Imperium zusammenbrach.
Gestern nun verkündeten CZ und SBF eine "Einigung", laut der Binance den Konkurrenten FTX übernehmen werde. Es wäre ein Bail Out von FTX durch Binance. Allerdings ist diese Einigung noch sehr vage. Denn es gibt dazu bis dato nur eine "nicht-bindende Absichtserklärung" (LOI, Letter Of Intent). CZ stellte daher auch klar, dass Binance die Bücher von FTX intensiv prüfe (Due Dilligence) und jederzeit das Recht habe aus dem Deal auszusteigen.
Daher gab es auch nur eine kurze Erholung bei den Kryptos. Der gesamte Markt wird natürlich durch diese Situation belastet. Denn klar scheint:
Übernimmt Binance FTX wirklich, könnte der Spuk schnell vorbei sein. Dann würden sich die Kryptos auch erholen, siehe die Kursgewinne nach der Verkündigung der Einigung auf Twitter gestern. Übernimmt Binance FTX aber doch nicht, dürfte FTX in die Insolvenz gehen. Nicht umsonst sind alle Auszahlungen bei FTX derzeit gestoppt.
Der "Fall" FTX zeigt im Prinzip sehr gut, wie fragil unser aktuelles Finanzsystem (in der Krypto-Szene TraFi für Traditionelles Finanzsystem genannt) ist.
Denn die Banken, egal ob nun die Commerzbank , die Deutsche Bank oder welche Bank auch immer einem einfallen mag, arbeiten weit aggressiver als FTX. So müssen sie, ganz offiziell, nur einen Bruchteil der Kundeneinlagen als "Sicherheit" vorhalten ("Fractional Reserve Banking"). Wenn es also irgendjemandem, wie auch immer, vielleicht ja durch einen Tweet, gelingen würde, Zweifel an der Liquidität der Deutschen Bank zu säen und in der Folge deren Kunden massiv Geld von ihren Konten abheben würden, wäre die Deutsche Bank noch schneller platt, als es FTX womöglich am Ende sein wird.
Der einzige Unterschied ist hier, dass hinter den Banken natürlich noch der Staat und die Notenbank steht, die im Zweifel "rettend" eingreifen können und wohl auch werden. Wobei auch das ein gefährliches Spielchen ist. Denn eine große Bank kann man vielleicht noch retten, wenn aber gleich mehrere große Banken kippen sollten, wird es brenzlig. Zumal es natürlich auch da Auswirkungen auf das gesamte Finanzsystem geben würde. Diese Situation ist auch gar nicht soweit hergeholt, wie man vielleicht denkt. Man denke an die Pleite von Lehman Brothers...
So bescheiden die Situation an den Krypto-Märkten daher derzeit auch sein mag - sie ist eigentlich ein sehr gutes Beispiel dafür, was im TraFi passieren kann. Ich bin nun wirklich KEIN Crashprophet und möchte daher hier nicht den Teufel an die Wand malen. Aber es gilt eben immer, dass wenn man mit dem Finger auf etwas zeigt, mindestens drei Finger auf einen selbst zurück zeigen.
Soll heißen: Wer Krypto wegen dem "Fall" FTX unseriös etc. findet, kann das gerne tun. Er sollte jedoch im Hinterkopf haben, dass das aktuelle Finanzsystem grundsätzlich weitaus stärker auf Sand gebaut ist als das Krypto-System.
Zumindest das Krypto-System in seinem Ursprung, denn leider kam es auch hier in den letzten Jahren zu gewissen Auswüchsen. Was ich übrigens seit je her durchaus kritisch begleitet habe; so war ich beispielsweise stets ein Gegner der Einführung von Bitcoin-Futures. Diese waren dabei ein erster Schritt in diese (falsche) Richtung. Schauen wir mal, ob man im Krypto-Space daraus lernt. Wenn man nämlich die richtigen Schlüsse zieht, wird das System am Ende stärker aus der derzeitigen "Krise" hervorgehen.
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Ich habe in meinem Leben schon viele Schneeballsysteme gesehen und Krypto ist sicherlich eines davon. Genau deshalb haben wir regulierte Börsen und Finanzmarktteilnehmer.