Krypto 2025 – Predictions Special
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Dieser Beitrag erschien im DACH Insider Ausgabe 09 am 05.01.2025. Der DACH Insider ist das Insider-Journal für die deutschsprachige Digital Assets Industrie. Jeden zweiten Sonntag liefern wir exklusive Analysen und Hintergrundberichte aus dem DACH-Raum. Schau dir hier die komplette Ausgabe an.
Vor zwei Wochen haben wir unseren Krypto 2024 Report veröffentlicht und die neun prägendsten Trends des vergangenen Jahres analysiert. Heute richten wir den Blick nach vorn: Statt den Rückspiegel bemühen wir die Kristallkugel und wagen Prognosen zu den Trends und Entwicklungen, die den Kryptomarkt in den nächsten 12 Monaten prägen könnten.
Dafür haben wir 15 der klügsten Köpfe der deutschsprachigen Krypto-Industrie um ihre Hot Takes für 2025 gebeten. Sie teilten mit uns den Bull Case für Stablecoins, wertvolles Alpha zu den spannendsten Verticals und klare Meinungen zu Themen wie Tokenisierung und strategischen Bitcoin-Reserven.
Die Vorhersagen haben wir in fünf zentrale Kategorien eingeordnet:
- Markt: Adrian Fritz (21Shares), Julius Nagel (w3.wave) und Martin Leinweber (MarketVektor Indexes)
- Infrastruktur: Hilmar Orth (Gelato), Philipp Zentner (LI.FI) und Julian Grigo (Safe)
- Stablecoins: Maximilian von Wallenberg (Iron), Alexander Höptner (AllUnity) und Dennis Dinkelmeyer (Midas)
- Institutionelle Adoption: Martin Quensel (Anemoy & Centrifuge), Alexander Bechtel (DWS) und Christopher Beck (tradias)
- Venture: Jascha Samadi (Greenfield), Simon Dedic (Moonrock Capital) und Yannis Heyken (Cherry Crypto)
Sonderumfrage: Außerdem haben wir alle Experten darum gebeten, bei Fragen wie SOL vs. ETH oder EU vs. Rest der Welt Flagge zu zeigen. Die Ergebnisse findet ihr ganz unten.
PS: Die gleiche Umfrage haben wir auch für euch vorbereitet. Beteiligt euch gerne mit euren Predictions an der Diskussion über 2025. Die Ergebnisse veröffentlichen wir im nächsten Krypto Briefing.
Kategorie I: Marktausblick
Adrian Fritz
Head of Research, 21Shares
2025 wird die institutionelle Akzeptanz deutlich an Fahrt gewinnen. Mit dem Ende der einjährigen Due-Diligence-Phase im Januar und der Aufhebung von Beschränkungen für US-Anlageberater bei Bitcoin-Spot-ETFs könnte das globale Vermögen in Krypto-ETPs auf 250 Milliarden US-Dollar anwachsen. Mindestens ein US-basierter Bitcoin-ETF wird zu den 25 größten weltweit gehören.
DeFi bleibt ein Kernsegment. Anwendungen wie Aave und Uniswap führen den Markt an. Klare Regulierungen bringen mehr Projekte dazu, Gebühren direkt mit Token-Inhabern zu teilen, was die Investitionslandschaft für diese Projekte und deren Token revolutionieren könnte.
Zudem beginnt 2025 Ethereums Umsatzrenaissance: Alternative L1s migrieren zu Ethereum-L2s, während Akteure wie Robinhood, PayPal und Visa eigene L2s starten. Sie nutzen Kosteneffizienz und Skalierbarkeit, um neue Einnahmequellen zu erschließen und die Nachfrage nach dezentralen Anwendungen zu bedienen.
Julius Nagel
General Partner, w3.wave
Ich schaue grundsätzlich mit einem positiven Ausblick auf das Jahr 2025. Auch wenn viele aktuell den perfekten Sturm, oder gar den „Supercycle“ für den Kryptomarkt beschwören, glaube ich, dass das Jahr 2025 durchaus seine Herausforderungen mitbringen wird.
Drei Dinge, auf die ich ganz besonders schaue:
- Strategische Bitcoin Reserve: Wie genau wird sie aussehen? Sprechen wir nur von einem Halten der bereits verfügbaren Coins oder werden die USA wirklich den politischen Prozess umsetzen, um aktiv am Markt zukaufen zu können? Letzteres halte ich für unwahrscheinlich, würde den Markt aber sicherlich massiv noch oben katapultieren.
- Narrative am Markt: Die Rotation zwischen unterschiedlichen Narrativen wird nicht aufhören. Die höchste Conviction habe ich aktuell auf die Bereiche Krypto x AI, DePIN und DeFi.
- Makro: Auch wenn es viele gerne vergessen, das Makrogeschehen gibt den Takt am Kryptomarkt vor. Hierbei schaue ich für 2025 insbesondere auf die Stärke des US Dollars und dessen Auswirkungen auf die globalen Kapitalflüsse.
Martin Leinweber
Director of Digital Assets Research & Strategy, MarketVector Indexes
2025 wird zum Wendepunkt für Utility-Token. Eine regulatorische Klarheit in den USA könnte den Weg für Revenue-Sharing-Modelle ebnen, wodurch Protokolle wie Uniswap und Aave sowohl für Investoren als auch Nutzer deutlich attraktiver werden würden. Projekte, die bisher von regulatorischer Unsicherheit gebremst wurden, dürften massiv profitieren – ebenso wie Ethereum, das als Fundament für viele dieser Innovationen dient.
Der DeFi-Sektor steht bereit, als großer Gewinner hervorzugehen. Mit hohen Gebühreneinnahmen und wachsender Relevanz könnte er Utility-Token endgültig vom spekulativen Image lösen und den Fokus auf echten Nutzen und nachhaltige Wertschöpfung lenken.
Kategorie II: Infrastruktur
Hilmar Orth
Gründer, Gelato & Arrakis
- Wir stehen vor einer Blockspace-Explosion: Große Krypto-Apps wie Polymarket, Fintech-Giganten wie Robinhood und die ersten Tech-Konzerne werden eigene Blockchains starten. Die meisten davon werden Rollups sein, die keinen eigenen Token zur Sicherung benötigen. Ethereum als Rollup-Plattform wird überlastet sein, was die Adoption alternativer DA-Layer wie Celestia massiv vorantreiben wird.
- Die EVM bleibt der Standard: Neue Implementierungen wie MegaETH oder der ABC Stack werden die Skalierbarkeit der EVM um über 100x steigern. Blockchains mit alternativen VMs wie Movement werden Schwierigkeiten haben, Adoption zu finden, da ihre Skalierungsvorteile gegenüber verbesserten EVMs schrumpfen.
- Sovereign Rollups werden Realität: Rollups entwickeln sich von klassischen Layer-2s, die ihren Wert an Chains wie Ethereum binden, hin zu souveränen Systemen, die immer mehr wie eigenständige Layer-1s agieren. Dies wird weiterhin Fragen aufwerfen, wie Ethereum in Zukunft Umsatz generieren kann.
- Neue Layer-1s zu entwickeln ergibt wenig Sinn, wird aber weiterhin aus Gründen der Token-Narrative verfolgt werden.
Philipp Zentner
Gründer, LI.FI
Auch wenn im Krypto-Space viele die Dominanz Ethereums in Frage stellen, werden wir in 2025 einen großen Zufluss an Kapital in Ethereum sehen – was nicht bedeutet, dass ich nicht trotzdem auch für Alt-VMs wie Solana und das Move-Ökosystem (vor allem Sui) ein deutliches Wachstum erwarte.
Auf Infrastruktur-Ebene werden wir mehr und mehr multi-chain Assets sehen (OFTs, NTTs, ITS, xERC20s), während Brücken-Systeme sich immer mehr auf das Intent-/Solver-Design stützen werden, um mit der schnellen Fragmentierung von Assets durch eine Vielzahl neuer L2s und L3s standhalten zu können.
Julian Grigo
Head of Institutions and Fintech, Safe
2025 markiert den Übergang von Infrastruktur zur Anwendung. Layer-2s und Smart-Accounts mit Passkeys machen Self-Custody praxistauglich und sicher für die Masse, indem sie die größte Schwäche von EOA-Wallets – das Risiko des Private-Key-Verlusts – lösen.
Für Endkunden bedeutet das, dass die OpenFi-Vision Realität wird: Smart-Contract-Accounts, die sich nahtlos mit traditionellen Banking-Rails verbinden. Gnosis Pay und Zeal sind gute erste Beispiele. Nutzer erleben dadurch echte und "freie" Kryptoerfahrungen, ohne auf CEXs oder TradFi-Broker angewiesen zu sein.
Kategorie III: Stablecoins
Maximilian von Wallenberg
Co-Founder und CEO, Iron
2025 wird das Jahr der Stablecoins. Im Bull Case könnten wir die eine Billion USD an Issuance sehen, ein 5x Uplift von heute. Ich sehe drei Treiber:
- Institutionelle Stablecoin API Infrastruktur ist ready for prime time: Firmen wie Bridge und Iron.xyz machen FinTechs, Banken und PSPs die Nutzung von Stablecoins genauso einfach wie klassische Banking-as-a-Service Anbieter & Payment APIs.
- Klare Regulierung wie MiCAR: In Europa und eine Pro-Krypto Administration in den USA geben dem ganzen Sektor enormen Schub.
- Starker Inflow klassischer Marktteilnehmer wie Cross Border Payments Firmen, Remittance Plattformen aber auch Player wie Visa & Mastercard für Settlement.
Ich sehe weiterhin eine enorme Dominanz von USD Stablecoins. Gerade für die Kern Use Cases Trading & Payments ist hohe Liquidität & somit enge Spreads von enormer Bedeutung. Jeder Basispunkt zählt.
Alexander Höptner
CEO, AllUnity
US-Stablecoins werden auch 2025 die dominierende Rolle behalten. Tether bleibt mit großem Abstand Marktführer, spielt jedoch auf dem US-Markt keine signifikante Rolle, da Tethers Fokus auf “Banking the Unbanked” außerhalb der USA liegt. Dadurch etabliert sich Tether als das wichtigste Zahlungsmittel außerhalb des Bankensystems.
In der Eurozone werden zahlreiche euro-denominierte Stablecoins entstehen, von denen jedoch nur 2–3 nennenswerte Marktanteile erzielen werden. Proprietäre Coins bleiben weitgehend auf bestehende Kundengruppen beschränkt und spielen außerhalb dieser keine signifikante Rolle. Trotz eines starken Fokus vieler Projekte auf die Tokenisierung werden der Krypto-Derivatehandel und Zahlungsdienste weiterhin den Ausgangspunkt bilden.
Euro-Stablecoins dürften einen Marktanteil von 2–3 % erreichen. Die Tokenisierung der Realwirtschaft wird den EU-Markt voraussichtlich erst ab Ende 2025 maßgeblich beeinflussen.
Dennis Dinkelmeyer
Gründer & CEO, Midas
2025 wird das stärkste Jahr für das Wachstum von USD-Stablecoins. Die globale Marktkapitalisierung aller großen USD-Stablecoins wird von 200 Mrd. auf 600 Mrd. US-Dollar steigen. Die Netzwerkeffekte der führenden USD-Stablecoins werden voll zum Tragen kommen, sodass es keinen Platz für mehr als die Top 3 geben wird. Börsen werden mit eigenen Stablecoins scheitern, und die ersten Banken werden zwar ihre eigenen Ankündigungen machen, aber zu spät kommen, um eine Rolle zu spielen.
EUR- und andere Stablecoins bleiben irrelevant, und MiCAR wird daran nichts ändern. Die viel diskutierte De-Dollarisierung wird sich als Mythos erweisen. Innovative Renditeprodukte wie Cashback-Angebote werden genutzt, um Marktanteile zu gewinnen.
Kategorie IV: Institutionelle Adoption
Martin Quensel
(Mit-)Gründer, Centrifuge & Anemoy
2025 markiert den Durchbruch der institutionellen Adoption auf der Investmentseite. Während sich institutionelle Akteure bisher auf die Begebung von Token konzentrierten, werden sie nun verstärkt direkt mit Stablecoins in Crypto Assets und Real World Assets (RWAs) investieren. Diese Entwicklung wird einen neuen Wachstumsimpuls für Stablecoins schaffen, die zusätzlich von ihrer zunehmenden Nutzung als Onchain-Collateral profitieren.
Die USA setzen durch neue regulatorische Rahmenbedingungen den globalen Standard und festigen ihre Führungsrolle im Krypto- und RWA-Markt. Europa hingegen droht aufgrund fragmentierter und restriktiver Regulierungen ins Hintertreffen zu geraten, während Asien und der Mittlere Osten zunehmend an Bedeutung gewinnen.
Alexander Bechtel
Head of Digital Product Strategy, DWS
Für 2025 könnte sich ein intensiverer Wettbewerb zwischen traditionellen und krypto-nativen Akteuren abzeichnen. Im Rahmen des Krypto-Sommers 2021 haben viele Vertreter des traditionellen Finanzsektors begonnen, eigene Krypto-Projekte zu starten; dazu zählen beispielsweise Verwahr- und Handelslösungen. Diese Initiativen gehen nun nach und nach an den Markt.
Im Bereich der Tokenisierung realer Vermögenswerte (RWAs) erwarte ich, dass Stablecoins die dominierenden Anwendungsfälle bleiben. Es würde mich nicht überraschen, wenn 2025 im Euroraum die Zahl der Stablecoin-Herausgeber und Dienstleister sprunghaft ansteigt.
Die Tokenisierung von regulierten Wertpapieren und anderen Vermögenswerten wird meines Erachtens zwar weiter an Bedeutung gewinnen, sollte jedoch im Konzeptionsstatus bleiben. Auf liquide Zweitmärkte werden wir wohl weiterhin warten müssen und Tokenisierungsprojekte werden vermutlich nur vereinzelt, dafür aber von prominenten Akteuren, realisiert.
Christopher Beck
Gründer, tradias
Für 2025 erwarte ich starke Zuflüsse institutioneller Investoren in Kryptowährungen. Treiber sind eine zunehmend krypto-freundliche Regulierung in der EU und ein erwarteter regulatorischer Kurswechsel in den USA.
Ich rechne damit, dass 2025 die erste US-Großbank ihren Kunden Spot-Handel mit Kryptowährungen ermöglicht. Zudem erwarte ich, dass bis Ende 2025 ETFs für alle Top-10-Kryptowährungen (ohne Stablecoins, basierend auf der heutigen Marktkapitalisierung) in den USA zugelassen werden. Dies dürfte das gesamte verwaltete Vermögen (AuM) von Krypto-ETFs bis Jahresende auf über 250 Milliarden USD steigen lassen.
Kategorie V: Venture
Jascha Samadi
Mitgründer & Partner, Greenfield
Im kommenden Jahr erwarten wir eine deutliche Value-Verschiebung von Infrastruktur-Projekten hin zu Applikationen, den sogenannten Fat Apps. Diese Applikationen stehen durch ihre Nähe zum Endnutzer am Ursprung der Transaktionen und kontrollieren somit den Orderflow. Dadurch sind sie in der Lage, den MEV, also den ökonomischen Wert der Transaktionen, für sich einzufangen – auch dank technischer Fortschritte wie App-Specific Sequencing. Beispiele wie Banana Gun, ein Telegram-Trading-Bot, zeigen schon heute, wie solche Applikationen Infrastrukturprotokolle in ihrer Umsatzkraft übertreffen können. Gleichzeitig wird User Retention immer wertvoller, wovon Plattformen wie Layer3 profitieren werden.
Simon Dedic
CEO & Partner, Moonrock Capital
Im kommenden Jahr erwarten wir einen klaren Schub in vertikalen Anwendungen, die das Potenzial haben, ganze Sektoren neu zu definieren.
- DePIN wird durch Partnerschaften mit realwirtschaftlichem Impact Lösungen für globale Herausforderungen vorantreiben und damit eine Welle an Aufmerksamkeit auslösen.
- Decentralized Science gewinnt als Nischensegment an Zugkraft, mit Projekten, die sowohl wissenschaftliche Innovation als auch wirtschaftliche Erfolge vereinen.
- Decentralized AI wird über KI-Agent-Trading hinausgehen und der Sektor sein, der am meisten Mindshare auf sich vereinen wird.
- Auch NFTs stehen vor einem fulminantem Comeback: Ich erwarte mehrere Auktion in renommierten Galerien und Auktionshäusern zu achtstelligen Beträgen und einzelne neunstellige Verkäufer, die für Schlagzeilen sorgen werden.
- In DeFi werden wir enorme Verbesserungen in der UX sehen, sodass zentralisierte Börsen immer mehr Marktanteile verlieren werden.
Yannis Heyken
Investor, Cherry Crypto
Im Jahr 2025 werden Investoren ihren Blick verstärkt auf Anwendungen richten, die reale Nutzerprobleme lösen und dabei skalierbar monetarisiert werden können. DeFi steht hierbei an vorderster Front.
Mit ausgereifter Technologie, rasant wachsender Akzeptanz von Stablecoins und einer zunehmend klaren Regulierung in der EU entsteht ein professionelles Umfeld, das Vertrauen schafft. Nachdem sich DeFi innerhalb der Krypto-Industrie etabliert hat, wird die Integration in die traditionelle Finanzwelt, insbesondere mit Fintechs, der nächste große Schritt.
Die Synergie ist klar: Fintechs punkten mit benutzerfreundlichem Design und effizientem Marketing, während DeFi die Grundlage für eine innovative und kosteneffiziente Finanzinfrastruktur liefert. 2025 ist das Jahr, in dem DeFi endgültig über die Krypto-Welt hinauswachsen wird.
Umfrage: 7 Fragen
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