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11:54 Uhr, 27.01.2009

Kreditkrise: US-Bürger sparen wieder mehr - wird das so bleiben?

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Washington (BoerseGo.de) – Während des Wirtschaftsbooms von 2002 bis 2007 haben US-Amerikaner erstmals weniger als 1 Prozent des verfügbaren Einkommens gespart. Die Sparrate fiel damit stetig zurück, seitdem sie während der Rezession der 1980er Jahre einen Wert von 12 Prozent erreichte.

Die Aversion der US-Amerikaner gegenüber dem Sparen liegt vor allem darin begründet, dass die Haushaltseinkommen durch die steigenden Immobilien- und Aktienpreise stetig wuchsen. Das Wall Street Journal berichtet, dass durch den steigenden Aktienmarkt in den späten 1990er Jahren das Gefühl, sparen zu müssen, immer weniger wurde. Nach der Rezession in 2001 stieg die Sparrate zwar wieder ein wenig, ging dann aber dank steigender Immobilienwerte auch wieder zurück. Es erschien US-Amerikanern nicht sinnvoll, zu sparen.

Nach Meinung des McKinsey Global Institute ist der Rückgang der Sparrate auch mit der Baby Boomer Generation zu erklären. Sie hat weniger gespart und mehr konsumiert, was den Großteil des Rückgangs erkläre.

Amerikaner haben „über ihren Verhältnissen“ gelebt und damit die aktuelle Krise mit ausgelöst. Schätzungen von Merrill Lynch zufolge besitzt ein Durchschnittshaushalt in den USA langlebige, nicht mit dem Haus verbundene Wirtschaftsgüter im Wert von 40,000 US-Dollar, was einer Verdreifachung seit den 1980er Jahren entspricht.

Seit dem Beginn der Wirtschaftskrise im letzten Jahr ist die Sparrate wieder angestiegen. Das ist wenig überraschend, betrachtet man sich die gefallenen und weiterhin volatilen Aktienkurse, die rückläufigen Immobilienpreise, das niedrige Verbrauchervertrauen und die miserable Situation am Arbeitsmarkt. Im November sparten US-Amerikaner schon wieder 2,8 Prozent ihres verfügbaren Einkommens.

Viele Experten rechnen mit einem Anstieg der Sparrate auf 5 Prozent. Volkswirte von Macroeconomic Advisers und von Oxford Economics gehen davon aus, dass die US-Wirtschaft erst wieder im Jahr 2011 zu einer nachhaltigen Erholung ansetzen wird. Zu diesem Zeitpunkt wird die Sparrate bei 2,5 bis 4,5 Prozent liegen und auch im Zuge der Erholung der Wirtschaft nur geringfügig fallen. Die niedrigen Sparraten aus den Jahren 2002 bis 2007 würden nicht wieder erreicht, da die Kreditkrise viele Amerikaner zum Umdenken bewegt habe.

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Über den Experten

Jochen Stanzl
Jochen Stanzl
Chefmarktanalyst CMC Markets

Jochen Stanzl begann seine Karriere in der Finanzdienstleistungsbranche als Mitbegründer der BörseGo AG (jetzt stock3 AG), wo er 18 Jahre lang mit den Marken GodmodeTrader sowie Guidants arbeitete und Marktkommentare und Finanzanalysen erstellte.

Er kam im Jahr 2015 nach Frankfurt zu CMC Markets Deutschland, um seine langjährige Erfahrung einzubringen, mit deren Hilfe er die Finanzmärkte analysiert und aufschlussreiche Stellungnahmen für Medien wie auch für Kunden verfasst. Er ist zu Gast bei TV-Sendern wie Welt, Tagesschau oder n-tv, wird zitiert von Reuters, Handelsblatt oder DPA und sendet seine Einschätzungen über Livestreams auf CMC TV.

Jochen Stanzl verfolgt einen kombinierten Ansatz, der technische und fundamentale Analysen einbezieht. Dabei steht das 123-Muster, Kerzencharts und das Preisverhalten an wichtigen, neuralgischen Punkten im Vordergrund. Jochen Stanzl ist Certified Financial Technician” (CFTe) beim Internationalen Verband der technischen Analysten IFTA.

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