Kreditkrise an Rohstoffmärkten angekommen
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Die Kreditkrise und die damit verbundene Erwartung einer merklichen Abkühlung des weltweiten konjunkturellen Umfelds sind an den Rohstoffmärkten angekommen. Die Marktteilnehmer rechnen nunmehr für die kommenden Quartale mit einer schwächeren Rohstoffnachfrage, was sich in fallenden Preisen widerspiegelt. Im Vergleich zum Vormonat liegen derzeit alle Rohstoffnotierungen im Minus.
Energie: Eine längst fällige Preisabwärtskorrektur hat bei Rohöl- und bei Ölproduktpreisen eingesetzt. Der Zug ist jedoch noch nicht in voller Fahrt. Wir erwarten weitere Abstiege in Richtung fundamental gerechtfertige Niveaus, bevor erneut nachhaltige Preisanstiege anstehen.
Edelmetalle: Die Eigenschaft des sicheren Hafens kann bei den Edelmetallen derzeit zwar den Preisrückgang nicht verhindern, doch im Vergleich zu anderen Rohstoffuntergruppen halten sich diese recht wacker.
Grundmetalle: Am stärksten leiden zurzeit die Grundmetalle, von denen viele sogar im Vorjahresvergleich im negativen Terrain liegen. Wir rechnen nicht zuletzt wegen des sich abschwächenden globalen konjunkturellen Umfelds mit weiteren Preisrückgängen. Der Boden dürfte spätestens gegen Jahresmitte 2008 erreicht werden.
Ölpreis - ist die Trendwende nach unten vollzogen?
1. Aktuelles: Es gibt erste Anzeichen für eine Trendwende bei der Ölpreisentwicklung. Er fiel Ende November unter die Marke von 90 US-Dollar pro Barrel. Zugleich gab es in den vergangenen Wochen nicht allzu viel Bewegung bei der Positionierung der Spekulanten.
2. Fundamentale Faktoren: Trotz der ansatzweise erfolgten Preiskorrektur sind die derzeitigen Ölpreisniveaus durch Fundamentaldaten noch immer nicht zu rechtfertigen. Dies ist auch die Meinung der OPEC-Länder, die bei ihrem letzten Treffen am 5. Dezember die offizielle Förderquote unverändert ließen. In der Begründung hieß es, der Markt sei weiterhin ausreichend mit Rohöl versorgt, und die Öllager befänden sich auf einem komfortablen Niveau, daher bestehe kein Bedarf für einen höheren Output. Im Übrigen gilt seit dem 1. November die im September beschlossene Anhebung der offiziellen OPEC-Förderquote um 500.000 Barrels pro Tag. Die offizielle und die tatsächliche OPECFörderquote stimmten somit im November das erste Mal seit einem Jahr wieder weitgehend überein. Für das weltweite Ölangebot liegt der aktuellste Wert für Oktober vor. Demnach stieg die Ölproduktion global kräftig an. Die weltweite Nachfrage dürfte sich hingegen im vierten Quartal etwas abschwächen. Vor allem, weil sich die Konjunktur in einigen großen Wirtschaftsräumen der Welt merklich abkühlen wird. Zudem dürfte der Heizbedarf nicht übermäßig hoch sein. Nach den Prognosen des US-Klimaforschungsinstituts NOAA wird der US-Winter 2007/08 in weiten Teilen des Landes überdurchschnittlich warm sein. In der Tendenz sollte sich der Rohölmarkt von der fundamentalen Seite im vierten Quartal entspannen.
3. Unsere Meinung: Wir sind nach wie vor der Meinung, dass ein durch Fundamentaldaten bestimmter Ölpreis im Bereich von unter 75 US-Dollar liegt, und erwarten, dass der Ölpreis auf Sicht der kommenden Monate dieses Niveau wieder erreicht. Im Jahresverlauf 2008 dürfte der monatsdurchschnittliche Rohölpreis zum Sommer hin merklich über dieses Niveau ansteigen und gegen Jahresende wieder bei 75 US-Dollar ankommen.
Goldpreis verfehlt Allzeithoch
1. Aktuelles: Der Goldpreis verfehlte knapp sein Rekordniveau aus dem Jahr 1980. Ende November notierte er in der Spitze bei 836 US-Dollar pro Feinunze, nur gut 30 US-Dollar entfernt vom Allzeithoch. Zum einen treibt der rekordverdächtige Optimismus der Spekulanten den Goldpreis nach oben. Die Netto-Long-Positionierung der nichtkommerziellen Händler war noch nie so hoch wie derzeit. Zum anderen ist die schwache USWährung in Verbindung mit Inflations- und Konjunkturängsten ein ursächlicher Preistreiber.
2. Fundamentale Faktoren: Ähnlich wie beim Rohöl sind die hohen Preisniveaus auch bei Gold nicht auf die fundamentalen Knappheitsverhältnisse zurückzuführen. Das weltweite Goldangebot stieg im dritten Quartal 2007 bedeutend um 30 % an, was in erster Linie einer Ausweitung der Minenproduktion zu verdanken ist. Die globale Nachfrage legte im selben Zeitraum um nur 3 % zu. Hierbei ging die wichtigste Nachfragekomponente, die Schmucknachfrage, sogar zurück. Den deutlichsten Anstieg verzeichnete die Nachfrage für ETFs und andere Formen der Finanzanlage, die im dritten Quartal insgesamt mit fast 15 % ein höheres Gewicht erlangt haben als die industrielle Goldnachfrage (12 %). Wir sehen auch für das laufende Quartal und für das Jahr 2008 keine nennenswerte Verschärfung der Knappheitsverhältnisse am Goldmarkt. Im Jahresdurchschnitt dürften die Nachfrage sowie das Angebot leicht rückläufig sein. Bei Gold werden auch in den kommenden Quartalen andere Faktoren als die Fundamentaldaten richtungsweisend für die Preisentwicklung sein.
3. Unsere Meinung: Der Goldpreis wird in den nächsten Monaten und Quartalen stark davon abhängen, wie sich die größten Volkswirtschaften der Welt und die Stimmung an den internationalen Finanzmärkten entwickeln werden. Wir rechnen auf Sicht von 12 Monaten mit einer Entspannung der konjunkturellen und der Finanzmarktsituation, sodass sich die Sorgenfalten bis dahin etwas glätten sollten. Zudem erwarten wir eine leichte Festigung des USDollar, sodass der Goldpreis auf Sicht von 12 Monaten merklich nachgeben dürfte.
Aluminiumpreis mit weiterem Abwärtsspielraum
1. Aktuelles: Aluminium ist zwischen dem Frühjahr und Mitte September 2007 merklich billiger geworden. Seit dem Herbst wurden erneut Preisanstiege verzeichnet, die zuletzt jedoch wieder zum Teil rückgängig gemacht worden sind.
2. Fundamentale Faktoren: In den vergangenen Monaten hat sich der Aluminiummarkt fundamental nur wenig verändert. Der Produktionsanstieg in China verlangsamte sich im September und Oktober auf durchschnittlich ein Prozent, während in den vergangenen 12 Monaten noch durchschnittlich 2,4 % Produktionszuwachs verzeichnet worden war. Die Produktion in anderen Regionen konnte dies nicht überkompensieren (auch weil der Anteil Chinas an der weltweiten Aluminiumproduktion zuletzt 53 % betrug). So verharrte die weltweite Produktionsausweitung in den vergangenen Monaten bei nur durchschnittlich 0,5 %. Auch wenn China viel von dem produzierten Aluminium selbst konsumiert, belaufen sich die chinesischen Nettoexporte auf ein Volumen, das den Weltmarkt beeinflusst. Seit Juli sind die Nettoexporte Chinas rückläufig gewesen, was auch auf eine höhere Steuerbelastung beim Aluminiumexport zurückzuführen ist. Ein Indikator für die Enge am Aluminiummarkt ist die Situation bei den Lagerbeständen. Die seit Jahresanfang anhaltende weitgehende Stagnation (mit einer recht großen Schwankungsbreite) setzte sich auch zuletzt fort. Die Aluminiumlagerbestände befinden sich zwar auf einem recht niedrigen Niveau, doch ein eindeutiger Abbautrend ist nicht zu erkennen. Die globale Aluminiumnachfrage dürfte in den kommenden Quartalen unter der Abkühlung der Weltkonjunktur leiden und nur noch in verlangsamtem Tempo ausgeweitet werden. Aus fundamentaler Sicht ist der Aluminiummarkt insgesamt als solide einzuschätzen.
3. Unsere Meinung: Nicht zuletzt wegen der bevorstehenden Konjunkturdelle in wichtigen Industrieländern deuten die Zeichen bei der Aluminiumpreisentwicklung auf Sicht von 3 Monaten eher nach unten. Eine nachhaltige Stabilisierung des Preisniveaus erwarten wir aber auf Sicht von 6 und 12 Monaten.
Quelle: DekaBank
Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von mehr als 135 Mrd. Euro und über fünf Millionen betreuten Depots gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.
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