Kommentar
23:50 Uhr, 15.02.2010

„Krankes Geld – Kranke Welt“

Warum konnten Menschen wie Marc Faber, Peter Schiff, James Turk, David Morgan, Ron Paul, Lew Rockwell, Doug French, Tim Woods, Guido Hülsmann, Thorsten Polleit diese Krise vorhersagen?

Weil Sie Anhänger der „Österreichischen (oder Wiener) Schule der Ökonomie“ sind und mit dem nötigen Rüstzeug ausgestattet sind, diese wirtschaftliche Welt realistisch zu betrachten und bewerten.

Die meisten der oben angeführten Personen kommen aus den USA. Aber was geschieht im Ausgangsland dieser Schule? In Österreich?

Ja, auch hier tut sich etwas. Einer der jungen Vertreter dieser Schule Gregor Hochreiter hat vor kurzem sein Buch „Krankes Geld – Kranke Welt“ herausgebracht und ich möchte Ihnen dieses heute vorstellen und erklären, warum ich Ihnen dieses Buch wirklich ans Herz legen will.

Im Gegensatz zu amerikanischen Autoren (wie Tom Woods in Meltdown) kommt in diesem Buch eine Europäische Sichtweise zu tragen. In dem viele Daten der heutigen EZB und der europäischen Geschichte als Vergleichspunkte für die heutige Situation verwendet werden.

Die ersten beiden Kapitel behandeln die beiden Hauptthemen der Österreichischen Schule.

- Kapitel 1 Geld, Inflation, Teuerung

- Kapitel 2 Die Konjunkturtheorie

Wer diese beiden Themen verstanden hat, sieht die Welt mit anderen Augen und dieses Buch kann sicherlich eine Hilfe dabei sein.

Kapital 1: Geld, Inflation, Teuerung

In diesem Buch werden einige Problematiken mit interessanten Vergleichen dargestellt. Eines der interessantesten „Bilder“ ist das der „Zentralbanken als Schlussstein“. Ich zitiere:

„Sie (die Zentralbanken) sind der Schlussstein in der Kuppel der gegenwärtigen Finanzarchitektur, der die Kuppel eine Zeit lang vor dem Zusammenbruch bewahrt. Ohne diesen Stein wäre das Gebäude, das auf Sand gebaut ist, schon lange zusammengebrochen.

Insofern ist es relativ müßig, darüber zu diskutieren, ob die Profiteure dieses Systems die privaten Geschäftsbanken, oder die dem Staat zuzuordnenden Zentralbanken sind. Sie stützen sich gegenseitig, ... “

Für mich die beste bildliche Beschreibung die ich zu diesem Thema bisher gelesen habe.

Auch ein literarischer Ausflug wird mit Stefan ZweigsDie Welt von Gestern“ gemacht. Stefan Zweig beschreibt dabei die Stimmung in Österreich und Deutschland der Zwischenkriegszeit ausgelöst von einer Hyperinflation.

„Welch eine wilde, anarchische, unwahrscheinliche Zeit jene Jahre, da mit dem schwindenden Wert des Geldes alle anderen Werte in Österreich und Deutschland ins Rutschen kamen! Eine Epoche begeisterter Ekstase und wüster Schwindelei, eine einmalige Mischung von Ungeduld und Fanatismus. Alles,. was extravagant und unkontrollierbar war, erlebte goldene Zeiten: Theosophie, Okkultismus, Spiritismus, Somnambulismus, Anthroposophie, Handleserei, Graphologie, indische Yogalehren und paracelsischer Mystizismus. Alles was äußerste Spannungen über die bisher bekannten hinaus versprach, jede Form des Rauschgifts, Morphium, Kokain, und Heroin, fand reißenden Absatz, in den Theaterstücken bildeten Inzest und Vatermord, in der Politik Kommunismus oder Faschismus die einzig erwünschte extreme Thematik; unbedingt verfemt hingegen war jede Form der Normalität und der Mäßigung.!

Erinnert Sie das auch irgendwie an die heutige Zeit?

Es werden im Buch die wesentlichen Irrtümer in der Denkweise der Gesellschaft wie: „Was ist Inflation und was Teuerungerklärt. Ohne die Österreichische Schule würde ich die ganzen Zusammenhänge von Ursache und Wirkung in diesem Zusammenhang nicht begriffen haben.

Für mich beinhaltet dieses Buch auch einen neuen Begriff: die Hyperteuerung, was eine Ergänzung/Richtigstellung des Begriffes Hyperinflation (aus österreichischer Sicht) darstellt.

Die Hyperinflation/teuerung wird in diesem Buch ausführlich beleuchtet und erklärt. Ich nehme mir jedenfalls vor, in meinen hinkünftigen Publikationen den Begriff Hyperteuerung anstelle von Hyperinflation zu verwenden.

Für mich ist der Abschnitt „Die direkte Nachfrage nach Inflation durch die Wähler“ einer der besten und wichtigsten Abschnitte in diesem Buch. Darin legt der Autor dar, dass das Volk von der „Droge Inflation“ abhängig geworden ist und die Wahrheit nicht hören will. Das macht es so schwierig, unsere Mitmenschen von den notwendigen Änderungen im täglichen Leben zu überzeugen, aber wir müssen uns dieser Aufgabe einfach stellen!

Kapitel 2: Konjunkturtheorie

Hier werden neben der klassischen Erklärung der Österreichischen Schule auch historische Vergleiche (z.B. der „Große Krach von 1873 in Österreich-Ungarn“ gezogen. Als Einstieg in diese Thematik ist dieses Kapitel sicherlich sehr hilfreich.

Für mich als mit Vorwissen beschlagenen sind die letzten drei Abschnitte „Die Macht der Illusion“, „Katastrophenhausse“ (mit einer Auseinandersetzung der „Endzeitstimmung im Führerbunker 1945“) und „Zusammenfassung“ die absoluten Highlights dieses Kapitels.

Kapital 3: Börsenkrach 1929 und die Große Depression

Auch ich habe mich in meinem Artikel „Daten zu den 30er Jahren“ mit dieser Thematik beschäftigt. Hier wird diese ausführlicher und sicherlich professioneller als bei mir dargestellt. Ausgangspunkt ist (wie auch bei mir) das Buch von Murray RothbardsAmerica’s Great Depression

Kapitel 4: Die Perspektiven der Wirtschaftskrise

Nach einer lesenswerten Einleitung: (hier ein kleiner Auszug)

„Das Unheil ist angerichtet. Die Krise steht nicht nur vor der Tür, sie greift immer mehr um sich. ... Eine Krise verlangt allen voran Entscheidungen – von jedem einzelnen Menschen, aber auch von der Gesellschaft als Ganzes.“

zeigt der Autor drei mögliche Wege in die Zukunft:

  • der drohende Totalitarismus (mit einer beeindruckenden Darstellung des „Wohlfühl-Totalitarisums des Versorgungsstaates“)
  • Schleichender Abstieg (mich hat dabei die Darstellung, wie der Untergang des Alten Rom durch den immer größeren Wohlfahrtsstaat vorangetrieben wurde, tief bewegt)
  • Aufbruch in die Realität

Im Abschnitt „Schleichender Abschnitt“ wurde folgende Aussage gemacht:

„Somit liegt im Kleinen der Schlüssel zur nachhaltigen Veränderung. Im Kleinen kann man wirken, selbst wenn draußen der Sturm tobt. Und im Kleinen kann man die ersten, fast unscheinbaren Erfolge wahrnehmen. Selbst eine schwach flackernde Kerze durchbricht im Kleinen die Finsternis, auch wenn sie – noch nicht – einen größeren Raum zu erhellen vermag.“

Dies ist für mich eine der Kernbotschaften von Gregor Hochreiter und eine Aufforderung an jeden einzelnen, etwas zur Verbesserung unserer Gesellschaft zu tun. Auch ich bin der Meinung, dass jeder etwas tun kann. Mit Familie, Freunden und Nachbarn hat man einen guten Ausgangspunkt. Denn wer zählt mehr?

Es wird auch der „Scheinwert Staatsanleihe“ zerlegt und in „Auf die Hyperinflation spekulieren“ aus ökonomischer, wie aus moralischer Sicht.

Wer meine Artikel gelesen hat, kennt ja meine Meinung: In den folgenden Systemzusammenbruch sollte man tunlichst nicht mit Schulden gehen. Es kann bei diesem Crash die Schuldner (finanziell) total auslöschen und nicht wie in der Vergangenheit (teilweise) bevorzugen.

Auch wird eine „letzte Rückversicherung“ dargestellt. Einmal dürfen Sie raten worum es sich dabei handelt: GOLD und SILBER! Diese werden in dem Buch als „eiserne Reserve“ dargestellt. Die gewählte Darstellung ist sicherlich hilfreich, sein persönliches Umfeld von der Notwendigkeit in (physisches) Gold und Silber zu investieren, zu überzeugen.

Der Abschnitt „Aufbruch in die Realität“ ist sicherlich der originärste Teil von Gregor Hochreiters Buchs. Hier zeigt er einen Weg auf, der sicherlich für viele ein kurzfristiges Horrorszenario darstellt, aber für die Gesundung unserer Gesellschaft und Wirtschaft notwendig ist, um nicht in den Totalitarismus oder Schleichenden Abstieg zu verfallen.

Eines ist jedenfalls klar, dass unser Weg keinesfalls einfach wird!

Es gibt wenige Ökonomen, die in Ihr Werk auch die Themen Moral, Tugend und Religion einfließen lassen. Gregor Hochreiter ist einer der wenigen, der in diesen Themen absolut bewandert ist und auch diese Gebiete in seinem Buch beleuchtet.

Für mich wäre es toll gewesen, wenn dieser Teil viel ausführlicher behandelt werden würde. Das hätte den Umfang des Buches wahrscheinlich gesprengt. Hoffen wir somit auf ein Nachfolgewerk. Meine Titelvorschläge:

Gesundes Geld – Rettet die Welt oder

Gesundes Geld – Verbessert die Welt

Im Kapitel 5 wird eine kurze Einführung in die Österreichische Schule der Ökonomie vorgenommen.

Im Großen und Ganzen teile ich die Meinungen des Autors voll inhaltlich (auch wenn ich manchen Kleinigkeiten anderer Ansicht bin) und kann dieses Buch nur wärmstens empfehlen.

Zum Abschluss noch ein Punkt der mir in diesem Buch jedenfalls fehlt. Ein Stichwortverzeichnis. Im Prinzip ist es ein tolles Nachschlagewerk, ein Stichwortverzeichnis dabei sicherlich hilfreich wäre. Vielleicht in der (hoffentlich erscheinenden) 2. Auflage?

Conclusio:

Für alle die sich in die Österreichische Schule einlesen wollen und eine „Europäischen Sichtweise“ der Wirtschaftskrise kennenlernen wollen, ist dieses Buch wirklich zu empfehlen.

Der Autor zeigt geschichtliche Parallelen der aktuellen Situation von der Depression der 1930er bis zum Alten Rom.

Es wäre aber nicht Gregor Hochreiter wenn er nur die Probleme aufzeigen würde. Er gibt auch einen klaren Ausblick, was in der nahen Zukunft geschehen kann. Keiner der drei von ihm beschriebenen Wege wird einfach. Es liegt jedenfalls an uns, der Gesellschaft, welchen Weg wir beschreiten.

Deshalb meine Bewertung des Buches:Absolute must read

Sie können mich unter der E-Mail-Adresse a.mostfee@gmx.at erreichen.

Haftungsausschluss:

Dieser Artikel wurde zur Information der Leser zum besseren Verständnis der Materie verfasst. Die dargelegten Argumente spiegeln die Meinung des Autors wider und erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Ich möchte mit diesem Artikel keine professionelle Dienstleistung erbringen. Für eine professionelle Beratung sollten Sie sich an einen professionellen Berater wenden.

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