Kräftige Kursschwankungen an den Börsen
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Im August stand das Geschehen an den internationalen Aktienmärkten im Bann der Ölpreisentwicklung. Die Preisausschläge des "Schwarzen Goldes" sorgten für hohe Volatilitäten an den Börsen und gerade in den technologieorientierten Segmenten für eine negative Monatsbilanz. Auf der Gewinnerseite hingegen befanden sich die osteuropäischen Aktienmärkte, die mit Russland an der Spitze erfreuliche Kurssteigerungen vorweisen konnten.
Deutschland/Europa
Schwächephasen für Zukäufe nutzen: Der Ölpreis spielte im Berichtsmonat an den europäischen Aktienbörsen eine ebenfalls marktbeherrschende Rolle. Analog zu den USA hatten auch hier die kräftigen Preisausschläge des "Schwarzen Goldes" anfänglich zu heftigen Kursrückschlägen und dann zu deutlichen Erholungsbewegungen geführt. Hinsichtlich der konjunkturellen Entwicklung wurden keine neuen Erkenntnisse gewonnen. Die Situation in Euroland bleibt verhalten. Von Unternehmensseite kamen oftmals positive Ertragsmeldungen, doch wurden die weiteren Perspektiven mit Vorbehalt beurteilt. Insgesamt fiel die August-Bilanz in Europa zumeist negativ aus. So musste etwa der DAX, welcher zuletzt die psychologisch wichtige Linie von 3.800 Punkten unterschritt, einen Verlust von nahezu drei Prozent hinnehmen. An den technologieorientierten Marktsegmenten fielen die Einbußen wie im TecDAX mit gut acht Prozent wesentlich kräftiger aus.
Die europäischen Aktienmärkte befinden sich wie ihre US-Pendants weiterhin in einer Übergangsphase. Fragen nach dem zukünftigen Wachstumspfad und der Gewinnentwicklung auf Unternehmensseite dürften das Marktgeschehen in nächster Zeit beherrschen und auch mit Blick auf den Ölpreis zu verstärkten Kursschwankungen und letztendlich Belastungen führen. Da allerdings Europa mit Zeitverzögerung zu den USA eine konjunkturelle Erholung erleben wird, bleiben die Märkte unterstützt. Derzeit gehen wir davon aus, dass aufgrund der sehr schlechten Stimmung unter den Investoren und bei rückläufigem Ölpreis mit einer Gegenbewegung nach oben zu rechnen ist. Die sich bietenden Anlagemöglichkeiten sollten gerade in Europa genutzt werden.
Osteuropa
Aufwärtsbewegungen: Die osteuropäischen Aktienmärkte wiesen im August erfreuliche Kurssteigerungen auf. Insbesondere die russische Börse präsentierte sich mit einem Anstieg im RTS-Index von über acht Prozent nach den Rückschlägen der letzten Monate in deutlich erholter Verfassung. Positive Wirtschaftsmeldungen stimulierten trotz anhaltender Yukos-Affäre das Geschehen. Vor allem die im ersten Halbjahr um 35 Prozent gestiegenen ausländischen Direktinvestitionen (gg. 1.Hj 2003) ermutigten, denn sie unterstrichen, dass Russland nach wie vor ein begehrtes Anlageziel ist. Darüber hinaus zeigte der für Juli veröffentlichte BIP-Anstieg von annualisiert sieben Prozent, dass sich das Wirtschaftswachstum weiterhin auf hohem Niveau befindet. Am ungarischen Aktienmarkt galt das Interesse der Anleger den Zinssenkungsmaßnahmen der Notenbank sowie den politischen Veränderungen an der Regierungsspitze. Stärker als erwartet senkte die Notenbank den Leitzins um 50 Basispunkte auf jetzt elf Prozent. Auf politischer Ebene wurde die Nominierung des neuen Ministerpräsidenten verfolgt. Besonders wichtig für den Markt war in diesem Zusammenhang die zunehmende Wahrscheinlichkeit, dass der als Garant für den Reformprozess in Ungarn stehende Finanzminister im Amt bleiben wird. Der Aktienmarkt reagierte ausgesprochen positiv und eilte von einem Rekordstand zum nächsten. In Polen und Tschechien hingegen hatten Zinserhöhungen von 50 bzw. 25 Basispunkten nochmals den kräftigen konjunkturellen Wachstumspfad unterstrichen.
Russland und Ungarn bleiben Anlagefavoriten: Dem russischen Aktienmarkt stehen wir trotz der in den letzten Monaten gesehenen Kurskorrekturen im Zusammenhang mit der Yukos-Affäre nach wie vor positiv gegenüber. Zwar ist das Yukos-Problem bei weitem noch nicht gelöst und auch die Restrukturierungen im Bankensektor dürften zwischenzeitlich immer wieder für Unruhe sorgen, doch gibt es erste Anzeichen, dass sich der Markt von den Geschehnissen erholt. Hierzu gehört die Belebung im Segment der Mid und Small Caps, welche ermutigend ist. Darüber hinaus wird die russische Börse weiterhin von robusten Wirtschaftsdaten gestützt, wobei die Schätzungen für das BIP-Wachstum 2004 bei rund 6,5 Prozent liegen. Angesichts des hohen, für die russische Wirtschaft sehr vorteilhaften Ölpreises dürften die Prognosen noch weiter nach oben revidiert werden, wobei die Spanne bis 8 Prozent reicht. Das erfreuliche konjunkturelle Umfeld spiegelt sich auch in der vergleichsweise festen Verfassung des russischen Aktienmarktes in diesem Jahr wider. Trotz Yukos-Belastungen und Terroranschlägen konnte der RTS-Index in Euro gerechnet einen Zuwachs von rund sieben Prozent verbuchen (DAX: -4,5%). Werte wie Lukoil und Gazprom, die zu unseren Favoriten zählen, erzielten dabei Gewinne von jeweils knapp 31 Prozent. Dies bestärkt uns in unserer Ansicht, dass die fundamental positiven Rahmenbedingungen sowie die angestrebten Reformprogramme für Wirtschaft und Unternehmen eine Anlage am russischen Aktienmarkt gerade unter längerfristigen Aspekten weiterhin attraktiv sind. Vorsicht wäre allerdings geboten, wenn - wovon wir nicht ausgehen - die größte Produktionsstätte von Yukos zu einem sehr niedrigen Preis an ein Staatsunternehmen verkauft wird. Neben Russland favorisieren wir den ungarischenAktienmarkt. Mit einem KGV von rund zehn auf Basis der Gewinnschätzungen für 2005 ist der Markt niedrig bewertet. Darüber hinaus schreitet in Ungarn die Konjunkturerholung voran, was zusammen mit anhaltenden Reformen das Börsengeschehen ebenfalls stimulieren dürfte. In Polen hat der wirtschaftliche Aufschwung deutlich an Kraft gewonnen. Allerdings gehen wir davon aus, dass hier ein Großteil der positiven Nachrichten bereits vom Markt eingepreist ist, sodass wir nur noch begrenztes Aufwärtspotenzial sehen. Außerdem ist die polnische Börse gemessen an einem KGV von etwa 15 auf Gewinnbasis 2005 recht hoch bewertet.
USA
Derzeit moderat positive Tendenz zu erwarten: Nach zunächst rasanter Kurstalfahrt zeigten die US-Börsen im August wieder deutliche Erholungstendenzen und im breiten Markt letztendlich eine ausgeglichene Monatsbilanz. Bestimmend für das Börsengeschehen war der Ölpreis mit seinem drastischen Anstieg auf knapp 50 USD pro Barrel WTI und den anschließend wieder kräftig nachgebenden Notierungen. Darüber hinaus blieben die Signale von der Makroseite gemischt und im Unternehmenssektor stellten sich trotz oftmals guter Ergebnisse wiederum Fragen nach der weiteren Gewinndynamik. Der Dow-Jones-Industrial-Average, welcher zeitweise ein Jahrestief von 9.815 Punkte erreichte, befestigte sich zuletzt wieder oberhalb der 10.000er Marke. Damit wurde im Monatsvergleich noch ein marginales Plus von 0,3 Prozent erzielt. Im technologieorientierten NASDAQ-Segment musste allerdings ein Rückgang von knapp drei Prozent hingenommen werden.
Obwohl der BIP-Anstieg für das zweite Quartal 2004 auf 2,8 Prozent nach unten revidiert wurde, bleibt die US-Konjunktur auf einem soliden Wachstumspfad. Hierdurch dürften die Aktienmärkte jenseits des Atlantiks auch in den kommenden Monaten generell Unterstützung erhalten. Allerdings bestehen nach wie vor Unsicherheiten bezüglich der weiteren Wirtschaftsdynamik, sodass wir davon ausgehen, dass Marktteilnehmer und Analysten in einem Prozess der Anpassung und Neuorientierung auch weiterhin ihre Aktienpositionierung überdenken und die Ergebnisschätzungen hinterfragen werden. Damit dürfte das Marktgeschehen bei hohen Volatilitäten letztendlich belastet bleiben. Derzeit allerdings ist bei rückläufigem Ölpreis und aufgrund der sehr schlechten Stimmung an den Börsen mit einer Gegenbewegung nach oben zu rechnen, die Anlagechancen bietet.
Fernost
Teilweise aufwärts: Die fernöstlichen Aktienmärkte tendierten im Berichtsmonat kaum verändert bis leicht aufwärts. Auf der Gewinnerseite stand unter anderem die koreanische Börse, welche von Zinssenkungen und Steuerermäßigungen profitierte. Auch Hongkong konnte Kurssteigerungen vorweisen. Nach langer Zeit der Deflation hatten sich hier erstmals wieder Inflationstendenzen gezeigt. Vor allem Immobilien- und Konsumtitel waren gefragt. Immobilienwerte beflügelten auch den Markt in Singapur, der zusätzlich von seinem Status als "Safe Haven" profitierte. Darüber hinaus präsentierte sich die Börse in Taiwan in vergleichsweise fester Verfassung. Hier verbuchten High-Techs bei zeitweise positiven Vorgaben der NASDAQ erfreuliche Kurssteigerungen. Zudem erhält das Land im November ein MSCI-Upgrade, was bereits im Vorfeld für eine freundliche Stimmung gesorgt hat. Insgesamt konnten sich im August die kleineren asiatischen Märkte zusammen mit den Mid und Small Caps stabilisieren.
Weiterhin positive Einschätzung: Generell hat sich die Stimmungslage an den fernöstlichen Aktienmärkten entspannt, was auf ein Überwinden der jüngsten Kurskorrekturen hindeutet. Auch sind in nächster Zeit keine größeren Aktieneinführungen zu erwarten, sodass die Schwankungsanfälligkeit der Börsen im weiteren Verlauf nachlassen dürfte. Mit Blick auf die wirtschaftliche Entwicklung zeigen die BIP-Schätzungen robuste Zuwachsraten für die Region. Mittlerweile haben auch die Maßnahmen Chinas zur Eindämmung der im Land überhitzten Wirtschaft gerade vor dem Hintergrund wieder erholter Rohstoffpreise an Brisanz verloren. Wir gehen davon aus, dass China trotz der erwarteten Konjunkturberuhigung der Wachstumsmotor für Fernost bleiben wird. Zusammen mit recht erfreulichen Unternehmensergebnissen, ansprechenden Dividenden und befriedigenden Bewertungsrelationen sind unseres Erachtens Rahmenbedingungen gegeben, die eine Anlage an den fernöstlichen Börsen weiterhin attraktiv machen.
Japan
Kurseinbußen: Der japanische Aktienmarkt präsentierte sich im August per saldo in leicht geschwächter Verfassung. Die zuletzt gesehenen kräftigen Kurssteigerungen konnten dabei die anfänglichen Einbußen nicht gänzlich auffangen. Hauptbelastungsfaktoren waren unter anderem der auf nahezu 50 USD pro Barrel WTI gestiegene Ölpreis sowie unter den Erwartungen liegende Konjunkturdaten. Allen voran enttäuschte die mit +0,4 Prozent veröffentlichte Wachstumszahl für das zweite Quartal 2004 (Q1: +1,6%). Aber auch die Arbeitsmarktdaten verstimmten. So stieg im Juli die Arbeitslosenrate auf 4,9 Prozent nach 4,6 Prozent im Vormonat. Darüber hinaus tendierten die privaten Konsumausgaben deutlich rückläufig und die Industrieproduktion fiel schwächer aus als prognostiziert. Erst mit positiven Vorgaben der NASDAQ erholte sich der Markt. Der technologieorientierte Nikkei-Index übersprang wieder die 11.000er Linie, musste allerdings im Monatsvergleich bei einem Schlussstand von rund 11.080 Punkten noch einen Verlust von gut zwei Prozent hinnehmen.
Längerfristig weiteres Kurspotenzial vorhanden: Trotz zuletzt unbefriedigender Zahlen schreitet die wirtschaftliche Erholung in Japan voran. Allerdings wird der Wachstumsprozess im zweiten Halbjahr des laufenden Jahres hinter dem BIP-Anstieg der ersten sechs Monate zurückbleiben, worauf auch die nachlassende Exporttätigkeit hindeutet. Vor diesem Hintergrund haben japanische Unternehmen eine vorsichtige Haltung eingenommen und geben für die zweite Fiskaljahreshälfte 2005 (31.03.) einen verhaltenen Ausblick. In diesem Umfeld gehen wir davon aus, dass es in nächster Zeit per saldo zu einer Seitwärtsbewegung am Aktienmarkt kommen wird. Dabei allerdings sind mit positiven Wirtschaftsdaten kurzfristige Kurssteigerungen möglich. Im weiteren Verlauf dürfte die japanische Börse von einer erhofften Konsumbelebung profitieren. Mit einer fortgesetzten Erholung der Binnennachfrage sollten sich die Wachstumstendenzen verfestigen und zu einer nachhaltigen Besserung des makroökonomischen Szenarios führen. Darüber hinaus dürften die sich anbahnenden Restrukturierungen im Bankenbereich für zusätzliche Kursfantasie sorgen. In Japan bevorzugen wir weiterhin Werte, die von der Binnenkonjunktur sowie dem Export nach Asien profitieren. Dabei favorisieren wir vor allem die Bereiche Handel (Mitsui Corp.), Konsum (Kao), Immobilien (Leopalace 21) und Investitionsgüter (Hitachi Construction). Werte aus den Sektoren Versorger und Technologie würden wir hingegen untergewichten.
Quelle: Union Investment
Gegründet 1956, zählt Union Investment heute zu den größten deutschen Investmentgesellschaften. Rund 113,2 Mrd. Euro verwaltet die Gesellschaft per Ende März 2004. Die Produktpalette für private Anleger umfasst Aktien-, Renten- Geldmarkt- und Offene Immobilienfonds sowie gemischte Wertpapier- und Immobilienfonds und Dachfonds. Anleger erhalten diese Produkte bei allen Volksbanken, Raiffeisenbanken, Sparda-Banken und PSD-Banken. Rund 4 Millionen Anleger nutzen überdies die Depotdienstleistungen der Union Investment.
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