Koreanischer Won auf Zehnjahrestief
- Lesezeichen für Artikel anlegen
- Artikel Url in die Zwischenablage kopieren
- Artikel per Mail weiterleiten
- Artikel auf X teilen
- Artikel auf WhatsApp teilen
- Ausdrucken oder als PDF speichern
Währung und Aktienmarkt im Teufelskreis
Der südkoreanische Won (KRW) ist Ende November auf ein Zehnjahrestief zum US-Dollar gefallen. USD/KRW notierte in der Spitze bei 1507,80 und damit auf dem höchsten Stand seit Ende 1998. Die Angst vor einer globalen Rezession sorgt weiter dafür, dass Investoren massenhaft Geld aus den asiatischen Schwellenländern abziehen. Von seinem Extremniveau ist USD/KRW aktuell mit Kursen um die 1370,00 zwar wieder etwas zurückgekommen, trotzdem hat der Won seit Jahresanfang über 31% seines Wertes zum US-Dollar verloren, was den Negativrekord für alle asiatischen Währungen darstellt.
Dies bekam auch die südkoreanische Börse zu spüren. Der Leitindex Kospi verzeichnete die längste Verlustperiode seit 2003 und stürzte am 12.12.2008 auf ein Dreijahrestief bei 938,75 Punkten ab. Seit Jahresanfang hat der Index damit über 40% seines Wertes verloren. Wegen eines historisch niedrigen Leitzinsniveaus sowie umfangreicher Investitionstätigkeit der Regierung war der Kospi Ende 2007 zuletzt über 2.000 Punkte gestiegen.
Der Kursrutsch des Won sowie die Schwäche des koreanischen Aktienmarktes verstärkten sich dabei gegenseitig. Der im Zuge der Finanzkrise gestiegene Abgabedruck für koreanische Dividendentitel führte zu massiven Kapitalabflüssen aus dem Won und verstärkte dessen Abwärtsbewegung noch. Die Kapitalrückflüsse aus aufgelösten Aktieninvestments sollen 2008 bereits umgerechnet über 25 Milliarden USD betragen haben. Parallel dazu ging es auch am koreanischen Anleihenmarkt nach unten. Hier zogen ausländische Investoren zum ersten Mal seit zwei Jahren netto Gelder ab, im Oktober waren es 4,2 Billionen KRW.
Das südkoreanische Wirtschaftswachstum ist zuletzt so gering wie seit vier Jahren nicht mehr ausgefallen. So wuchs das Bruttoinlandsprodukt (BIP) im dritten Quartal saisonbereinigt um nur noch 0,6% im Quartalsvergleich. Ökonomen hatten mit einem höheren Plus von 0,7% gerechnet. Im zweiten Quartal 2008 hatte das koreanische BIP noch um 0,8% zugelegt. Auf Jahressicht belief sich das Wirtschaftswachstum im Berichtsquartal auf 3,9%, womit der schwächste Zuwachs seit dem zweiten Quartal 2005 markiert wurde. Im zweiten Quartal 2008 war das BIP um 4,8% gewachsen.
Und die weiteren Aussichten sind düster, im vierten Quartal ist mit einer weiteren Konjunkturverlangsamung zu rechnen. Für November erwarten Analysten, dass der südkoreanische Export erstmals in diesem Jahr zurückgegangen sein dürfte – eine Nachricht, die das stark vom Außenhandel abhängige Land besonders trifft. Die gleiche Bewegung rückläufiger Exportzahlen setzte beim Hauptkonkurrenten Japan bereits im Oktober ein und breitet sich nun über den gesamten asiatischen Raum aus.
Auch im südkoreanischen Haushalt zeigen sich deutliche Bremsspuren. So musste die Regierung ihre Haushaltsprognose für das laufende Jahr von +1,2 Milliarden USD auf -5,6 Milliarden USD nach unten revidieren. Um der beginnenden Krise zu begegnen, hat die Regierung im November ein Paket mit Steuererleichterungen und zusätzlichen Staatsausgaben im Volumen von 14 Billionen KRW auf den Weg gebracht. Auch im September hatte es bereits Einkommensteuersenkungen im großen Stil gegeben.
Südkoreas Zentralbank hat ebenfalls auf den sich abzeichnenden Konjunktureinbruch reagiert und ihren Leitzins innerhalb der letzten zwei Monate gleich vier Mal gesenkt. Nachdem die ersten drei Zinsschritte nach unten mit jeweils -25 Basispunkten noch moderat ausfielen, machte Zentralbankgouverneur Lee Song Tae am 11. Dezember seine Ankündigung wahr, er sei bereit, auch größere Schritte zu unternehmen. Gleich um 100 Basispunkte anstatt der im Konsens erwarteten 50 führte die „Bank of Korea“ (BoK) ihren Leitzins auf aktuell 3,00% zurück. Zugleich signalisierte sie ihre Bereitschaft zu weiteren Zinssenkungen, um ein Abrutschen der heimischen Ökonomie in die erste Rezession seit zehn Jahren zu verhindern.
Die vergleichsweise aggressive geldpolitische Lockerung scheint auch absolut notwendig, um das Land durch die heftigste Krise seit 1997, als eine Rettungsaktion des IWF nötig wurde, zu manövrieren. Gegen den heftigen Rückgang der Exportnachfrage, von der das unter anderem im Schiffs- und Automobilbau stark engagierte Land abhängig ist, ist jedoch so schnell kein Kraut gewachsen. Ähnlich sieht es in der Halbleiter- und Elektronikindustrie aus, die gleichfalls stark von dem Konsumverhalten ausländischer Konsumenten abhängt.
Da Südkorea somit die Abschwächung der Weltwirtschaft voll zu spüren bekommt, ist mit keiner schnellen Kurserholung des Won zu rechnen. Oberhalb der 1.350er-Marke bleibt der kurzfristige Aufwärtstrend von USD/KRW intakt, wobei ein nochmaliger Test der 1.500,00 das wahrscheinlichste Szenario darstellt. Ein leichtes Abflauen der globalen Finanzkrise vorausgesetzt, könnte sich daran eine Stabilisierung in der Kursregion von 1.200,00-1.250,00 anschließen. Positiv für Korea und den Won ist allenfalls zu verzeichnen, dass mit der ebenfalls stark exportabhängigen japanischen Wirtschaft ein Hauptkonkurrent derzeit massiv unter dem starken Yen leidet und damit merkliche Wettbewerbsnachteile erfährt.
Volker Zenk
FXdirekt Bank
NEU: Der CFD & Forex Report. Die Publikation für CFD- & Devisenhändler.
http://www.forex-report.de/ - Melden Sie sich kostenlos an.
NEU: Der Devisen Tracker komplett neu überarbeitet http://tools.godmode-trader.de/devisentracker/
Keine Kommentare
Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.