Konsumentenvertrauen sorgt für Verstimmung
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In der abgelaufenen Woche konnten die internationalen Aktienmärkte wieder an Kursterrain gewinnen. Insbesondere die asiatischen Börsen zeigten überdurchschnittlich starke Indexavancen (Japan +1,5%, Hongkong +3,2%).
In den USA gab der Aktienmarkt am Ende der vergangenen Woche einen Großteil der zur Wochenmitte aufgelaufenen Gewinne wieder ab. "In seinem halbjährlichem Statement vor dem Kongress hat Alan Greenspan bei den Marktteilnehmern den Eindruck erweckt, dass die Zinswende weiter nach hinten in die zweite Jahreshälfte verschoben werden könnte", sagt ADIG-Fondsmanager Klaus Breil. Den Zustand der amerikanischen Volkswirtschaft beschreibt Greenspan mit steigenden Wachstumsraten und einer Zunahme der Beschäftigung als unverändert aufwärtsgerichtet. Inflationssorgen werden von Greenspan in Grenzen gehalten. Dennoch müssen die Zinsen seiner Meinung nach "früher oder später" steigen.
Für etwas Verstimmung sorgte das Konsumentenvertrauen der Universität Michigan, das in seiner ersten Schätzung im Monat Februar deutlich auf 93,1 nach 103,8 im Januar gesunken ist. Allerdings tendiert es nach dem zuvor besonders stark gestiegenen Januarwert immer noch oberhalb des Dezemberwertes. Auch die Einzelhandelsumsätze, die im Januar um 0,3% gegenüber dem Vormonat gefallen sind, dämpften die Stimmung. Dafür waren die stark rückläufigen Autoabsätze mitverantwortlich. "Rechnet man die volatilen Benzin- und Autokomponenten heraus, so sind die Einzelhandelsumsätze in den letzten vier Monaten aber durchschnittlich um 0,5% gestiegen. Wir haben es hier also mit einer sehr stabilen, positiven Entwicklung zu tun", sagt US-Experte Breil.
Das Handelsbilanzdefizit fiel im Dezember mit einem Wert von $ 42,5 Mrd. wegen gestiegener Importe höher aus als erwartet. Die Importpreise stiegen im Monat Januar stärker an, was sich positiv auf die Produzentenpreise und somit auf die generelle Preisentwicklung auswirkte. Von der Unternehmensseite berichtete Dell leicht besser als die Erwartungen, Coca-Cola enttäuschte mit einem Gewinnrückgang wegen einmaliger Restrukturierungsaufwendungen. Für Aufregung sorgte die angekündigte Übernahme von Walt Disney durch Comcast in Höhe von etwa $ 55 Mrd.
In Europa war die Indexentwicklung der kerneuropäischen Aktienmärkte Deutschland und Frankreich mit +0,3 bzw. +0,2% relativ enttäuschend. Auch die größte europäische Börse Großbritannien zeigte mit einem Indexplus von lediglich 0,2% eine unterdurchschnittliche Kursdynamik, während der europäische Aktienindex STOXX immerhin 1,2% zulegen konnte. Insbesondere die Niederlande und Belgien sowie vor allem Italien (+2,2%) waren unter den europäischen Aktienmärkten die Top-Performer.
Die Unternehmensresultate enttäuschten vor allem in Großbritannien mit den Zahlen von GlaxoSmithKline sowie BP, wobei das Quartalsergebnis von BP sogar weit unterhalb der Schätzungen lag. Andererseits legten die Aktien des anglo-niederländischen Stahlkonzerns Corus kräftig um fast 10% zu, nachdem die Ratingagentur Standard&Poor‘s die Ratings für verschiedene Kreditkategorien von der Kreditüberwachungsliste ("creditwatch") genommen hatte. Zudem hat Corus einen Zehnjahreslieferungsvertrag für Eisenerz mit dem brasilianischen Konzern CVRD abgeschlossen.
Unter den kerneuropäischen Unternehmenszahlen stachen die von UBS sowie von Unilever als äußerst zufriedenstellend heraus, wobei UBS die Aktionäre mit einer 30%igen Dividendenanhebung zusätzlich erfreute. Phillips konnte ebenfalls ein positives Quartalsergebnis vorlegen. Thyssen-Krupp übertraf mit einem dicken Auftragspolster, weniger Schulden und einem merklich über den Schätzungen liegenden Gewinn für das abgelaufene Geschäftsjahr per Ende September die Erwartungen deutlich. Lufthansa-Aktien waren zeitweise stark gefragt, nachdem gute Zahlen des Konkurrenten British Airways dem Sektor generell positive Anregungen gaben. Dagegen standen Eurotunnel-Aktien wieder einmal stärker unter Druck, nachdem ein Konzernverlust von 1,9 Mrd. Euro für das abgelaufene Geschäftsjahr berichtet wurde. Der Konzern steht offensichtlich unter starker Preiskonkurrenz der Kanalfährenbetreiber. Die VW-Aktie verlor aus Sicht der Anleger an Attraktivität, nachdem der größte Versandhändler Quelle ankündigte, den neuen Golf wegen enttäuschender Verkaufszahlen aus dem Sortiment zu nehmen. Dagegen überraschte PSA Peugeot Citroen mit geringeren Einbußen als erwartet positiv.
Die Konjunkturdaten waren für Euroland insgesamt eher etwas enttäuschend. Das Quartalswachstum in Deutschland, Italien sowie in Euroland insgesamt blieb mit +0,2%, +0,1% bzw. +0,3% hinter den Erwartungen zurück. Der Tarifabschluss im Metallgewerbe wurde zudem leicht negativ interpretiert. Es ist nicht gelungen, eine Öffnungsklausel auf Betriebsratsebene durchzusetzen, ohne jeweils ein "Testat" seitens der Gewerkschaft zu benötigen. Dies wäre ein wichtiger Baustein für die Flexibilisierung des Arbeitsmarktes gewesen.
In Japan nahm Nikon seine Gewinnprognose wegen des Preisdrucks auf dem Digitalkameramarkt um 36% zurück. Dagegen konnte der Komponentenhersteller Murata mit einem unerwartet hohen Quartalsgewinn überraschen. Tokyo Elektron hat nach verlustreichen Jahren jetzt wieder die Gewinnschwelle überschreiten können und erwartet im laufenden Geschäftsjahr kräftige Umsatzimpulse.
Ausblick:
"Generell können aus den noch zu berichtenden US-Unternehmen keine größeren positiven Impulse für den Aktienmarkt erwartet werden. Insofern dürfte die US-Börse ihre kurzfristige Konsolidierung im Rahmen des längerfristigen Aufwärtstrends zunächst weiter fortsetzen", sagt ADIG-Experte Klaus Breil. In den USA berichten unter anderem Applied Materials und Wal-Mart. An volkswirtschaftlichen Daten stehen die Frühindikatoren Philly Fed und der Empire State Manufacturing an, die keine positiven Überraschungen erwarten lassen. Bestenfalls die Industrieproduktion für Januar könnte als Folge eines Investitionsstaus positiv ausfallen. Am Montag bleibt die US-Börse wegen des President's Day geschlossen.
In Europa könnten der ZEW-Frühindikator sowie die Zahlen über die BIP-Wachstumskomponenten nochmals enttäuschen. Von Unternehmensseite stehen verschiedene Bilanzpressekonferenzen u.a. bei Daimler Chrysler Merck, Sanofi-Synthelabo, Schott, Commerzbank sowie ABB an. Jahresergebnisse bzw. Quartalszahlen werden für Norsk Hydro, Senperit, Air France, BG, Qiagen, Reuters, Svenska Handelsbanken, Storebrand, BHP Billiton, Diageo, Hugo Boss, Pfleiderer, Total und Reed Elsevier erwartet.
In Japan können möglicherweise die BIP-Zahlen für das vierte Quartal sowie der Leading Index für den Monat November positiv überraschen.
Quelle: Adig
Die ADIG Allgemeine Deutsche Investment-Gesellschaft mbH, Fondstochter der Commerzbank, wurde 1949 gegründet. Das verwaltete Fondsvermögen beträgt mehr als 24,6 Mrd. Euro in 270 Publikumsfonds. Die Aktivitäten der ADIG werden seit kurzem unter dem Dach der COMINVEST Asset Management GmbH geführt.
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