Konsumentenpreise Euroland: Hoffnung - ja, Entwarnung - nein!
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Externe Quelle: Nord/LB
Gerade hat Eurostat, das Statistikamt der Europäischen Union, aktuelle Zahlen zur Inflationsentwicklung in der Eurozone veröffentlicht. Im September zogen die Konsumentenpreise demnach vorläufigen Schätzungen zufolge um 3,6% Y/Y an. Dies entspricht einem Rückgang um 0,2 Prozentpunkte gegenüber dem Vormonatswert. Der Inflationsrückzug setzt sich damit den zweiten Monat in Folge fort. Unabhängig davon liegt die Teuerungsrate jedoch weiterhin auf unerfreulich hohem Niveau. Auch mit einem Preisanstieg von 3,6% Y/Y bleibt die Zielrate der EZB in weiter Ferne.
• Etwas entspannter stellt sich die Situation an der deutschen Preisfront dar. Bereits am vergangenen Freitag wurde hier ein Konsumentenpreisanstieg um 2,9% Y/Y für den Berichtsmonat September verkündet. Der Preisauftrieb konnte damit hierzulande erstmals seit April wieder unter die 3%-Marke rutschen. Mit einiger Spannung darf schon jetzt auf die Entwicklung in den kommenden Monaten geblickt werden. Einerseits scheint sich der große Inflationstreiber Rohöl zumindest kurzfristig bei der Marke um 100 US-Dollar/Barrel recht wohl zu fühlen. Andererseits sind die Versorger mittlerweile dabei, die Preissteigerungen der vergangenen Monate nun Stück für Stück an die Verbraucher weiterzureichen. Insofern ist in der nahen Zukunft ein ordentlicher Preisdruck im Bereich „Wohnnebenkosten“ zu befürchten.
• Auf die am Donnerstag auf dem Programm stehende Zinsentscheidung der EZB dürften die jüngsten Preisdaten jedoch kaum Einfluss haben. Sicherlich wird der EZB-Rat die Entwicklung positiv zur Kenntnis nehmen. Das Zeug zu einer Veränderung der Zinspolitik haben die Daten nach unserer Einschätzung aber noch nicht. Allerdings ist nicht auszuschließen, dass EZBChef Trichet mit einer geänderten Akzentuierung in seinen Statements auf die Verwerfungen an den Finanzmärkten reagiert. Prinzipiell dürfte nach wie vor die Sicherstellung der Preisstabilität im Fokus der Frankfurter Notenbanker stehen. Eine geänderte Rhetorik war bislang jedenfalls nicht auszumachen. Forderungen wie die des „Wirtschaftsweisen“ Peter Bofinger nach einer Not-Zinssenkung halten wir zum derzeitigen Zeitpunkt für überzogen und in ihrer Umsetzung für wenig wahrscheinlich.
• Fazit: Die Inflationsraten scheinen ihren Gipfel überwunden zu haben. Der zweite Rückgang in Folge lässt die Teuerungsrate in Euroland auf nun 3,6% Y/Y sinken. Diese Entwicklung ist zwar erfreulich, an der grundlegenden Problematik hat sich aber noch nichts Wesentliches geändert. Eine Inflation in der momentanen Größenordung kann zwar als Hoffnungsschimmer, nicht jedoch als Entwarnung bezeichnet werden. Zu sehr fürchtet die Zentralbank ein Festsetzen der Teuerung in Form von Zweitrundeneffekten. Entsprechend ist auch nicht von einer geänderten geldpolitischen Ausrichtung auszugehen. Diejenigen, die auf eine Zinssenkung zur Beruhigung der Finanzmärkte hoffen, sollten daher nicht zu sehr hoffen.
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