Konjunkturumfeld trübt sich immer weiter ein
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Aktienmärkte erneut mit deutlichen Kursverlusten. Besonders betroffen waren davon Finanztitel. Die Hoffnungen auf eine Stabilisierung gründen sich vor allem auf weitreichende Konjunkturpakete der Regierungen.
Kursrückgänge auf breiter Front
Die Aktienmärkte kommen weiterhin nicht zur Ruhe. Alle wichtigen Börsenindizes mussten in der Vorwoche erneut massive Kursverluste hinnehmen. Schwache Konjunkturdaten aus allen Teilen der Welt gepaart mit einer wachsenden Zahl von Hiobsbotschaften aus dem Unternehmenssektor waren dafür in erster Linie verantwortlich. In einem von anhaltend hoher Unsicherheit geprägten Umfeld ist es zwar nicht außergewöhnliches, dass risikobehaftete Anlagen wie Aktien unter Druck geraten. Die Vehemenz, mit der die Kurse in der letzten Woche aber abstürzten, kam dann aber doch für viele überraschend. Daran ändert auch die späte Gegenbewegung an den amerikanischen Börsen nichts.
Konjunkturumfeld trübt sich immer weiter ein
Die globale Konjunktur befindet sich auf der rasantesten Talfahrt seit langem. Ein Indiz hierfür: Zum fünften Mal in Folge verschlechterte sich das Ifo-Weltwirtschaftsklima, sodass der Index auf dem niedrigsten Stand seit 20 Jahren liegt. Keine Region kann sich dabei dem negativen Trend im Moment entziehen. Derzeit gibt es auch noch keine konkreten Hinweise auf ein Ende der Abwärtsbewegung. Dort, wo die Krise ihren Ausgang nahm, nämlich im US-Immobiliensektor, sind indes weiter starke Einbrüche zu verzeichnen. Die Zahl der Neubaugenehmigungen sowie der tatsächlichen Neubaubeginne sanken auf neue Tiefstände. Am US-Arbeitsmarkt manifestieren sich die Folgen des Konjunkturabsturzes in einer deutlich ansteigenden Zahl von Erstanträgen auf Arbeitslosenhilfe.
Wie stark inzwischen auch Europa von der wirtschaftlichen Krise erfasst worden ist, lässt sich an den am Freitag veröffentlichten Vorabschätzungen zu den Einkaufsmanager-indizes ablesen. Mit 39,7 Punkten liegt das vor zehn Jahren ins Leben gerufene Konjunkturbarometer jetzt auf einem Allzeittief. Zur Erinnerung: Die 50-Punkte-Marke stellt die Trennlinie zwischen einer wachsenden und einer schrumpfenden Wirtschaft dar.
Die Rufe nach staatlichen Konjunkturprogrammen werden vor diesem Hintergrund immer lauter. Aus den USA sickerten Informationen an die Öffentlichkeit, wonach die neu gewählte Obama-Regierung nach ihrem Amtsantritt ein Paket schnüren will, welches im Umfang bis zu fünf Prozent des US-BIP ausmachen könnte. Die EU-Kommission plant ein Maßnahmenbündel zur Konjunkturstützung in Höhe von bis zu 130 Mrd. Euro, was pro Mitgliedsland etwa auf einen Beitrag von jeweils ein Prozent des BIP hinausliefe, wobei die bisher nationalen Rettungspakete angerechnet werden können. Da die europäischen Schritte zur Bekämpfung der Rezession gegenüber den der USA oder Großbritanniens eher zaghaft aussehen, werden auch hier die Rufe nach energischeren Eingriffen lauter.
Dow Jones: Freitags-Rallye höchstens ein Trostpflaster
Die Gerüchte um ein groß angelegtes US-Konjunkturpaket sowie die Benennung von Timothy Geithner zum neuen Finanzminister haben im späten Handel an der Wallstreet zwar noch ein Kursfeuerwerk ausgelöst. Geithner war bisher Chef der einflussreichen Notenbank von New York und einer der Hauptakteure in den USA bei der Bekämpfung der Finanzkrise. Aber selbst ein Tagesplus von über sechs Prozent im Dow Jones konnte der verheerenden Wochenbilanz bestenfalls einen kosmetischen Anstrich verpassen. Wieder einmal waren es dabei die Finanzwerte gewesen, die die größte Abwärtsdynamik aufwiesen. Im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit stand die Citigroup, die auf zusätzliche Mittel sowie Garantien aus dem Hilfspaket (TARP) zurückgreifen muss. Faktisch findet damit eine Teilverstaatlichung des Instituts statt. Die Citigroup hatte zudem bekannt gegeben, dass sie 52.000 Stellen abbauen wolle. Der Aktienkurs der Bank hat sich im Wochenverlauf nochmals nahezu halbiert.
Keine Klarheit besteht über den Fortbestand der großen US-Automobilhersteller. Der Kongress erklärte sich nicht bereit, GM, Ford und Chrysler weitere Hilfen zu gewähren. Die Auto-Aktien erlitten daraufhin weitere kräftige Verluste. Ford wurde unterdessen von der Ratingagentur Standard & Poors auf CCC herabgestuft, was gleichbedeutend ist mit einem hohen Ausfallrisiko. Inzwischen wird in den USA offen darüber diskutiert, ob die Großen Drei nicht Gläubigerschutz (Chapter 11) beantragen müssen.
Europa: Zweistellige Kursverluste
An den europäischen Börsen standen ebenfalls fast durchweg kräftige Kursrückgänge zu Buche. Im Sog des amerikanischen Marktes wurden Finanzaktien ebenfalls stark in Mitleidenschaft gezogen. So verloren etwa BNP Paribas, Deutsche Bank, Credit Suisse, Société Général und ING nochmals zwischen 20 und 30 Prozent ihres Wertes. Dem vorherrschenden Negativtrend konnte sich indes Nokia mit einem Wochenplus von 0,5 Prozent erfolgreich entgegenstemmen.
Im DAX kann keine einzige Aktie auf ein positives Wochenergebnis zurückblicken. Neben Banktiteln kam besonders BASF mit einem Kursrückgang von 16 Prozent regelrecht unter die Räder. Der Chemiekonzern hatte am Mittwoch seine Prognosen erneut nach unten korrigiert. Da die Chemiebranche als sehr zyklisch gilt, geht von der Revision der Geschäftsaussichten nicht gerade ein vertrauenserweckendes Signal im Hinblick auf die weitere Entwicklung der Weltkonjunktur aus.
Ausblick
Mit Ende der Quartalsberichtssaison können sich die Marktteilnehmer noch stärker den makroökonomischen Daten widmen. Im Euroraum dürften in der laufenden Woche dabei die Inflationsdaten die größte Aufmerksamkeit erregen, sollten sie doch eine erste Indikation darüber geben, ob das Deflationsthema in nächster Zeit wieder auf die Agenda kommt. Darüber hinaus gibt es sowohl aus den USA und dem Euroraum eine ganze Reihe von Daten, die Hinweise auf den Fortgang der Konjunkturkrise geben.
Quelle: Union Investment
Gegründet 1956, zählt Union Investment heute zu den größten deutschen Investmentgesellschaften. Rund 174,5 Mrd. Euro verwaltete die Gesellschaft per 31. Dezember 2007. Die Produktpalette für private Anleger umfasst Aktien-, Renten- Geldmarkt- und Offene Immobilienfonds sowie gemischte Wertpapier- und Immobilienfonds und Dachfonds. Anleger erhalten diese Produkte bei allen Volksbanken, Raiffeisenbanken, Sparda-Banken und PSD-Banken. Rund 4 Millionen Anleger nutzen überdies die Depotdienstleistungen der Union Investment.
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