Konjunkturformationen - Bekommen wir eine V, L oder U Erholung oder ...
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Das schwierige hinsichtlich der Konjunkturprognose ist, dass jede Rezession anders aussieht und wenn wir wirklich die „Greatest Depression“ bekommen, wird die Formation ganz anders als bisher aussehen. Deshalb gibt es immer wieder Versuche, diese vorherzusagen.
Zuerst die sicherlich vielen Lesern geläufigen „Buchstaben-Formationen“.
V-Formation:
Dies bedeutet Einbruch und danach schnelle Erholung
Derzeit wird von den Medien getrommelt: „Der Aufschwung ist da! Die Märkte steigen wieder!“
Die Aussagen entsprechen der Hoffnung auf eine V-förmige Erholung der Wirtschaft. Das will man uns glauben machen.
Mein Kommentar:
Für mich total unwahrscheinlich. Das ist reines Wunschdenken. Es wird sicherlich nochmals nach unten gehen. Einige der Begründungen für meine Einstellung folgen im weiteren Verlauf des Artikels.
L-Formation:
Dies bedeutet Einbruch und jahrelang keine Erholung
Sicherlich die gefährlichste und unangenehmste Form. Nouriel Roubini hat lange Zeit dies als wahrscheinlichste Form angesehen. Mittlerweile liest man täglich andere Aussagen von ihm, wobei ich nicht sagen kann, ob das seine Aussage oder die Interpretationen der Medien sind. (spannend war für mich diese Woche ein Interview mit Warren Buffet; jedes Medium hat eine andere „Wahrheit“ in den Aussagen des „Orakels von Omaha“ gefunden)
Mein Kommentar:
Durch die riesigen Konjunkturprogramme wird man dieses Szenario wahrscheinlich verhindern können, aber diese Programme werden nicht zu einer Gesundung der Wirtschaft führen.
U-Formation:
Darunter versteht man Einbruch und längere Bodenbildung bis zur Erholung
Eine Spezialform davon ist die „Badewannenform“. Ich habe keine Ahnung, wer diese erfunden hat. Aber die deutsche Kanzlerin Angela Merkel hat diese jedenfalls verwendet (passt ganz gut zu ihr). Diese Formation sagt aus, dass die Bodenbildung Jahre dauert und erst dann mit einem Aufschwung zu rechnen ist.
Mein Kommentar:
Für mich ist diese Formation wahrscheinlicher als die beiden zuerst erwähnten. Aber meine Favoriten kommen noch.
W-Formation:
Darunter versteht man folgenden Verlauf:
Einbruch – Zwischenerholung – weitere Schwäche – dann Erholung
Diese Formation wird von etlichen Ökonomen als sehr wahrscheinlich angesehen. Ich zitiere das Freitagspapier der HVB vom 7.8.09 über die möglichen Auswirkungen des US-Konjunkturprogramms:
Allerdings bedeutet das „Cash for Clunkers“-Programm (amerikanische Version der Abwrackprämie) nur geborgtes Wachstum und wird die Automobilnachfrage unter dem Strich nicht wesentlich erhöhen. Das macht den von uns projektierten W-förmigen US-Aufschwung noch wahrscheinlicher. Dabei gilt: Je mehr Anklang das Programm heute findet, desto schwieriger wird die Konjunktur Anfang 2010 dastehen.
Man geht somit davon aus, dass es Anfang 2010 wieder nach unten geht. Der Zeitpunkt kann aus meiner Sicht jedoch früher oder später kommen. Der Zeitpunkt ist unsicher, aber kommen wird er.
Mein Kommentar:
Von den vier geläufigen Formationen ist das für mich die wahrscheinlichste Formation.
Dreifach-Formationen:
In letzter Zeit sind einige „Dreifach Formationen“ aufgetaucht.
Was heißt das? Das bedeutet, dass ein Buchstabe nicht einmal, sondern dreimal hintereinander „durchlaufen wird“! Dadurch wird die Krise noch länger andauern und keinesfalls in den nächsten Monaten beendet sein.
Vor ein paar Wochen habe ich das erste Mal darüber gelesen (ich glaube bei Peter Ziemann). Dieser schrieb über 3-L, was in etwa wie eine Treppe nach unten aussieht. Das ist das absolute Horrorszenario.
Jetzt kommen wir zu jemandem mit sehr viel Gewicht in der Wirtschaftswelt. Nämlich zu Norbert Walter, dem Chefvolkswirt der Deutschen Bank. In dem Artikel mit dem bezeichnenden Titel „The world is in trouble“ vom 12.8.09 stellt auch er eine dreifach Formation vor: Die 3-U-Formation.
Ein sehr interessanter Artikel, wobei ich nicht spekulieren möchte, worin er die Gründe für diese Formation sieht. Leider kommt das für mich aus dem Artikel nicht heraus.
Manchmal würde ich gerne wissen, was Hr. Walter denkt, da ich glaube, dass er nicht immer seine ganze Meinung mitteilt.
Nachdem wir jetzt schon eine Menge durchgegangen sind (hoffentlich war etwas Neues für Sie dabei) möchte ich jetzt eine eigene Formation vorstellen (ich habe jedenfalls noch nirgends darüber gelesen) und somit sollte es jetzt für alle eine Neuigkeit geben.
Das gespiegelte-3-J
Deren Verlauf würde in etwa so verlaufen:
Starker Einbruch – Bodenbildung – leichter Aufschwung – wieder starker Einbruch – Bodenbildung (tieferer Boden als beim ersten Einbruch) – leichter Aufschwung – nochmals starker Einbruch – Bodenbildung (auf nochmals tieferem Niveau) – leichter Aufschwung
Ich hoffe ich habe dieses Szenario verständlich erklärt.
Der Hintergrund dieser Formation liegt für mich in den Konjunkturprogrammen, die einen kurzen aber nicht nachhaltigen Aufschwung bringen.
Jede Abschwungphase soll durch ein weiteres Konjunkturprogramm (in den USA wird bereits über ein zweites Konjunkturprogramm diskutiert) geheilt werden, was zu steigenden Staatsschulden führt. Ich bin sehr skeptisch, dass diese Programme etwas bringen (außer massive Schulden und Politiker, die ihre Lieblingsprojekte endlich umsetzen können). Wie viele der oben skizzierten Abschwungphasen unser Wirtschaftssystem überlebt, bleibt abzuwarten.
Spezialität:
Eine (für mich eher lustige) Formation hat auch George Soros, der bekannte Spekulant, beigetragen. Es ist die „gespiegelte (mathematische) Wurzelformation“. Wer sich unter dieser Erklärung nichts vorstellen kann, dem empfehle ich das unten stehende Video. (nach ca. 3:30 kommt dieses Thema)
Für mich ist diese Formation das Symbol, dass man das Thema auch übertreiben kann, oder vielleicht nicht ganz so tierisch ernst nehmen darf.
Conclusio:
Manche der Diskussionen sind eher akademische Spitzfindigkeiten, ich möchte mich daran nicht wirklich beteiligen. Ob es jetzt ein U oder W wird, ist mir herzlich egal. Wesentlich ist für mich, wie es ungefähr ablaufen kann.
Ich möchte keine Diskussion hinsichtlich welche Form jetzt wirklich kommt entfachen. Für mich liegt die Gefahr in der Dauer und ich möchte vor einem überhasteten Einstieg in die Finanzmärkte warnen.
Für mich ist das faszinierende, dass jetzt nach zwei Krisenjahren dreifach Formationen auftauchen. Ein Zeichen, dass die Sache nicht in kürze ausgestanden ist, sondern noch Jahre dauern wird.
Für mich ist das Risiko einer zweiten Abschwungphase jedenfalls sehr groß. Deshalb warne ich vor weiteren Korrekturen an den Aktienmärkten und für jeden Investor ist Geduld die wichtigste Eigenschaft. Jetzt sollte man nicht in die Finanzmärkte sondern in physisches Gold und Silber investieren.
Mit physischem Gold und Silber kann man viel ruhiger schlafen.
Sie können mich unter der E-Mail-Adresse a.mostfee@gmx.at erreichen.
Haftungsausschluss: Dieser Artikel wurde zur Information der Leser zum besseren Verständnis der Materie verfasst. Die dargelegten Argumente spiegeln die Meinung des Autors wider und erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Ich möchte mit diesem Artikel keine professionelle Dienstleistung erbringen. Für eine professionelle Beratung sollten Sie sich an einen professionellen Berater wenden.
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