Kommentar
16:41 Uhr, 20.01.2004

Konjunkturelle Erholung weiter intakt

1. Die deutschen ZEW-Konjunkturerwartungen haben sich im Januar wieder leicht eingetrübt: Sie sanken von 73,4 auf 72,9 Punkte. Von Bloomberg befragte Volkswirte hatten im Mittel (Median) einen nahezu unveränderten Indexstand von 73,3 Punkten erwartet, wir prognostizierten einen Rückgang auf 71,0 Punkte. Gleichzeitig hat die Beurteilung der gegenwärtigen Lage einen kräftigen Sprung nach vorne getan von -83,7 auf -74,9 Punkte.

2. Der Anstieg der Beurteilung der Konjunkturlage ist durchaus gerechtfertigt. Wir haben in Deutschland einen Punkt erreicht, an dem zumindest aus Sicht der Industrie die wirtschaftliche Lage im Vergleich zu den letzten Jahren als gut bezeichnet werden kann: Die Industrieproduktion entwickelt sich kräftig, die Auftragsbücher füllen sich. Auch wenn das gesamtwirtschaftliche Wachstum im vierten Quartal - nach Angaben des Statistischen Bundesamtes - wegen der Dienstleister eher (noch) schwach ausgefallen sein soll, dürfte die Konjunktur zumindest in der kurzen Frist weiter an Fahrt gewinnen, sodass eine weitere Verbesserung der Lagebeurteilung schon angelegt ist.

3. Die kräftige Verbesserung der Lagebeurteilung ist aber auch ein Schlüssel zur Erklärung des Rückgangs der Konjunkturerwartungen. Da inzwischen wieder mehr Finanzmarktanalysten die gegenwärtige Lage als gut oder zufriedenstellend beurteilen, wird die Luft nach oben - für eine weitere Verbesserung in sechs Monaten - immer dünner, zumal Wolken am Konjunkturhimmel aufziehen. Die Eurostärke wird nämlich ab der zweiten Jahreshälfte die Exportwirtschaft zunehmend belasten, denn dann beginnen die zu einem günstigen Eurokurs getätigten Wechselkurssicherungsgeschäfte der Exportwirtschaft auszulaufen.

4. Anders als für Deutschland sind die ZEW-Konjunkturerwartungen für Euroland weiter leicht angestiegen. Die ebenfalls heute veröffentlichten Produktionsdaten für Euroland enttäuschten dagegen etwas. Entgegen den Erwartungen (Bloomberg: 0,5 % mom, DekaBank: 0,4 % mom) nahm die Industrieproduktion nur um 0,1 % mom zu. Von Länderseite bremsten - unter Berücksichtigung der Gewichte - vor allem die Niederlande und Frankreich, von den Hauptgruppen her dämpften die Energie- und Gebrauchsgüterproduktion. Nach dem kräftigen und nach oben revidierten Vormonatsplus muss das geringe Wachstum der Industrieproduktion nicht entmutigen, zumal wichtige konjunkturrelevante Hauptgruppen wie die Investitionsgüterproduzenten oder die Vorleistungsgüterproduzenten ihre Produktion weiterhin deutlich ausdehnen.

5. Der heutige Datencocktail war süß und sauer zugleich. Die gleichlaufenden Indikatoren weisen weiterhin nach oben, während die weiter in die Zukunft gerichteten Indikatoren Vorsicht signalisieren. Man kann also festhalten: Die konjunkturelle Erholung ist weiterhin intakt, doch sie wird sich wohl nicht zu einem kräftigen Aufschwung mausern.

Quelle: DekaBank

Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von rund 122 Mrd. Euro gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands.

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