Nachricht
07:00 Uhr, 11.08.2025

KONJUNKTUR IM BLICK/Spuren von Zoll in der US-Inflation

Von Hans Bentzien

DOW JONES--Nachdem US-Präsident Donald Trump nun einen Großteil der neuen Zölle auf die Importe der verschiedenen Handelspartner verhängt hat, hat die Unsicherheit ein wenig abgenommen. Für Länder wie die Schweiz oder Brasilien mit Zöllen von 39 der sogar 50 Prozent ist das ein schwacher Trost. Die EU scheint mit 15 Prozent vergleichsweise gut weggekommen zu sein, auch wenn es an Kritik aus einigen Ländern nicht fehlt und eine vertragliche Fixierung des Deals noch aussteht. Was sich erst in Umrissen abzuzeichnen beginnt, sind die Auswirkungen der Zölle auf die US-Inflation. In den Juni-Daten meinten Analysten erste Spuren der Zölle bemerkt zu haben, für Juli wird eine leichte Verstärkung dieses Effekts erwartet.

US-Inflation steigt im Juli etwas

Der Inflationsdruck in den USA dürfte im Juli etwas zugenommen haben. Analysten rechnen laut Factset-Konsens damit, dass die Verbraucherpreise gegenüber dem Vormonat um 0,2 Prozent gestiegen sind und um 2,8 (Juni: 2,7) Prozent über dem Niveau des Vorjahresmonats lagen. Für die Kernverbraucherpreise werden Raten von 0,3 und 3,0 (2,9) Prozent prognostiziert.

Nach Einschätzung von Barclays-Volkswirten wirken sich die Zölle "langsam, aber definitiv" auf die Verbraucherpreise aus. "Die Unternehmen planen Preiserhöhungen, aber haben bisher auf andere Mittel zurückgegriffen, um den Zoll-Einfluss zu mildern", schrieben sie ihrem Ausblick auf die Veröffentlichung der Daten am Dienstag (14.30 Uhr). Sie nehmen außerdem an, dass der "effektive" Zollsatz auf Einfuhren niedriger ist als die angekündigten Zölle, was sich an den Zolleinnahmen zeige und wohl teilweise auf die Umlenkung von Handelsströmen zurückzuführen sei.

Anleger rechnen damit, dass die US-Notenbank ihren Leitzins im September um 25 Basispunkte senken wird, nachdem sich die Lage am Arbeitsmarkt unerwartet deutlich eingetrübt hat. Vor der Zinsentscheidung am 17. September werden noch Verbraucherpreiszahlen für August und der Preisindex der privaten Konsumausgaben für Juli veröffentlicht. In der Woche kommen außerdem die Erzeugerpreise für Juli (Donnerstag, 14.30 Uhr).

Weitere wichtige US-Daten kommen am Freitag, nämlich die zum Einzelhandelsumsatz (14.30 Uhr) und zur Industrieproduktion (15.15 Uhr). Bei den Ergebnissen der Verbraucherumfrage der Uni Michigan (16.00 Uhr) stehen die Inflationserwartungen im Mittelpunkt.

EU-BIP steigt im zweiten Quartal um 0,1 Prozent

Die Wirtschaft des Euroraums hat sich im zweiten Quartal widerstandsfähig gegenüber dem unfreundlichen außenwirtschaftlichen Umfeld gezeigt. In einer ersten Schätzung hatte Eurostat einen Anstieg des Bruttoinlandsprodukts (BIP) um 0,1 Prozent gemeldet, und Analysten erwarten, dass die Statistiker dieses Ergebnis bei der zweiten Veröffentlichung (Donnerstag, 11.00 Uhr) bestätigen werden. Nicht ausgeschlossen ist, dass nach schwachen Produktionszahlen für Juni die deutsche BIP-Rate (bisher: minus 0,1 Prozent) nach unten revidiert werden muss, was Einfluss auf das Ergebnis des Euroraums haben könnte. Aber diese Zahl wird erst eine Woche später veröffentlicht.

ZEW-Konjunkturerwartungen für Deutschland sinken im August

Die vom Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) erhobenen Konjunkturerwartungen für Deutschland dürften im August gesunken sein. Von Dow Jones Newswires befragte Volkswirte rechnen damit, dass der Index auf 38,0 (Juli: 52,7) Punkte zurückgegangen ist, nachdem er zuvor drei Mal in Folge gestiegen war. Wie das bereits veröffentlichte Ergebnis der in einem ähnlichen Personenkreis angestellten Sentix-Umfrage zeigt, wird die Stimmung vor allem von dem zwischen EU und USA geschlossenen Zoll-Deal belastet. Das ZEW veröffentlicht die Daten am Dienstag (11.00 Uhr).

Kontakt: hans.bentzien@dowjones.com

DJG/hab/mgo/sha

Von Hans Bentzien

DOW JONES--Nachdem US-Präsident Donald Trump nun einen Großteil der neuen Zölle auf die Importe der verschiedenen Handelspartner verhängt hat, hat die Unsicherheit ein wenig abgenommen. Für Länder wie die Schweiz oder Brasilien mit Zöllen von 39 der sogar 50 Prozent ist das ein schwacher Trost. Die EU scheint mit 15 Prozent vergleichsweise gut weggekommen zu sein, auch wenn es an Kritik aus einigen Ländern nicht fehlt und eine vertragliche Fixierung des Deals noch aussteht. Was sich erst in Umrissen abzuzeichnen beginnt, sind die Auswirkungen der Zölle auf die US-Inflation. In den Juni-Daten meinten Analysten erste Spuren der Zölle bemerkt zu haben, für Juli wird eine leichte Verstärkung dieses Effekts erwartet.

US-Inflation steigt im Juli etwas

Der Inflationsdruck in den USA dürfte im Juli etwas zugenommen haben. Analysten rechnen laut Factset-Konsens damit, dass die Verbraucherpreise gegenüber dem Vormonat um 0,2 Prozent gestiegen sind und um 2,8 (Juni: 2,7) Prozent über dem Niveau des Vorjahresmonats lagen. Für die Kernverbraucherpreise werden Raten von 0,3 und 3,0 (2,9) Prozent prognostiziert.

Nach Einschätzung von Barclays-Volkswirten wirken sich die Zölle "langsam, aber definitiv" auf die Verbraucherpreise aus. "Die Unternehmen planen Preiserhöhungen, aber haben bisher auf andere Mittel zurückgegriffen, um den Zoll-Einfluss zu mildern", schrieben sie ihrem Ausblick auf die Veröffentlichung der Daten am Dienstag (14.30 Uhr). Sie nehmen außerdem an, dass der "effektive" Zollsatz auf Einfuhren niedriger ist als die angekündigten Zölle, was sich an den Zolleinnahmen zeige und wohl teilweise auf die Umlenkung von Handelsströmen zurückzuführen sei.

Anleger rechnen damit, dass die US-Notenbank ihren Leitzins im September um 25 Basispunkte senken wird, nachdem sich die Lage am Arbeitsmarkt unerwartet deutlich eingetrübt hat. Vor der Zinsentscheidung am 17. September werden noch Verbraucherpreiszahlen für August und der Preisindex der privaten Konsumausgaben für Juli veröffentlicht. In der Woche kommen außerdem die Erzeugerpreise für Juli (Donnerstag, 14.30 Uhr).

Weitere wichtige US-Daten kommen am Freitag, nämlich die zum Einzelhandelsumsatz (14.30 Uhr) und zur Industrieproduktion (15.15 Uhr). Bei den Ergebnissen der Verbraucherumfrage der Uni Michigan (16.00 Uhr) stehen die Inflationserwartungen im Mittelpunkt.

EU-BIP steigt im zweiten Quartal um 0,1 Prozent

Die Wirtschaft des Euroraums hat sich im zweiten Quartal widerstandsfähig gegenüber dem unfreundlichen außenwirtschaftlichen Umfeld gezeigt. In einer ersten Schätzung hatte Eurostat einen Anstieg des Bruttoinlandsprodukts (BIP) um 0,1 Prozent gemeldet, und Analysten erwarten, dass die Statistiker dieses Ergebnis bei der zweiten Veröffentlichung (Donnerstag, 11.00 Uhr) bestätigen werden. Nicht ausgeschlossen ist, dass nach schwachen Produktionszahlen für Juni die deutsche BIP-Rate (bisher: minus 0,1 Prozent) nach unten revidiert werden muss, was Einfluss auf das Ergebnis des Euroraums haben könnte. Aber diese Zahl wird erst eine Woche später veröffentlicht.

ZEW-Konjunkturerwartungen für Deutschland sinken im August

Die vom Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) erhobenen Konjunkturerwartungen für Deutschland dürften im August gesunken sein. Von Dow Jones Newswires befragte Volkswirte rechnen damit, dass der Index auf 38,0 (Juli: 52,7) Punkte zurückgegangen ist, nachdem er zuvor drei Mal in Folge gestiegen war. Wie das bereits veröffentlichte Ergebnis der in einem ähnlichen Personenkreis angestellten Sentix-Umfrage zeigt, wird die Stimmung vor allem von dem zwischen EU und USA geschlossenen Zoll-Deal belastet. Das ZEW veröffentlicht die Daten am Dienstag (11.00 Uhr).

Kontakt: hans.bentzien@dowjones.com

DJG/hab/mgo/sha

Copyright (c) 2025 Dow Jones & Company, Inc.

Das könnte Dich auch interessieren