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15:38 Uhr, 17.01.2025

KONJUNKTUR IM BLICK/Keine Zinssenkungen in Fernost - im Gegenteil

Von Hans Bentzien

DOW JONES--Alle Welt gibt sich Zinssenkungsphantasien hin, aber in Fernost ist davon derzeit keine Rede: Chinas Zentralbank dürfte ihre Leitzinsen auf Unternehmenskredite in der nächsten Woche stabil halten, und in Japan steht sogar eine Zinsanhebung im Raum. Ansonsten wartet die Welt gespannt auf den Amtsantritt von Donald Trump und damit möglicherweise verbundene wirtschaftspolitische Schocks, die durchaus auch für die oben genannten asiatischen Zentralbanken von Belang sein könnten. In Europa werden einige Konjunkturdaten veröffentlicht.

Beobachter erwarten, dass Trumps Regierung ab Montag eine beispiellose Flut von Durchführungsverordnungen veröffentlichen wird, mit denen das Erbe der Regierung von US-Präsident Joe Biden beseitigt werden soll. So könnte Trump zur Begrenzung der illegalen Einwanderung den Notstand ausrufen und den Bau weiterer Grenzmauern ankündigen sowie Maßnahmen der Biden-Administration rückgängig machen, die es Migranten ermöglichten, legal in den USA zu arbeiten. Zudem wird eine "Eröffnungssalve" in Sachen Einfuhrzölle erwartet.

Bank of Japan könnte Leitzins erhöhen

Die Bank of Japan (BoJ) steht womöglich vor einer Zinserhöhung. Die Notenbank hatte im März 2024 die jahrelangen Negativzinsen beendet und im Juli den Leitzins auf 0,25 Prozent erhöht. Sie hat ihre Bereitschaft signalisiert, die Zinsen erneut anzuheben, falls sich die Löhne und Preise wie erwartet entwickeln sollten. BoJ-Gouverneur Kazuo Ueda kündigte an, dass die Zentralbank bei der anstehenden Sitzung über eine Anhebung des Leitzinses diskutieren und entscheiden werde. Dies steht wohl allerdings unter dem Vorbehalt, dass Trump nichts ankündigt, was die Weltwirtschaft torpedieren würde. Der stellvertretende Gouverneur der BoJ, Ryozo Himino, äußerte sich ähnlich.

Ueda bekräftigte seinen Standpunkt, dass eine Zinserhöhung beschlossen werden würde, wenn die Wirtschafts- und Preisentwicklung mit den Prognosen der BoJ übereinstimme. Lohnsteigerungen seien dabei der Schlüsselfaktor. Die BoJ macht ihre Entscheidung am frühen Freitagmorgen bekannt. Kurz zuvor kommen Verbraucherpreisdaten für Dezember.

Chinas Zentralbank lässt Zinsen unverändert

Die People's Bank of China (PBoC) dagegen dürfte ihre Leitzinsen unverändert lassen. Volkswirte prognostizieren, dass die Referenzzinsen für 1- und 5-jährige Unternehmenskredite bei 3,10 und 3,60 Prozent bleiben werden. Im Allgemeinen werden für dieses Jahr eher eine Senkung der Mindestreservesätze sowie eine Senkung des 1-wöchigen Reverse-Repo-Satzes erwartet, den die PBoC als neuen Leitzins etablieren will. Die PBoC veröffentlicht ihre Zinsentscheidung am Montag (2.00 Uhr).

Daneben stehen einige europäische Konjunkturdaten auf dem Kalender: Am Freitag kommen die Einkaufsmanagerindizes Deutschlands (9.30 Uhr) und des Euroraums (10.00 Uhr) für Januar, am Donnerstag (16.00 Uhr) das Euroraum-Verbrauchervertrauen und am Mittwoch (8.00 Uhr) der Frühindikator für den deutschen Außenhandel mit Drittstaaten im Dezember. Bereits am Dienstag (11.00 Uhr) sind die ZEW-Konjunkturerwartungen für Deutschland dran.

ZEW-Index fällt im Januar

Der ZEW-Index ist zuletzt wider Erwarten gestiegen. Die vorgezogenen Neuwahlen in Deutschland mit der damit einhergehenden Erwartung auf eine investitionsfreundliche Wirtschaftspolitik sowie die Aussicht auf weitere Zinssenkungen sorgten für einen verbesserten wirtschaftlichen Ausblick. Für Januar rechnen von Dow Jones Newswires befragte Ökonomen allerdings mit einem Rückgang auf 15,0 (Dezember: 15,7) Punkte. Mit dem Amtsantritt von Donald Trump zeichnen sich weitere Belastungen für die deutsche Wirtschaft ab. Trump hatte im Wahlkampf wiederholt hohe Zölle auch für europäische Produkte angekündigt.

(Mitarbeit: Andreas Plecko)

Kontakt zum Autor: Hans.Bentzien@dowjones.com

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