KONJUNKTUR IM BLICK/Der Baum brennt
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Von Hans Bentzien
FRANKFURT (Dow Jones) - Unschönere Rahmenbedingungen für eine exportorientierte Wirtschaft wie die deutsche sind eigentlich kaum vorstellbar: Krieg in der Ukraine, Krieg im Nahen Osten, rapide sinkende Autoabsätze, hilflose Versuche zur Stützung der chinesischen Konjunktur und ein protektionistischer werdendes Amerika. Der Baum brennt, könnte man die Lage zusammenfassen. Gemessen daran nimmt sich die Performance der deutschen Volkswirtschaft, vor allem ihres Arbeitsmarkts, gar nicht mal so schlecht aus - auch wenn viele Volkswirte davon ausgehen, dass sich Deutschland bereits in einer "technischen" Rezession befindet.
Wie geht's weiter? Die Woche bringt einige Daten, die darüber Aufschluss geben könnten. Wichtigste Termine in diesem Zusammenhang sind der Ifo-Geschäftsklimaindex am Freitag (10.00 Uhr) und die Einkaufsmanagerindizes am Donnerstag (9.30 Uhr). Außerdem im Angebot: Eine Zinsentscheidung in China und Daten zur Kreditvergabe im Euroraum.
Ifo-Geschäftsklimaindex steigt im Oktober
Volkswirte erwarten, dass der Ifo-Geschäftsklimaindex im Oktober erstmals seit April wieder gestiegen ist - und zwar auf 85,6 (September: 85,4) Punkte. Nichtsdestoweniger ist die Lage der deutschen Volkswirtschaft vertrackt. Aus zyklischer Sicht würde sich mit einem Ifo-Anstieg zwar eine Besserung andeuten. Die Energiepreise belasten die Wirtschaft nicht mehr so stark, und die Auswirkungen der hohen Leitzinsen lassen langsam nach.
Die strukturellen Probleme der für Deutschland so wichtigen Autoindustrie werden dagegen wohl noch länger bestehen bleiben, und auch die restliche exportorientierte Industrie wird noch länger damit zu tun haben, sich auf die neuen geopolitischen Gegebenheiten einzustellen. Die Einkaufsmanagerindizes (PMIs) dürften die Erwartungen für den Ifo-Index noch beeinflussen. Am Freitag (10.00 Uhr) veröffentlicht die Europäische Zentralbank (EZB) Daten zur Entwicklung von Geldmenge und Kreditvergabe im August.
Chinas Zentralbank senkt Leitzinsen
Die People's Bank of China dürfte ihre Geldpolitik weiter lockern. Analysten erwarten, dass sie ihre Referenzsätze für Unternehmenskredite mit 5- und 1-jähriger Laufzeit auf 3,65 (derzeit: 3,85) und 3,15 (3,35) Prozent senken wird. Genährt wird diese Erwartung nicht alleine von der Ankündigung umfassender wirtschaftspolitischer Maßnahmen zur Ankurbelung des Wachstums, sondern auch von Äußerungen des Zentralbankgouverneurs Pan Gongsheng. Dieser hatte laut Meldung chinesischer Lokalmedien bei einer Veranstaltung eine Senkung um 20 bis 25 Basispunkte in Aussicht gestellt. Die Entscheidung wird am Montag (3.00 Uhr) bekannt gemacht.
IWF ändert Wachstumsprognosen kaum - Staatsverschuldung im Fokus
In Washington treffen sich Ökonomen und Politiker zur Jahrestagung von Internationalem Währungsfonds (IWF) und Weltbank. Die Tagesordnung sieht zunächst am Montag die Veröffentlichung des aktuellen Weltwirtschaftsausblicks (15.00 Uhr) und des globalen Finanzstabilitätsberichts (16.15 Uhr) vor, am Dienstag (15.00 Uhr) folgt der Fiscal Monitor. Die Auftaktrede von IWF-Chefin Kristalina Georgieva deutet darauf hin, dass der IWF vor allem die hohe und weiter steigende Staatsverschuldung diskutieren und nach Wegen suchen will, das Wirtschaftswachstum zu stärken, um die Schuldentragfähigkeit zu verbessern. Auch an Sparappellen wird es nicht fehlen. Am Donnerstag treffen sich die Finanzminister und Notenbankgouverneure der G20.
Kontakt zum Autor: hans.bentzien@dowjones.com
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