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07:00 Uhr, 21.05.2024

KONJUNKTUR IM BLICK/Ab Donnerstag weiß die EZB etwas mehr

Von Hans Bentzien

FRANKFURT (Dow Jones) - Der unerwartet rasche Rückgang der Inflation im Euroraum hat in den vergangenen Monaten zu Forderungen an die Europäische Zentralbank (EZB) geführt, ihre Zinsen zu senken - und zwar möglichst rasch, wie die Tauben im EZB-Rat und ähnlich gesinnte Analysten meinten. Um Erwartungen einer Zinssenkung schon im April zu begegnen, hat EZB-Präsidentin Christine Lagarde die Losung ausgegeben: Im April wissen wir über Inflations- und Lohnentwicklung mehr als jetzt, aber im Juni wissen wir deutlich mehr. Vor der EZB-Ratssitzung am 6. Juni werden die Statistiker nun einige Wissenslücken bezüglich der Löhne füllen, so dass die EZB noch etwas mehr weiß.

   Eurostat veröffentlicht Arbeitskostenindex für erstes Quartal 

Den Anfang macht am ersten Arbeitstag nach Pfingsten Eurostat mit dem Arbeitskostenindex für das erste Quartal. Der Index enthält neben den Lohnkosten auch die Lohnnebenkosten. Zeitgleich mit dem Arbeitskostenindex kommen Daten zu den offenen Stellen im ersten Quartal. Sie sind ein Maß für die "Enge" des Arbeitsmarkts. Eurostat veröffentlicht die Daten am Dienstag (11.00 Uhr). Während dieser Indikator ein nachlaufender ist, weist ein anderer einen Gleich- bis Vorlauf auf: Jener der für die nächsten Monate beziehungsweise Jahre ausgehandelten Löhne.

   EZB veröffentlicht Daten zu ausgehandelten Löhnen im ersten Quartal 

Die EZB hat wiederholt auf die Bedeutung der Lohnentwicklung für ihren Inflationsausblick hingewiesen. Abgekürzt könnte man sagen: Verlangsamt sich das Lohnwachstum ausreichend deutlich, kann die EZB an ihrem Szenario festhalten, dass der Inflationsdruck im Dienstleistungssektor nicht so stark ist, dass er einen Rückgang der Inflation auf 2 Prozent bis spätestens 2025 verhindert. Nummer Eins auf der Beobachtungsliste der EZB sind die oben genannten ausgehandelten Löhne, die sie praktischerweise selbst erhebt. Die EZB veröffentlicht die Daten am Donnerstag (11.00 Uhr).

Andere für die EZB-Rat wichtige Daten kommen in der Folgewoche, vor allem die Verbraucherpreis- und Arbeitsmarktdaten.

In dieser Woche kommen außerdem noch die deutschen Erzeugerpreise für April (Dienstag, 8.00 Uhr), der Auftragsbestand der deutschen Industrie (Dienstag, 8.00 Uhr), sowie die Einkaufsmanagerindizes (PMIs) und die zweite Veröffentlichung des deutschen Bruttoinlandsprodukts (BIP).

   Euroraum-Einkaufsmanagerindizes steigen im Mai weiter 

Die von S&P Global im Euroraum erhobenen PMIs dürften im Mai erneut gestiegen sein. Von Dow Jones Newswires befragte Volkswirte erwarten, dass der PMI des verarbeitenden Gewerbes auf 46,1 (April: 45,7) Punkte gestiegen ist und der PMI des nicht-verarbeitenden Gewerbes auf 53,5 (53,3) Punkte. Das würde bedeuten: Die Aktivität in der Industrie hat sich nicht mehr so deutlich wie zuletzt verringert, und die Aktivität im Dienstleistungssektor hat stärker als zuletzt zugenommen. Interessant wird bei alledem sein, wie sich die Preiserwartungen der Unternehmen entwickelt haben. Die Daten werden am Donnerstag (10.00 Uhr) veröffentlicht, zuvor kommen die PMIs von Frankreich (9.15 Uhr) und Deutschland (9.30 Uhr).

   Destatis veröffentlicht Details zum deutschen BIP für erstes Quartal 

Das deutsche BIP ist im ersten Quartal laut einer ersten Schätzung um 0,2 Prozent auf Quartalssicht gestiegen. Von Dow Jones Newswires befragte Volkswirte erwarten, dass das Statistische Bundesamt diese Schätzung bestätigen wird - die seit Ende April veröffentlichten Hochfrequenzdaten sprechen auch nicht dagegen. Vorausgesetzt es kommt zu keiner Revision, stehen die Details zur Entstehungs- und Verwendungsseite des BIP im Mittelpunkt des Interesses. Aus der ersten Veröffentlichung ist nur bekannt, dass der Bau und die Nettoexporte das Wachstum gestützt haben, während der Privatkonsum bremste. Das Statistische Bundesamt veröffentlicht seine Daten am Freitag (8.00 Uhr).

   US-Notenbank veröffentlicht Sitzungsprotokoll 

Die Fed hatte ihre Zinsen nach den Beratungen am 30. April und 1. Mai wie erwartet unverändert gelassen und zugleich mehr oder weniger deutlich angekündigt, was sich nach drei Monaten mit unerwartet hoher Inflation bereits abgezeichnet hatte: Die Notenbanker werden ihre Zinsen vorerst nicht senken. Und so werden Analysten in dem Protokoll vor allem nach Hinweisen darauf suchen, in wie weite Ferne der ersehnte Zinsschritt inzwischen gerückt ist.

Kontakt zum Autor: hans.bentzien@dowjones.com

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