Komplizierter ist nicht immer besser
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Ich bin nun mit rund 20 Jahren Markterfahrung schon einige Zeit an der Börse aktiv. Und wenn es um Strategien geht, wie man den Markt schlagen kann, da habe ich schon vieles gesehen und das meiste hat auf Dauer nicht funktioniert.
Fonds die auf den Markt kommen müssen zumeist etwas Neues, nicht dagewesenes zu bieten haben. Es geht um den USP (Unique Selling Point) oder auf Deutsch um ein Alleinstellungsmerkmal. Wenn man einen Fonds auflegt wird man mit dieser Fragestellung sehr häufig konfrontiert. Komplexe Strategien sind im Zuge der Automatisierung von Investmentprozessen en Vogue. Rechenleistung ist billig und viele Strategien bedienen sich heute dieser Thematik. Sei es durch Optionsstrategien, quantitative Analyse, long-short, low Beta-Strategien, ach es gibt so viele Ansätze. Gefühlt kommen jedes Jahr hundert neue Ansätze hinzu. Viele dieser Fonds landen irgendwann aber im Abseits, da sich die Strategien dann letztlich nicht durchsetzen konnten. Die Natur der Börse ändert sich nicht, auch wenn man ständig versucht neue Regelwerke darüber zu legen. Zwischen all der Gier und Angst haben sich aber Strategien etabliert welche nun schon über viele Zyklen hinweg funktionieren.
Und diese sind nicht neu, sondern zumeist schon ziemlich altbacken. Langfristig greifen Value-Strategien, mittelfristig ist es für mich der Trendfolge-Ansatz und kurzfristig sind es entscheidende Neuigkeiten die die Kurse bewegen können.
Warum funktioniert eine Value Strategie wie beispielsweise von Warren Buffet propagiert seit Jahrzehnten so erfolgreich? Es sind die Basics die funktionieren. Ein einfaches leicht verständliches Geschäftsmodell, Produkte die die Menschen brauchen und auch wollen und auch eine hohe Profitabilität mit soliden Cash-Flows. Solche Unternehmen haben die Eigenschaft jedes Jahr Barmittel zu generieren die den Wert je Aktie erhöhen. Die Kurse mögen schwanken aber da der innere Wert des Papiers stetig zulegt wird auch die Aktie früher oder später folgen. Es ist eine einfache Logik. Komplex werden solche Strategien dann, wenn es um die korrekte Auswahl der Unternehmen geht.
Fonds die dieser Logik und Überlegungen folgen müssen nicht immer die Besten sein, aber sie sind langfristig zumindest jene welche ihren Investoren eine akzeptable bis gute Rendite bieten. Nicht jeder ist ein Warren Buffet auch wenn er sich gerne diesen Stempel aufdrücken möchte. Wer langfristig denkt wird damit zumindest nicht schlecht fahren.
Ein weiteres spannendes Feld sind Trendfolge-Strategien. Die Überlegung dahinter ist die stärksten Unternehmen zu kaufen und mittel-langfristigen Aufwärtstrends zu folgen. Gerade wenn die Börsen längere Zeit abwärts oder seitwärts gelaufen sind, kristallisieren sich frühzeitig solche Unternehmen heraus, die relative Stärke zum Gesamtmarkt aufgebaut haben. Aktien die in Schwächephasen oder Seitwärtsmärkten bereits ein positives Kursverhalten aufweisen werden dieses nur selten ablegen, wenn die Märkte dann aufwärts tendieren. Oftmals verstärkt sich diese Tendenz dann eher noch. Denn es stecken zumeist handfeste Gründe dahinter, Vertraute des Unternehmens kennen die positive Entwicklung vor allen anderen. Kann man die fundamentalen Gründe verifizieren und mit der technischen Stärke in Verbindung bringen sind solche Strategien in mittelfristigen Zeitfenstern sehr mächtig.
Im kurzfristigen Zeitfenster, welches ich grob bis ca. ein Jahr Anlagehorizont definieren würde ist der Newsflow der Unternehmen sehr wichtig. Für kurzfristige Kursimpulse benötigt es steigende Erwartungen an das Unternehmen. Steigende Erwartungen werden zumeist durch Großaufträge, neue Technologien oder Produkte des Unternehmens ausgelöst. Ein Unternehmen welches einen Großauftrag vermeldet, der bislang nicht in den Planungen enthalten war, wird wahrscheinlich auch die Gewinnprognose nach oben setzen können. Ist das Produkt gut wird es weitere Aufträge nach sich ziehen und die Gewinnerwartungen steigen. Eine Neubewertung der Aktie ist die Folge.
Ein gut gemischtes Portfolio kann alle drei Strategien für sich nutzen. Die Value-Strategie als Stabilitätsanker und um Dividende zu vereinnahmen. Mittelfristige Trendfolge bei fundamental starken Aktien nachdem der Markt eine Konsolidierung gezeigt hat. Und kurzfristige Taktiken die insbesondere auf eine Erhöhung der Performance zum Gesamtmarkt abzielen.
Basis all dessen ist die Fundamentalanalyse. Als Ergänzung kommt die technische Analyse zum Tragen. Gar nicht mal so sehr die tägliche Chartleserei sondern das Bild welches Aktien in größeren Zeitfenstern zeichnen.
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