Kommentar
15:36 Uhr, 11.06.2013

Kommt nach dem „arabischen“ jetzt der „türkische Frühling“?

Erwähnte Instrumente

  • Unlimited Indexzertifikat auf MSCI Turkey
    Aktueller Kursstand:   (Commerzbank)
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  • X-pert Zertifikat auf ISE National 30
    Aktueller Kursstand:   (Frankfurt)
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Nach den starken Protesten in der Türkei gegen die Reformpolitik von Ministerpräsident Erdogan brachen die Kurse an der Börse in Istanbul zu Beginn vergangener Woche massiv ein. Der Kursrückgang könnte eine interessante Einstiegsperspektive für Anleger bieten.

Vor zwei Jahren führte im sogenannten „arabischen Frühling“ eine von Jugendlichen und jungen Erwachsenen ausgehende Protestwelle in Staaten Nordafrikas und des Nahen Ostens zum Sturz der Regierungen in Ländern wie Libyen, Tunesien und Ägypten. Seit einer Woche gehen nun die Massen in der Türkei gegen die islamisch-konservative Regierung unter Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan auf die Straße, so dass vielfach schon vom „türkischen Frühling“ die Rede ist.

Die Lage eskaliert

Der Funke, der das Fass zum Überlaufen brachte, war die geplante Errichtung eines Einkaufszentrums im Herzen Istanbuls, für das ein kleiner Park am beliebten Taksim-Platz weichen sollte. Dieser könnte in Analogie zum Tahrir-Platz bei den Protesten in Kairo zum Symbol des Widerstands gegen den als autoritär empfundenen Regierungsstil Erdogans werden, der Ende der Woche eskalierte, nachdem die Polizei auch in Ankara mit Tränengas und Wasserwerfern massiv gegen die Protestierenden vorging. Dabei kam es zu mehr als tausend Verletzten und Massenverhaftungen. Insgesamt wurden seit Dienstag vergangener Woche laut Regierungsangaben in 67 Städten 235 Kundgebungen gezählt. Zwar ist das Parlament insbesondere in Person des als eher gemäßigt geltenden Staatspräsidenten Abdullah Gül nach der starken Kritik des Auslands an dem „unangemessenen“ Vorgehen der Ordnungshüter bemüht zu deeskalieren und räumte auch Fehler beim Polizeieinsatz ein, doch will sich Erdogan, der sich nicht als „Diktator“ sondern als „Diener“ des Volkes sieht, den Forderungen der Protestbewegung ebenso wenig beugen.

Kurseinbruch bald wieder aufgeholt?

Die große Unsicherheit, die derzeit im Land am Bosporus herrscht, zeigte sich auch am Montag an der Istanbuler Börse, die in der Spitze zweistellig einbrach. Auch die türkische Lira verlor zuletzt gegenüber Euro und US-Dollar deutlich. Sollten die Proteste noch weitergehen und sich der Konflikt zu einem Flächenbrand entwickeln, könnte die Talfahrt noch etwas anhalten, so der Chefökonom von „Burgan Yatirim“ Haluk Bürümcekci laut den „Deutsch-Türkischen-Nachrichten“. Dabei war die Borsa Instanbul 100 (BIST 100) erst Ende April als der lukrativste Aktienmarkt weltweit nach der Börse in Buenos Aires eingestuft worden, so das Internet-Portal weiter. Kein Wunder das die Türkei auch in der neuen Investment-Formel von „BRIC“-Erfinder Jim O‘Neill „SMIT“ als eines der vier aussichtsreichsten Länder neben Südkorea, Mexiko und Indonesien vorkommt. Zudem wird von Experten erwartet, dass die türkische Zentralbank falls nötig eingreift und dadurch für Beruhigung bei den Investoren sorgt.

1:1-Chance mit Index-Zertifikaten

Anleger, die den Rücksetzer am türkischen Aktienmarkt nach dem vorangegangenen Anstieg zum günstigen Einstieg nutzen möchten, finden aktuell eine ganze Reihe an Delta-1-Zertifikaten vor, mit denen sie eins zu eins am jeweiligen Index partizipieren können. Die von verschiedenen Emittenten allesamt ohne Währungssicherung angebotenen Produkte beziehen sich dabei vor allem auf drei unterschiedliche Indizes: Zum einen auf den von der Istanbuler Börse berechneten türkischen Leitindex ISE National 30, der die Wertentwicklung von 30 nach Marktkapitalisierung und Liquidität ausgewählten inländischen Unternehmen abbildet. Er weist trotz des jüngsten Einbruchs auf Jahressicht immer noch eine Performance von fast 40 Prozent auf. Nur ein wenig „schlechter“ lief es mit einem Plus von knapp 38 Prozent in den vergangenen zwölf Monaten beim etwas enger gefassten Dow Jones Turkey Titans 20 Index, dessen Mitglieder ebenfalls nach der Marktkapitalisierung bestimmt werden. Da es sich bei beiden Basiswerten nur um Kurs-Indizes handelt, werden die Dividenden in die Berechnung nicht miteinbezogen.

Auch Dividendenanrechnung ist möglich

Anders ist dies beimMSCI Daily TR Net Emerging Markets Turkey (USD) Index. Denn die vom Index-Sponsor Morgan Stanley Capital International (MSCI) in US-Dollar berechnete Benchmark ist als Total-Return-Index konzipiert und berücksichtigt deshalb auch die Netto-Dividenden. Darin enthalten insgesamt 25 Aktien des türkischen Large- und Midcap-Segments, die insgesamt etwa 85 Prozent des Marktes abbilden. Zu den Schwergewichten gehören ausschließlich Banken wie die Türkische Garanti-Bankmit einer Gewichtung von rund 16 Prozent und die Akbank mit knapp 12 Prozent vor der türkischen Halk-Bank (8,31 Prozent) und der C-Aktie der IS-Bank (7,19 Prozent). Auf diese Index-Variante bieten die Royal Bank of Scotland (RBS) und die UBS jeweils ein entsprechendes Endlos-Zertifikat (AA6J9T, UBS1TK)an. Dagegen bezieht sich das Papier der Commerzbank (CZ23ZZ) auf den MSCI Turkey Kurs-Index, der keine Ausschüttungen enthält. Der Anleger spart sich hier aber die Index-Gebühr von 0,50 Prozent p.a. Auch von der Performance her, kann sich das Endlos-Produkt des Zertifikate-Marktführers mit einem Zugewinn von über 32 Prozent auf Sicht eines Jahres durchaus sehen lassen.

Viel Nachholpotential bei türkischen Immobilien?

Wer auf den türkischen Immobilienmarkt setzen möchte, könnte auch das Endlos-Papier der Deutschen Bank auf den Solactive Turkish REITs Index (DB6GTR) ins Kalkül ziehen, für den die Index-Schmiede Structured Solutions verantwortlich zeichnet. Das volatile Papier hatte unter den jüngsten Kursrückgängen ganz besonders zu leiden und kann auf Jahressicht gerade einmal ein Plus von gut 14 Prozent vorweisen. Der Basiswert enthält internationale Real Estate Investment Trusts (REITs), die ein Listing an der Istanbul Stock Exchange (ISE) besitzen. Sie müssen einen bedeutenden Teil ihrer Assets in türkischen Immobilien investieren. Der Index wird vierteljährlich überprüft, wobei kein Mitglied eine höhere Gewichtung als 30 Prozent erhält.

Delta-1-Zertifikate auf türkische Aktien-Indizes im Einzelnen:

WKN

Emittent

Basiswert

Fälligkeit

quanto

Gebühr p.a.

ABN5TL

RBS

ISE 30 Index

Endlos

Nein

DB0AMD

DB

ISE 30 Index

Endlos

Nein

HV5YFA

HVB

ISE 30 Index

Endlos

Nein

EB0CNQ

EGB

ISE 30 Index

Endlos

Nein

ABN4HJ

RBS

DJ Turkey Titans 20 Index

Endlos

Nein

HV0EEJ

HVB

DJ Turkey Titans 20 Index

Endlos

Nein

DR2UN9

COBA

DJ Turkey Titans 20 Index

Endlos

Nein

AA6J9T

RBS

MSCI Daily Net TR EM Turkey USD Index

Endlos

Nein

0,50%

UBS1TK

UBS

MSCI Daily Net TR EM Turkey USD Index

Endlos

Nein

0,50%

CZ23ZZ

COBA

MSCI Turkey Kurs-Index

Endlos

Nein

DB6GTR

DB

Solactive Turkish REITs Index

Endlos

Nein

0,50%

Autor: Armin Geier, http://www.godmode-trader.de/zertifikate

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Über den Experten

Armin Geier
Armin Geier

Armin Geier beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren sehr intensiv mit Anlage-Zertifikaten. Begonnen hat sein berufliches Interesse im Jahr 2000, als er bei einem Münchner Internet-Portal über mehrere Jahre die erste Datenbank für diese spezielle Materie aufbauen konnte und dadurch die rasante Entwicklung dieser Spezies damals noch ganz hautnah Produkt für Produkt mitbekam. Wie sehr sich die Zeiten seitdem verändert haben, kann man allein an der Explosion der Produktzahl von anfangs nicht einmal 3.000 auf heute über eine Million Stück erkennen. Bei seinen nächsten Stationen wechselte er dann ganz in den journalistischen Bereich über, ohne seine Vorliebe für die diversen Produktstrukturen aufzugeben, an denen ihm nach wie vor gerade wegen ihrer asymmetrischen Chance-Risiko-Profile sehr gelegen ist. Insbesondere interessiert ihn dabei die Möglichkeit, aus Einzelansätzen langfristig funktionierende Strategien zu entwickeln. Leider wird dieser Zielsetzung seit Lehman vor dem Hintergrund einer immer kurzfristigeren Denkweise an den Märkten von Emittentenseite immer weniger entsprochen. Bei der BörseGo AG/Godmode-Trader ist Armin Geier seit sechs Jahren mit journalistischen Beiträgen in diversen Rubriken und Publikationen als Experte für Anlage-Zertifikate präsent.

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