Analyse
13:55 Uhr, 08.07.2005

Kommentar: Verlogenheit der Entwicklungshilfe

Wie kann man die am Boden liegenden Ökonomien der Dritten Welt ankurbeln und deren Bürgern helfen? Das ist eine der Kernfragen beim G8-Gipfel in Schottland. Angestoßen hat die Diskussion über die Hilfe für den afrikanischen Kontinent der neue EU-Ratspräsident Tony Blair.
Sein „Marshall- Plan“ für Afrika: Verdopplung der Entwicklungshilfe der westlichen Industrienationen auf 50 Milliarden USD jährlich bis 2010 und auf 75 Milliarden USD bis 2015. Es ist schade, dass im Zeitalter der Globalisierung immer noch an einem veralteten und völlig unbrauchbaren System der Pseudo-Umverteilung festgehalten wird. Fast alle Staaten der Dritten Welt sind von Korruption durchsetzt, die Regierungen stecken ihre knappen Ressourcen lieber in Waffen als in den Aufbau der lebensnotwendigen Infrastruktur. Zu Zeiten des Kalten Krieges wurde diese Entwicklung sogar von beiden Weltblöcken unterstützt, indem die jeweiligen Landesfürsten finanziert wurden. Heute steht man vor der Situation, dass Entwicklungshilfe und auch private Spendenaktionen zwar gut gemeint sind, aber langfristig nichts bringen. Ganz im Gegenteil: Das einzig Sinnvolle ist, den armen Ländern eine Chance zu geben, selbst Geld zu verdienen und langsam Wohlstand aufzubauen. Dazu müssten unter anderem die derzeitigen Handelsbeschränkungen abgebaut werden. Der Protektionismus, der die heimische Agrarwirtschaft und Industrie schützt, ist direkt verantwortlich für die Exportprobleme der Dritten Welt. Unsere Regierungen wissen das, und schütten dann Milliardenbeträge als „Wiedergutmachung“ an diese Länder aus, wo sie sinnlos versickern. Grundvoraussetzung für eine nachhaltige Genesung Afrikas ist – auch wenn das gebetsmühlenartig klingt – eine freiheitliche ökonomische Grundordnung. Wo Bestechung an der Tagesordnung und man einer rechtslosen Behördenwillkür ausgeliefert ist, um ein Unternehmen zu gründen, spielt sich wirtschaftliches Treiben wenn überhaupt nur in der Schattenwirtschaft ab. Die nordafrikanischen Länder sind einParadebeispiel dafür. In diesem Punkt müssten die Industrienationen hart durchgreifen, ohne Rücksicht auf vorübergehende Verluste: Aufhebung der Handelsbeschränkungen und Entwicklungshilfen (aber nur projektgebunden für die Infrastruktur) ausschließlich für Staaten, die sich zur Marktwirtschaft bekennen und ihr knappes Geld nicht für Militärausgaben verpulvern. Das ist der gleiche Grundgedanke wie der bei Hartz IV: Fördern und fordern. Klingt simpel – ist aber richtig. Dem äußerst komplexen Gebilde Wirtschaft kann nur mit einfachen Maßnahmen begegnet werden. Andere Versuche scheitern in der Regel, da nur Bürokratie und ineffiziente Umverteilungsarien herauskommen wie bei den deutschen Steuergesetzen. Auch hier gilt das aus der Charttechnik bekannte Prinzip: KISS – „Keep it simple and stupid“!

Mit den besten Grüßen

Daniel Kühn

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Über den Experten

Harald Weygand
Harald Weygand
Head of Trading

Harald Weygand entschied sich nach dem Zweiten Staatsexamen in Medizin, einer weiteren wirklichen Leidenschaft, dem charttechnischen Analysieren der Märkte und dem Trading, nachzugehen. Nach längerem, intensivem Studium der Theorie ist Weygand als Profi-Trader seit 1998 am Markt aktiv. Im Jahr 2000 war er einer der Gründer der stock3 AG und des Portals www.stock3.com. Dort ist er für die charttechnische Analyse von Aktien, Indizes, Rohstoffen, Devisen und Anleihen zuständig. Über die Branche hinaus bekannt ist der Profi-Trader für seine Finanzmarktanalysen sowie aufgrund seiner Live-Analysen auf Anlegerveranstaltungen und Messen.

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