Fundamentale Nachricht
09:28 Uhr, 11.10.2016

Klassische ETFs versus ETCs und ETNs

Anleger setzen auf ETFs wegen niedriger Gebühren und dem Wegfall des Ausfallrisikos. Wie ETFs können auch ETCs über die Börse gehandelt werden. Doch das Emittentenrisiko macht ETCs und ETNs zu einer gefährlichen Waffe.

Drei Buchstaben, viele Risiken

ETFs, Exchange Traded Funds, bleiben weiterhin sehr beliebt. Sie bilden die Wertentwicklung eines Index ab und sind passiv gemanagt. Entsprechend gering sind die Gebühren. Im Sommer waren vor allem ETFs auf Emerging-Markets und die USA gefragt, belegt eine Studie der Deutschen Bank.

Mit Blick auf das laufende Jahr zeigte sich: Seit Januar sind fast 140 Milliarden US-Dollar in ETFs geflossen. Die ansehnliche Summe bleibt dennoch im Vorjahresvergleich zurück. Bis Ende September 2015 investierten Anleger mehr als 250 Milliarden Euro in ETFs.

Vorzugsweise holten sich die Anleger in den Sommermonaten ETFs zu den Themenbereichen Emerging Markets und USA ins Depot. Mit spitzen Fingern angefasst wurden jedoch Deutschland- und Schweiz-ETFs. Abflüsse verbuchten auch ETFs auf den MSCI Europe und den STOXX 600.

Aus rechtlicher Sicht sind ETFs Sondervermögen; Anleger sind im Insolvenzfall des Anbieters geschützt. Damit geht im Fall einer Insolvenz der Investmentgesellschaft oder der Depotbank das Fondsvermögen nicht in die Konkursmasse ein, sondern bleibt erhalten. Das Vermögen der Anleger bleibt damit von der Konkursmasse streng getrennt. Es ist diese rechtliche Grundkonstruktion, im Verbund mit den geringen Gebühren, die ETFs so beliebt wie Aktien macht. ETFs werden als Kerninvestment und langfristige Anlage deshalb auch von vielen Anlegern gerne ins Depot gebucht – nicht zuletzt als Altersvorsorge.

Auf Besicherung von ETCs achten!

Doch Vorsicht bei ETCs und ETNs! Die Produkte klingen ähnlich, haben aber nur wenig miteinander zu tun. Sie teilen mit ETFs, dass sie grundsätzlich in der Laufzeit unbefristet und ständig an der Börse handelbar sind. Doch bei den Risiken unterscheiden sie sich markant. Zwar bilden Exchange Traded Commodities (ETC) ebenfalls Indizes ab, sie spiegeln aber ausschließlich Rohstoffe und Edelmetalle. Im Unterschied zu ETFs handelt es sich bei diesen Produkten um Schuldverschreibungen. Damit gilt: Anleger holten sich ein schwer einzuschätzendes Emittentenrisiko ins Depot. Muss der Emittent der vom Anleger erworbenen ETCs Insolvenz anmelden, wird der Inhaber der Schuldverschreibung nur mit einem kleinen Teil seines eingesetzten Kapitals aus der Konkursmasse bedient oder geht ganz leer aus.

Um Anleger zu beruhigen, sichern viele ETC-Emittenten ihre Produkte durch physisch hinterlegte Rohstoffe ab, die bei Treuhandgesellschaften lagern. Diese Rohstoffe und Edelmetalle bleiben damit bei einer etwaigen Insolvenz des Emittenten geschützt.

Das Ausfallrisiko des Emittenten von ETCs sollten Anleger nicht auf die leichte Schulter nehmen. Niemand hatte damit gerechnet, dass Lehmann Brothers in der Finanzkrise in die Knie gehen würde, doch über Nacht wurden die von der US-Investmentbank aufgelegten Zertifikate wertlos.

Warum kaufen Anleger trotz der nicht geringen Risiken ETCs? Die Produkte bieten die Möglichkeit, unkompliziert in Rohstoffe, z.B. Gold zu investieren. Anleger sparen die Margen zwischen An- und Verkauf physischen Goldes, zugleich fallen keine Kosten für Lagerung und Sicherung an.

Bei ETNs muss der Ausfall des Emittenten einkalkuliert werden

Exchange Traded Notes (ETN) wiederum sind ebenfalls börsengehandelte Schuldverschreibungen einer Bank. Anders als Exchange Traded Commodities (ETCs) basieren ETNs auf Indizes außerhalb des Rohstoffsektors. Mittels ETNs können Anleger kostengünstig in Währungen und Volatilität investieren und ihr Portfolio damit breiter aufstellen.

Im Gegensatz zu ETCs sind ETNs jedoch nicht mit physischen Werten abgesichert. Es handelt sich um nicht forderungsbesicherte Wertpapiere. Die ausgebende Bank zahlt bei Fälligkeit den Ertrag des Index, abzüglich Gebühren. Folglich holen sich Anleger damit ein ungesichertes Kreditrisiko der Bank ins Depot. Genau genommen handelt es sich um klassische Zertifikate.

Um ETNs angesichts der großen wirtschaftlichen Schwierigkeiten sehr vieler Banken weiterhin in nennenswertem Umfang am Markt zu halten, haben die Emittenten zwei verschiedene Modelle entwickelt: So haben Investoren die Wahl zwischen besicherten und unbesicherten ETNs. Erstere sind teilweise bzw. vollständig gegen das Kontrahentenrisiko abgesichert, unbesicherte ETNs hingegen sind dem Kontrahentenrisiko vollständig ausgesetzt.

Im Allgemeinen werden ETCs und ETNs unter der Produktklasse Exchange Traded Products (ETPs) zusammengefasst.

Dieser Beitrag ist in der aktuellen Sonderpublikation der BörseGo AG "Welche Fonds und ETFs kommen für mich infrage?" erschienen. Sie können die Sonderpublikation hier kostenlos herunterladen.

2 Kommentare

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  • moneymaker22
    moneymaker22

    nicht zu vergessen die ETFs die eigentlich ETCs sind, z.B. einige Gold-ETFs

    11:42 Uhr, 11.10. 2016
  • Peter Mann 44
    Peter Mann 44

    Hallo, ich bin etwas verwirrt mit Ihrem Artikel zum Thema ETFs. So wie Sie das darstellen gibt es bei ETFs außer dem Kursrisiko niemals ein weitere Risiko. Was ist bei Swap basierten ETFs?

    11:22 Uhr, 11.10. 2016