Analyse
14:33 Uhr, 12.12.2025

KI, Batterien, Robotik: Europa verliert Zukunfts-Rennen

USA und China dominieren die KI-Revolution, während Europa in seiner Old Economy feststeckt. China sprintet voran, stößt aber früher an strukturelle Grenzen. USA bleiben langfristig klar im Vorteil.

Europa hat bei den entscheidenden Technologien den Anschluss teilweise verloren, sitzt aber nicht völlig am Katzentisch. Das Ausmaß variiert stark je nach Segment.

KI und Chips: Hier ist Europa am weitesten zurück. US-Konzerne dominieren Large Language Models komplett. Großbritannien mit DeepMind bleibt eine Ausnahme, doch gehört das zu Google. Bei Trainings-Infrastruktur und Inferenz-Hardware verliert Europa gegen Nvidia (USA) und neuerdings gegen chinesische Spezialisten. Das ist das kritischste Problem, weil KI zunehmend alle anderen Technologien durchdringt. Die EU versucht mit Initiativen wie Aleph Alpha oder Mistral gegenzusteuern, doch die Kapitalausstattung ist lächer­lich im Vergleich zu Silicon Valley. Europäische Tech-Talente wandern ab, nicht umgekehrt.

E-Batterien: CATL (China) besetzt hier mit 38% Weltmarktanteil die Pole Position. LG Energy Solution (Südkorea) und Tesla (USA) folgen. Europäische Hersteller wie Northvolt oder BASF haben sich versucht, mussten Projekte begraben. Der Grund: Rohstoffzugang (Lithium, Kobalt), Fertigungskosten und die massive chinesische Subventionierung lähmen Europas Wettbewerb. CATL baut parallel Fabriken in Europa auf und wird sie dominieren. Das ist dramatisch, weil Batterien für die E-Mobilitätswende zentral sind.

Robotik: Humanoide Roboter wie Atlas (Boston Dynamics) oder Optimus (Tesla, USA) oder chinesische Modelle sowie der massive Einsatz generativer KI-Integration in die Robotik werden oft von US-Tech-Giganten (Tesla, Amazon, Google/Alphabet) und großen asiatischen Konglomeraten (Hyundai, Fanuc, Yaskawa) vorangetrieben. Diese Unternehmen verfügen über enorme Kapital- und Datenressourcen, die für die exponentielle KI-Entwicklung entscheidend sind. Die Investitionen in die risikoreiche Forschung und Entwicklung von Humanoiden sind in Europa im Verhältnis erheblich geringer als in den USA und Asien.

(Stärken der europäischen Industrie. Traditionelle Industrieroboter: Europa ist stark in der klassischen Industrierobotik mit Herstellern wie Kuka (Deutschland, gehört zur Midea Group, China) und dem ursprünglich schwedisch-schweizerischen Konzern ABB (mit starker Präsenz in Deutschland). Sie sind weltweit führend in der traditionellen Automatisierung (z.B. in der Automobilproduktion). Cobots und Spezialrobotik: Europa ist führend bei Cobots (kollaborative Roboter) und spezialisierten Systemen, oft aus dem starken Mittelstand und dem universitären Umfeld).

Folgen für die Zukunft: Europa wird zum Technologie-Konsumenten statt Innovator. Das bedeutet Abhängigkeit, schlechtere Margen, Brain-Drain. Fachkräfte folgen dem Geld und den Chancen nach USA/China. Europäische Unternehmen werden zu Zulieferern oder Integratoren fremder Tech. In KI wird Europa zur bloßen Anwendungs-Region: Regulierung (AI Act) wird streng, aber Innovations-Leadership ist futsch.

Was könnte helfen: Massive Kapitalkonzentration auf 3-4 Technologie-Flaggschiffe, echte Talentförderung statt Regularien, Abbau von Gründungs-Bürokratie. Passiert aber nicht im erforderlichen Tempo. Europa wird in 10 Jahren mehr technologischer Abhängiger sein als heute ... außer es passiert ein radikaler mentaler Umbau.

In das gleiche Horn bläst auch das Research von Vanguard:

Während USA und China ihre Volkswirtschaften mit KI, Software, Halbleitern und einer patentgetriebenen Innovationsmaschine in die Zukunft katapultieren, steckt Europa weiter im Korsett seiner Old Economy fest. Kapital fließt in Autos, Chemie, Pharma, aber viel zu wenig in die Sektoren, die das globale Produktivitätsrennen bestimmen. Die Folge ist ein strukturell schwächeres Produktivitätswachstum, getrieben von langsamer KI-Diffusion, trägem Risikokapital, rigiden Arbeitsmärkten und einer fragmentierten digitalen Infrastruktur, die im globalen Vergleich wie ein Flickenteppich wirkt.

Vanguard zeichnet ein bemerkenswert klares Bild: Europa könnte deutlich stärker wachsen, wenn zwei Bremsklötze fallen würden, nämlich entschlossene KI-Einführung und tiefgreifende institutionelle Reformen. Stattdessen altert der Kontinent, kämpft mit hohen Staatsausgaben, bürokratischen Hürden und einem Kapitalmarkt, der eher verwaltet als investiert. Die EU wirkt wie ein Industriegigant ohne digitalen Muskel.

China hingegen sprintet. Das Land wird KI schneller übernehmen als die USA, weil der Staat gleichzeitig Infrastruktur, Chips, Supercomputing und massenhafte industrielle Anwendungen auflädt. Chinas digitales Ökosystem ist bereits global Benchmark: Mobile Payment, E-Commerce, Plattformökonomie, Logistik, alles im Hochgeschwindigkeitsmodus. Entsprechend dürfte China zuerst den großen Produktivitätsschub aus KI erleben, vor allem in Fertigung, Logistik und digitalen Diensten. DeepSeek wirkt wie ein Beschleuniger im System, ein Signal an die Parteiführung, dass China technologisch nicht nur aufholen, sondern führen will.

Doch Vanguard setzt einen entscheidenden Kontrapunkt: Chinas KI-Potenzial trifft viel früher auf strukturelle Grenzen als das der USA. Der Grund ist brutal ökonomisch. In den USA sind nur 19% der Beschäftigten in physisch-intensiven Sektoren wie Bau, Landwirtschaft und Industrie tätig, in China dagegen 50%. Und genau diese Branchen profitieren weit weniger von KI. Gleichzeitig sitzen die USA auf einem Beschäftigungsanteil von 14% in Finanz- und Unternehmensdiensten, also den KI-intensivsten Sektoren überhaupt. In China liegt dieser Anteil bei unter 3%. KI trifft in China also auf eine Wirtschaftsstruktur, die große Bereiche kaum automatisieren kann.

Dazu kommt ein demografischer Schock, den Vanguard unmissverständlich benennt: Chinas arbeitsfähige Bevölkerung schrumpft in den nächsten 25 Jahren um rund 30%. Auch Japan altert schneller als jede andere Industrienation. Beide Länder verlieren damit den zentralen Hebel, um mittels KI ihr Wachstum zu stabilisieren. Ohne massive Arbeitsmobilität, tiefgreifende Umschichtung der Wertschöpfung und disruptive Reformen wird KI die demografischen Verluste weder in China noch in Japan ausgleichen.

Die USA dagegen stehen mit jüngerem Demografieprofil, flexibleren Märkten und aggressiverem KI-Kapitalzugang strukturell besser da. Im Ergebnis zeichnet Vanguard eine Welt, in der China den schnellsten KI-Boost erlebt, die USA jedoch den nachhaltigsten, und Europa Gefahr läuft, in der Mittelmäßigkeit zu verharren, wenn es bei Old-Economy-Prioritäten bleibt.

Die Zukunft gehört den Volkswirtschaften, die KI nicht nur einführen, sondern tief in ihre Wirtschaftsstruktur integrieren. USA und China spielen genau dieses Spiel. Europa muss erst einmal lernen, überhaupt mitzuspielen.

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1 Kommentar

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  • amvseven
    amvseven

    Genau genommen haben wir das Rennen doch schon in den 90ern verloren, als Berliner Start-ups ihre Ideen an das Silicon Valley verloren haben, weil deutsche Konzerne überheblich wie sie nun Mal sind anfingen auf ihre Controller und zwangsweise auf ihre Betriebsräte zu hören als auf ihre Nerds. Schade.

    14:44 Uhr, 12.12.