KfW sieht hohen Handlungsdruck zur Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit
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BERLIN (Dow Jones) - Deutschland steht einer neuen Studie der KfW Research zufolge unter einem hohen Handlungsdruck, um seine Wettbewerbsfähigkeit zu sichern. Demnach ergibt die Analyse der Standortfaktoren ein gemischtes Bild. Zu den Stärken Deutschlands zählen laut KfW Innovationskraft, die Logistikinfrastruktur und gut ausgebildete Arbeitskräfte. Zu den Herausforderungen gehören die ausgeprägte demografische Alterung, niedrige öffentliche Investitionen und hohe Unternehmenssteuern.
"Insgesamt besteht ein hoher Handlungsdruck, um die Wettbewerbsfähigkeit unseres Standorts zu sichern", sagt KfW-Chefvolkswirtin Fritzi Köhler-Geib. "Alles in allem zeigt die systematische Betrachtung der Standortfaktoren dringenden Handlungsdruck, auf Stärken aufzubauen und Schwächen in den Griff zu bekommen."
Die KfW hat in ihrer Analyse fünf internationale Standortrankings verglichen für die Bereiche Arbeitsangebot, Kapitalangebot, Innovationsfähigkeit, Energieversorgung sowie staatliche Rahmenbedingungen und Abhängigkeiten. Auch wenn bei den Stärken das Niveau der Indikatoren noch gut sei, legten deren Trends nahe, dass andere Wirtschaftsräume ihre Wettbewerbsfähigkeit kontinuierlich verbesserten, wie Köhler-Geib warnte.
Laut der Analyse zählt die Innovationskraft zu Deutschlands Stärken. Die KfW verweist auf den Global Innovation Index, wo Deutschland Rang 8 von 132 Ländern belegt. Es hapere jedoch beim Technologietransfer in kleinere Unternehmen und bei der Umsetzung von Erfindungen in Unternehmensgründungen. Dabei zeigt sich eine noch zu geringe Rolle der Wagniskapitalfinanzierung.
Kapitalangebot positiv - Demografie Gefahr für Arbeitskraftangebot
Weitere Stärken liegen demnach beim Kapitalangebot durch einen guten Finanzierungszugang, auch für kleine und mittelständische Unternehmen, sowie bei einer international hervorragend bewerteten Transportinfrastruktur, so die Studie.
Mit Blick auf die Verfügbarkeit von qualifizierten Arbeitskräften sehen mittelständische Unternehmen dies aktuell als Wettbewerbsvorteil. Die KfW warnt aber, dass die demografische Entwicklung mit einem in den kommenden Jahren besonders ausgeprägten Rückgang der Erwerbsbevölkerung diese Stärke gefährde.
Ein deutlich negativer Trend sieht die KfW bei schulischen Grundqualifikationen im internationalen Vergleich. Dies zeige mit Blick auf die Qualifikation zukünftiger Erwerbspersonen dringenden Handlungsbedarf auf. Weitere Schwächen seien laut den Zahlen relativ niedrige öffentliche Investitionen und hohe Unternehmenssteuern.
Investitionen in Energieerzeugungskapazitäten nötig
Bei der Energieversorgung hat Deutschland gerade im Vergleich mit den USA und Kanada einen Kostennachteil, auch wenn der Trend bei den deutschen Strom- und Gaspreisen seit 2023 wieder deutlich nach unten zeige, so die Studie. Erforderlich seien "erhebliche öffentliche und private Investitionen in die Erzeugungskapazitäten sowie die damit verbundenen Technologien wie Stromnetze und Speicher", sagte Köhler-Geib.
Sehr gut scheide die deutsche Industrie aber in Sachen Energieeffizienz ab, beim Anteil der erneuerbaren Energien am Energieverbrauch befindet sich Deutschland jedoch nur im Mittelfeld.
Mit Blick auf die geopolitischen Konflikte und Handelsbeschränkungen attestiert die KfW Deutschland einen hohen Grad an Verletzlichkeit. Die Diversifikation der deutschen Export- und Importmärkte sei zwar insgesamt hoch. Aber China sei beim Handel und bei den Gewinnen aus Direktinvestitionen ein Klumpenrisiko. Beträchtliche Abhängigkeiten bestünden demnach außerdem in der deutschen Rohstoffversorgung, für die China und andere autoritär regierte oder instabile Staaten eine große Rolle spielen.
Kontakt zur Autorin: andrea.thomas@wsj.com
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