Kommentar
15:11 Uhr, 12.05.2009

Kein Stress bei Banken

Das Ergebnis des Stresstest für US-Banken war in der vergangenen Woche das allumfassende Thema an den internationalen Handelsplätzen. Die letztlich moderat ausgefallenen Kapitalanforderungen wurden positiv gewertet und führten zu einer Fortsetzung der nunmehr zweimonatigen Erholungsbewegung.

Kein Stress bei Banken

Weltweit setzte sich die Erholungsbewegung, die inzwischen bereits zwei Monate anhält, weiter fort. Neben erneut positiver als erwartet ausgefallener Konjunkturdaten aus China und den USA war es vor allem der Stresstest bei US-Banken, der die Kurse weiter beflügelte. Nachdem in den vergangenen Monaten nahezu alle Großbanken erhebliche Abschreibungen auf toxische Wertpapiere vornehmen mussten und der damit verbundene Eigenkapitalbedarf für viele Häuser existenzbedrohend wurde, beteiligte sich die US-Regierung notgedrungen mit Staatshilfen an vielen Banken. Die wichtigste Geschäftsgrundlage einer Bank, das Vertrauen, ließ sich damit jedoch noch nicht wieder herstellen. Dazu unterzog das US-Finanzministerium nun die 19 größten Banken des Landes einem Stresstest. Das abschließende Urteil sollte dabei als Qualitätssiegel dienen und das Vertrauen stärken. In Anbetracht der Kursgewinne an den Börsen und im Besonderen bei Finanztiteln scheint dies gelungen zu sein. Der Dow Jones Industrial Average legte im Wochenvergleich 4,4 Porzent zu.

Der zusätzliche Kapitalbedarf von nur 75 Mrd. US-Dollar ist weitaus niedriger veranschlagt als befürchtet. Entsprechend begeistert reagierten Anleger und hievten die Kurse der Finanzbranche in die Höhe. Die Citigroup gewann auf Wochensicht 35 Prozent, Wells Fargo legte sogar 43 Prozent zu. Kritiker sprechen jedoch von geschönten Ergebnissen und zweifeln die Daten an. Für Verunsicherung sorgte auch das zugrunde liegende Szenario, dass manche als zu wenig stressig empfinden. In der Tat sind einige Annahmen etwas fragwürdig. So liegt wohl die im Test unterstellte Arbeitslosenquote niedriger als sie inzwischen tatsächlich ist.

Der Internationale Währungsfonds gab erst vor drei Wochen bekannt, dass er noch kein Ende der Finanzkrise sehe und bezifferte zugleich die möglichen Verluste fauler Kredite auf bis zu 4.000 Mrd. US-Dollar. Bisher sind davon jedoch lediglich ein Drittel verbucht. Damit stünden noch Verluste von etwa 2.700 Mrd. US-Dollar aus, wovon vermutlich ein Großteil in den USA anfallen würde. Die US-Regierung sieht in ihrem Stresstest in den kommenden zwei Jahres schlimmstenfalls 600 Mrd. US-Dollar Abschreibungen auf die heimische Bankenlandschaft zukommen. Angesichts dieses Missverhältnisses verwundert es nicht, dass der Stresstest nun zunehmend kritisch hinterfragt wird. Beim wem wohl der Rechenfehler liegt?

Im gleichen Atemzug melden sich auch Skeptiker zu Wort, die ein Ende der aktuellen Bärenmarktrallye prophezeien. Langfristig ist der steile Aufwärtstrend, der momentan an den internationalen Aktienmärkten zu beobachten ist jedenfalls nicht durchzuhalten. Seit dem Tief Anfang März legte z.B. der DAX fast 40 Prozent zu. Auch in der großen Depression erlebten die Aktienmärkte sechs Zwischenerholungen mit durchschnittlichen Kursgewinnen von jeweils 47 Prozent, nur um dann wieder zurückzufallen. Diesmal hat die Erholung jedoch auch eine gewisse fundamentale Unterstützung. Die Quartalsberichtssaison verlief nicht nur in den USA ordentlich und auch die veröffentlichten Konjunkturdaten deuten weiterhin auf einen möglichen Wendepunkt der Weltwirtschaft hin.

Trend positiver Konjunkturdaten hält an

In den USA fiel vor allem der Arbeitsmarktbericht besser als erwartet aus und sorgte für Kurssteigerungen. Im April gingen insgesamt 593.000 Stellen verloren. Somit ist die Arbeitslosenquote zwar auf 8,9 Prozent, und somit auf den höchsten Stand seit 1983, gestiegen, im März waren es jedoch noch 106.000 Stellen mehr. Der Trend zur Abschwächung der Rezession zeigt sich daher auch am US-Arbeitsmarkt.

In Deutschland konnte die Talfahrt der Industrieproduktion im März gestoppt werden. Das produzierende Gewerbe stellte so viel her wie im Vormonat. Dies mag auch daran liegen, dass die Auftragseingänge im gleichen Zeitraum um 3,3 Prozent gestiegen waren. Volkswirte hatten hingegen mit einem weiteren Rückgang der Industrieproduktion gerechnet.

Emerging Markets im Aufwind

In China stieg der Einkaufsmanagerindex wieder über die 50-Punkte-Marke, die Wachstum indiziert. Nicht zuletzt deshalb zählen die Emerging Markets in diesem Jahr zu den großen Gewinnern. Seit Jahresanfang konnten die Schwellenländer gut ein Viertel an Wert gewinnen. Großer Wochengewinner war diesmal der russische RTS-Index, der sich um knapp 13 Prozent verteuerte. Grund dafür war der starke Anstieg beim Rohöl, das in Erwartung einer konjunkturellen Erholung gut 10 Prozent zulegte. Zwischenzeitlich notierte ein Barrel der Sorte WTI bei knapp 60 US-Dollar, so hoch wie seit sechs Monaten nicht mehr. Russland ist in besonderem Maße von der Entwicklung des Schwarzen Goldes abhängig, da sich gleich mehrere Ölwerte in den Leitindizes befinden. Entsprechend stark fiel die Erholung aus.

Ausblick

Kurz vor dem Wochenende werden die wichtigsten Konjunkturdaten der folgenden Tage veröffentlicht. In Deutschland steht am Freitag das BIP im ersten Quartal auf der Agenda. Volkswirte rechnen mit einem Rückgang von fast vier Prozent, so stark wie noch nie in der Geschichte der Bundesrepublik. In den USA werden die Industrieproduktion und das Verbrauchervertrauen vermeldet.

Darüber hinaus stehen in Europa noch einmal wichtige Quartalsberichte einiger Firmen an, unter anderem auch von DAX-Schwergewichten wie Allianz und E.ON.

Quelle: Union Investment

Gegründet 1956, zählt Union Investment heute zu den größten deutschen Investmentgesellschaften. Rund 144,2 Mrd. Euro verwaltete die Gesellschaft per 31. Dezember 2008, davon 91 Milliarden Euro in Publikumsfonds. Die Produktpalette für private Anleger umfasst Aktien-, Renten- Geldmarkt- und Offene Immobilienfonds sowie gemischte Wertpapier- und Immobilienfonds und Dachfonds. Anleger erhalten diese Produkte bei allen Volksbanken, Raiffeisenbanken, Sparda-Banken und PSD-Banken. Rund 4,6 Millionen Anleger nutzen überdies die Depotdienstleistungen der Union Investment.

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