Kommentar
15:21 Uhr, 04.01.2023

Kaufpanik beim DAX: Das ist der Grund

Der DAX ist seit Jahresanfang, also innerhalb von nur 3 Tagen, um herbe 500 Punkte nach oben geschossen. Offenbar haben sich die Aussichten für die Weltwirtschaft und damit die Geschäftsaussichten der DAX-Unternehmen aber in so kurzer Zeit nicht so dramatisch verbessert. Allerdings ist etwas anderes passiert.

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  • DAX
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    Kursstand: 14.449,12 Pkt (XETRA) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung

Partystimmung bei vielen Besitzern von DAX-Aktien: Um rund 3,5 Prozent ist der Index seit Jahresanfang nach oben geschossen. Mit einem derart fulminanten Start in das neue Jahr hatte ich nicht gerechnet, das gebe ich offen zu.

Was treibt den Index plötzlich so kräftig nach oben? Der Einbruch der Zinsen. Was war passiert? Am gestrigen Dienstag waren die Inflationsdaten für Deutschland deutlich besser als erwartet, woraufhin die Zinsen für zehnjährige Bundesanleihen eingebrochen sind und auch jene für zehnjährige US-Anleihen kräftig mit nach unten gezogen haben.


Dramatischer Zinseinbruch

Heute setzt sich das Spiel fort: Die um 8 Uhr veröffentlichten Importpreise für Deutschland waren viel besser als erwartet, woraufhin die Zinsen diesseits und jenseits des Atlantiks noch mehr einbrechen. So waren die Importpreise im November um herbe 4,5 Prozent gegenüber dem Vormonat eingebrochen, wohingegen Volkswirte einen Rückgang um lediglich 1,6 Prozent vorhergesagt hatten.

Der überraschend starke Rückgang der Importpreise dämpft die Inflationssorgen weiter, und schürt die Hoffnung, dass die EZB in den nächsten Monaten die Zinsen nicht so stark anheben könnte wie bislang erwartet. Daraufhin greifen Investoren bei DAX-Aktien zu, weil bei sinkenden Zinsen der Gegenwind aus der Richtung abnimmt.

Zur Erinnerung: Seit Jahresanfang, also in nur 3 Tagen, sind die Zinsen für zehnjährige Bundesanleihen um herbe 28 Basispunkte eingebrochen. Das ist eine enorme Bewegung, und entspricht einem Rückgang um rund 200 Basispunkte auf einen Monat hochgerechnet! Das ist eine gewaltige Bewegung!

Und der Rückgang bei den Zinsen für zehnjährige US-Anleihen beläuft sich auf rund 20 Basispunkte, das sind rund 150 Basispunkte auf einen Monat hochgerechnet. Auch das ist eine enorme Bewegung.

Wenn die Zinsen in den nächsten Monaten nicht so stark angehoben werden könnten wie erwartet, hellen sich gleichzeitig die Aussichten für die Konjunktur in der Eurozone auf, was den DAX-Aktien zusätzlichen Rückenwind gibt.

Wenig verwunderlich, dass in dem Umfeld die Aktien der Deutsche Bank AG (11,562 € 4,05 %), der Münchener Rück. (Munich Re) AG (318,60 € 3,54 %) und Infineon Technologies AG (30,250 € 4,15 %)heute zu den größten Gewinnern im DAX gehören. Sinkende Zinsen bedeuten, dass der Wert der Anleihen im Besitz des weltgrößten Rückversicherers steigen. Und Infineon profitiert von der Aufhellung der Konjunkturaussichten, beispielsweise im Autosektor, woraufhin die Kunden mehr Halbleiter bei Infineon ordern würden.

Sollten die Zinsen für zehnjährige Bundes- und US-Anleihen in den nächsten Tagen weiter nach unten rauschen, dürfte der DAX entgegen meiner bisherigen Erwartung die Klettertour fortsetzen, während der S&P500 und gerade die Nasdaq durch die sinkenden Zinsen gestützt würden. Umso gespannter wird es sein zu sehen, wie sich die US-Indizes in den nächsten Tagen entwickeln.

Von umso größerer Bedeutung wird zudem das Fed-Protokoll, das heute Abend um 20 Uhr veröffentlicht wird. Sollte es von Investoren falkenhaft interpretiert werden, und damit die Zinsen für zehnjährige US-Anleihen plötzlich deutlich nach oben treiben, was auch jene für Bundesanleihen mit nach oben ziehen sollte, könnte eine mögliche Erholung bei S&P500 und Nasdaq schnell zu Ende gehen. Das habe ich in dem gestrigen Beitrag „Tesla-Aktien bricht nach schwachen Absatzzahlen ein…“ aufgezeigt.

Zudem warten Investoren gespannt auf Freitag, wenn sowohl die Inflationsdaten für die Eurozone als auch der sehr wichtige US-Arbeitsmarktbericht veröffentlicht werden. Auch dazu steht eine Menge im gestrigen Beitrag.

Zudem warten Investoren auf eine Reihe weiterer wichtiger Konjunkturdaten.


Einkaufsmanagerindex für US-Industrie und Fed-Protokoll ganz oben auf der Agenda

Am heutigen Mittwoch veröffentlicht um 16 Uhr das Institute for Supply Management (ISM) den viel beachteten Einkaufsmanagerindex für die US-Industrie. Er soll im Dezember von 49,0 auf 48,0 Punkte gesunken sein. Damit wäre der Index den 2. Monat in Folge unter der 50er-Marke und würde eine Rezession in dem Sektor signalisieren. Mich würde es nicht überraschen, wenn der Index deutlich stärker gesunken wäre. Von großer Bedeutung ist zudem die Preiskomponente. Sie war im November von 46,6 auf 43,0 Punkte eingebrochen und hat damit angezeigt, dass sich der Preisauftrieb rapide abschwächt. Woran könnte das wohl liegen? An der schnell heraufziehenden Rezession in den USA.

Ebenfalls um 16 Uhr wird der sogenannte JOLTS-Bericht vorgelegt. Dabei soll die Zahl der offenen Stellen von 10,334 Mio. auf 10,1 Mio. gesunken sein. Sollte die US-Wirtschaft zügig auf eine Rezession zusteuern, dürfte die Zahl schnell unter die Marke von 10,0 Mio. rauschen und in den nächsten Monaten zügig in Richtung 9,0 Mio. und anschließend deutlich darunter.

Wegen des Feiertags vom Montag werden die Daten zu den US-Öllagervorräten erst am Donnerstag veröffentlicht.

Am 20 Uhr wird das Fed-Protokoll veröffentlicht.


US-Arbeitsmarkbericht von ADP im Fokus

Am Donnerstag schauen Investoren um 11 Uhr auf die Produzentenpreise in der Euro-Zone. Sie sollen im November um 0,5 Prozent gegenüber dem Vormonat gesunken sein. Allerdings sollen sie gegenüber dem Vorjahr um 27,9 Prozent gestiegen sein, was ein deutlicher Rückgang gegenüber dem Oktoberwert von 30,8 Prozent bedeuten würde.

Um 14.15 Uhr wird der US-Arbeitsmarktbericht von ADP bekanntgegeben. Laut den Schätzungen der Volkswirte soll die US-Privatwirtschaft im Dezember 145.000 Jobs geschaffen haben.

Um 15.45 Uhr veröffentlicht S&P Global den endgültigen Einkaufsmanagerindex für den US-Dienstleistungssektor. Die Zahlen sollen die vorläufigen von 44,4 Punkten bestätigen. Sie signalisieren mit einem Wert von unter 50 Punkten eine deutliche Rezession in dem Sektor, der rund 70 Prozent der Wirtschaftsleistung der USA ausmacht.

Um 17 Uhr werden die Daten zu den US-Öllagervorräten bekanntgegeben.

Euro-Zone Inflation und US-Arbeitsmarktbericht ganz oben auf der Agenda

Am Freitag werden um 8 Uhr die Daten zum Auftragseingang für Deutschlands Industrie bekanntgegeben. Im November sollen die Orders um 0,7 Prozent gegenüber dem Vormonat gesunken sein.

Um 11 Uhr werden die Inflationsdaten für die Euro-Zone bekanntgegeben. Die Rate soll im Dezember auf 9,5 Prozent zurückgegangen sein, nach 10,0 Prozent für Oktober. Allerdings soll die um Nahrungsmittel und Energie bereinigte Kernrate bei 5,0 Prozent stagniert haben, was immer noch einen kräftigen Auftrieb bei den Verbraucherpreisen signalisieren würde.

Um 14.30 Uhr wird der US-Arbeitsmarktbericht veröffentlicht. Dabei sollen – wie oben geschrieben – im Dezember 200.000 Jobs neu geschaffen worden sein, nach 263.000 für November. Gleichzeitig soll die Arbeitslosenquote stabil bleiben bei 3,7 Prozent. Zudem sollen die Stundenlöhne um 5,0 Prozent gegenüber dem Vorjahr geklettert sein, nach 5,1 Prozent für November.

Um 16 Uhr veröffentlicht das Institute for Supply Management den Einkaufsmanagerindex für den US-Dienstleistungssektor. Er soll im Dezember auf 55,0 Punkte gesunken sein, nach 56,5 Punkte für November. Das würde weiterhin auf ein deutliches Wachstum in dem Sektor hindeuten, wenngleich es nicht ganz so stark wäre wie im Vormonat. Mich würde es nicht überraschen, wenn der Index deutlich stärker zurückgehen würde als erwartet.

Ebenfalls um 16 Uhr werden die US-Industrieaufträge bekanntgegeben. Sie sollen im November um 0,6 Prozent gegenüber dem Vormonat gesunken sein.

In meiner Sendung "Euer Egmond" analysiere ich wöchentlich die Märkte!

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