Kommentar
19:50 Uhr, 19.12.2014

Kanadas kleine Bankenkrise

Kanada war lange Zeit der Fels in der Brandung. Wirtschaftskrisen konnten dem Land nichts anhaben. Das ändert sich gerade.

Erwähnte Instrumente

  • National Bank of Canada - WKN: 865227 - ISIN: CA6330671034 - Kurs: 34,01 € (Frankfurt)
  • Bank of Nova Scotia, The - WKN: A1VFUG - ISIN: US064159EX02 - Kurs: 99,04 $ (Berlin)

Länder wie Kanada und Australien haben die letzten Krisen fast spurlos überstanden. Der Grund dafür liegt in ihrem Rohstoffreichtum. Rohstoffe werden immer gebraucht. Das ändert sich so schnell nicht. Was sich im Vergleich zu den Vorjahren aber nun ändert, das ist der Preis. Australien exportiert sehr viel Kohle und Erze. Kanada ist deutlich exponierter im Bereich Öl. Das ist kein Geheimnis. Trotzdem redet die ganze Welt immer nur über die US Produzenten. Diese können auch in Schieflage geraten. Gemessen an der Wirtschaftsleistung und den Bankbilanzen ist in den USA aber keine ausgewachsene Krise zu befürchten.

In Kanada sieht das ein klein wenig anders aus. In den vergangenen Jahren boomte die Ölförderung in Westkanada, wo vor allem Ölsande vorhanden sind. Die Gewinnung von Öl aus Ölsanden ist aufwendig und besonders teuer. Der Break-Even liegt deutlich höher als beim Fracking. Ein Viertel der Ölsandproduktion ist bei 80 USD pro Barrel oder mehr erst profitabel. Insgesamt dürfte der Break Even im Bereich 70 USD liegen, schätzt die Internationale Energie Behörde IEA. Die Wahrscheinlichkeit, dass beim derzeitigen Preiskampf kanadische Produzenten zuerst aufgeben müssen, ist entsprechend hoch.

Das trifft nicht nur Investoren, die inzwischen auf fast wertlosen Aktien sitzen oder Anleihen halten. Es trifft auch Banken. Im Gegensatz zu US Produzenten, die sich größtenteils über den Anleihenmarkt verschuldet haben, sind kanadische Produzenten noch stärker auf Banken angewiesen.

Die größten Banken haben ein beträchtliches Exposure zu faulen Krediten. Die National Bank of Canada hat knapp 14% all ihrer vergebenen Kredite an Ölfirmen vergeben. Der Absolutbetrag ist mit 4 Mrd. CAD nicht riesig, aber der Prozentsatz vom Gesamtkreditvolumen ist enorm. Andere Banken haben absolut gesehen ein höheres Exposure. Die Bank of Nova Scotia hat über 12 Mrd. in ihren Büchern. Das entspricht etwas weniger als 10% der Gesamtkreditsumme.

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Einige Unternehmen hat der Ölpreissturz bereits so hart getroffen, dass sie Zinszahlungen nicht mehr leisten können. Ivanhoe Energy hatte kürzlich angekündigt eine Zinszahlung im Dezember wohl nicht leisten zu können. Die Situation wird sich in den kommenden Monaten kaum verbessern. Ganz im Gegenteil. Bleiben die Ölpreise niedrig, dann müssen kanadische Banken im kommenden Jahr kräftig für Kreditausfälle vorsorgen. Eine Zielgröße für die Vorsorge liegt bei 20 bis 40% der vergebenen Kredite. Banken müssten bis zu 40% des Ölkreditvolumens als Rückstellung bilden. Bei der National Bank of Canada wären das dann bis zu 5,6% ihres gesamten Kreditbuches. Damit lassen sich Verluste für das Gesamtjahr 2015 kaum vermeiden.

Insgesamt ist die Exposure immer noch zu klein, um eine ausgewachsene Bankenkrise herbeizuführen. 2015 wird höchstwahrscheinlich ein schlechtes Jahr für kanadische Banken. Danach kann es wieder bergauf gehen. Der Sektor gehört auf die Watchlist.

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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