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12:32 Uhr, 12.04.2019

Kampf der Streaming-Plattformen: Warum Walt Disney gegen Netflix gewinnen könnte

Walt Disney hat seine neue Streaming-Plattform vorgestellt. Die Chancen, dass Disney sich gegen den Platzhirsch Netflix durchsetzen kann, stehen besser, als es auf den ersten Blick aussieht.

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In den USA soll Disneys neuer Streaming-Dienst am 12. November starten und 6,99 Dollar pro Monat kosten, was unter dem billigsten Angebot von Netflix (8,99 Dollar) liegt. Auch in Deutschland soll der Dienst namens "Disney +" Ende des Jahres starten, wann genau steht aber noch nicht fest.

Wer wird sich im Streaming-Markt durchsetzen können? Netflix startete mit seiner Streaming-Plattform deutlich früher, keine Frage. Viele Analysten, darunter Mark Mahaney von RBC Capital Markets, sind allerdings der Meinung, dass Disney keine besonders großen Probleme haben dürfte, Marktanteile von Netflix zu gewinnen. Disney hat eine viel größere Content-Bibliothek als Netflix, darunter auch sehr hochkarätige Produktionen, wie etwa die Cartoon-Serie "Die Simpsons" oder die Star-Wars-Reihe (die seit Kauf von Lucasfilm zu Disney gehört).

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Disney wird jedes Jahr rund eine Milliarde Dollar für selbst produzierten Content ausgeben, bei Netflix sind es sieben bis acht Milliarden Dollar. Inklusive der lizenzierten Inhalte dürfte Netflix 2019 sogar 15 Milliarden Dollar für Content ausgeben. Und trotzdem wird es viele Jahre dauern, bis die Content-Bibliothek von Netflix mit der von Disney mithalten kann. Wenn überhaupt, denn Disney wird zusätzlich auch noch den Content, der fürs Kino oder fürs klassische Fernsehen produziert wird, auch auf seiner Content-Plattform verwerten können. Das führt dazu, dass Disney sehr leicht Netflix und auch Amazon Prime preislich unterbieten kann, bei vermutlich ebenbürtigen Inhalten.

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Interessant ist auch, dass die beliebtesten Serien und Filme auf Netflix gar nicht die sind, die original für Netflix produziert wurden, sondern oftmals zugekaufte Inhalte. Das Problem mit diesen Inhalten ist, dass Netflix hier fortlaufend Geld ausgeben muss, um diese Inhalte zeigen zu können.

Netflix ist ja ohnehin hochdefizitär. Die Gewinn- und Verlustrechnung zeigt das allerdings nicht, weil die Content-Kosten über die erwartete Nutzungszeit des jeweiligen Contents (bis zu 10 Jahre, 90 % aber innerhalb von 4 Jahren) abgeschrieben werden. Die Kosten für Content sind also nicht sofort erfolgswirksam, sondern die Belastung wird buchhalterisch über den erwarteten Zeitraum der Nutzung verteilt.

Nur aus diesem Grund kann Netflix überhaupt Gewinne melden. So wird Netflix 2019 nach Erwartungen der Analysten zwar einen Gewinn von 1,9 Milliarden Dollar verbuchen, unter dem Strich wird Netflix aber drei Milliarden Dollar mehr ausgeben als einnehmen (Free Cashflow von minus 3 Milliarden Dollar).

Anleger sollten sich den Kampf der Streaming-Plattformen wohl zumindest vorerst von der Seitenlinie ansehen. Denn neben Disney startet auch noch Apple mit "Apple TV+" in diesem Jahr einen eigenen Streaming-Service, ebenfalls mit hochkarätigen Exklusivinhalten. Sämtliche Anbieter werden viel Geld ausgeben müssen, wollen sie sich in diesem Markt behaupten. Ein Markt, den viele Anbieter unter sich aufteilen und in dem alle viel Kapital aufwenden müssen, um nicht den Anschluss zu verlieren, ist der denkbar schlechteste Markt, um wirklich Geld zu verdienen.


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  • 280a
    280a

    Da ich selber nicht bereit bin fürs fernsehen Geld auszugeben, würde ich in so einen Schwachsinn auch niemals investieren ;-)

    21:09 Uhr, 13.04. 2019
  • DMC-12
    DMC-12

    Netflix als Amazon der Streamingdienste? Wohl kaum. Zitat: "Auf der einen Seite wird zwar ein kleiner Gewinn ausgewiesen, dieser ist aber Augenwischerei. Man könnte auch von kreativer Buchhaltung sprechen. Netflix stellt folgende Rechnung an: Serien und Filme bringen nicht nur sofort nach Veröffentlichung Geld, sondern über Jahre hinweg. Daher werden auch die Produktionskosten quasi schrittweise eingebucht und voila, man macht plötzlich keinen Verlust mehr.

    Der Verlust wird größer und größer

    Bei einem Blick auf den Kassenstand wird aber schnell klar, was wirklich passiert. Es fließt konstant Geld aus dem Unternehmen ab. Die Produktionskosten liegen schlichtweg über den Einnahmen und leider wird der Fehlbetrag auch nicht kleiner, sondern stetig größer! Im Jahr 2015 hat Netflix 841 Mio. USD weniger eingenommen als ausgegeben, 2016 waren es dann 1,58 Mrd. und im zurückliegenden Jahr 1,96 Mrd. USD. Für das laufende Geschäftsjahr erwartet man gar einen negativen Cashflow von rund 4,0 Mrd. USD.

    Der Fehlbetrag ist im Verhältnis zum Umsatz von knapp 12 Mrd. USD auch keine Kleinigkeit und will finanziert werden. In den letzten Jahren ist das durch die stetige Ausgabe von Aktien gelungen, aber vor allem durch neue Schulden. Alleine die langfristigen Verpflichtungen summieren sich inzwischen (Stand 2018) auf über 6,5 Mrd. USD und sind von 0,8 Mrd. USD im Jahr 2014 geradezu explodiert."

    11:52 Uhr, 13.04. 2019
  • Batzenklemmer
    Batzenklemmer

    Das Netflix-Management legt großen Wert auf den Deckungsbeitrag bei der Bewertung des Rentabilitätsniveaus. Dies wird grundsätzlich als Umsatzerlöse, abzüglich der Umsatzkosten und der Marketingkosten des Segments berechnet. Basierend auf dem Deckungsbeitrag sind die Rentabilitätskennzahlen ziemlich solide. Netflix erzielte im vierten Quartal 2018 eine Deckungsbeitragsspanne von 29,6% in den USA und von 3,9% in den internationalen Märkten. Im ersten Quartal 2019 wird davon ausgegangen, dass diese Deckungsbeiträge in den USA und den internationalen Märkten auf 34,2% beziehungsweise 9,8% steigen werden. Auf der anderen Seite erzählt der Free Cash Flow eine völlig andere Geschichte. Die Erzeugung des Free Cash Flow’s hat sich in den letzten Jahren erheblich verschlechtert, und das Unternehmen meldete für 2018 einen negativen Cash Flow in Höhe von 2,85 Mrd. USD. Netflix könnte auch ohne den negativen Cashflow weiterwachsen, aber nicht so schnell wie üblich. Netflix möchte ein Content-Creator sein. Sie erstellen weitere Serien und Filme für das Streaming. Nach Angaben von Netflix ist die Produktion eigener Inhalte rentabler als die Lizenzierung, die Produktion erfordert jedoch hohe Vorleistungen. Das Netflix Management ist der Ansicht, dass Eigenproduktion letztlich billiger und langfristig rentabler ist, da Netflix direkt mit den Erstellern zusammenarbeiten kann und dabei Überkosten und Gebühren eliminiert. Netflix besitzt auch die geistigen Eigentumsrechte auf globaler Ebene für Originalproduktionen, wodurch die Geschäftsentscheidungen und die kreativen Aspekte besser kontrolliert werden können. Wichtig ist, dass Originalproduktionen für Netflix ein entscheidender Differenzierungsfaktor gegenüber anderen Alternativen im Streaming-Markt haben. Netflix wird in den kommenden Jahren mit einem zunehmenden Wettbewerbsdruck von anderen Playern konfrontiert sein und Inhalte sind vermutlich die Hauptquelle für die Wettbewerbsfähigkeit und die Preissetzungsmacht in der Branche. Netflix erfasst auch alle Arten von Kundendaten, einschließlich Datenverkehr, Bewertungen, Empfehlungen, Sehgewohnheiten und Social-Media-Interaktionen, um besser zu verstehen, welche Art von Inhalt bei den Abonnenten gut ankommt. Daten sind das neue Gold, und Netflix hat Zugriff auf diese riesigen Datenmengen, die das Unternehmen verwendet, um bessere Entscheidungen hinsichtlich der Inhaltserstellung zu treffen.

    Netflix leistet hervorragende Arbeit, um das Wachstum durch Originalinhalte und internationale Expansion voranzutreiben. Das Unternehmen verbrennt bares Geld, aber dies aus den richtigen Gründen, um seine Wettbewerbsfähigkeit im vielversprechenden Videostreaming-Markt zu festigen. Die Strategie ist jedoch riskant. Wenn das Unternehmen seine Cashflow-Generierung nach 2019 nicht so verbessern kann, wie dies vom Management geplant ist, dann könnte dies eine große Enttäuschung für die Anleger darstellen und die Aktie könnte einen solchen Rückschlag erheblich treffen.

    23:55 Uhr, 12.04. 2019
  • Batzenklemmer
    Batzenklemmer

    Der niedrige Preis von Disney macht es wahrscheinlich, dass der Service ein Zusatz für aktuelle Netflix-Abonnenten sein wird. Man kann davon ausgehen, dass die Mehrheit der Netflix-Abonnenten Netflix nicht verwirft, nur um zu Disney zu gehen. Netflix-Abonnenten werden weiter daran interessiert sein, Disney-Inhalte bei Netflix beizubehalten und Disney als Add-On zu nutzen. Dies hängt natürlich von den Inhalten ab, an denen die Abonnenten interessiert sind.

    Der Grund, warum Disney wahrscheinlich ein Zusatzservice wird, liegt an seinem niedrigen Preis. Ein weiterer Grund ist, dass Netflix einen eigenen ursprünglichen Inhalt hat, an den viele aktuelle Abonnenten bereits angeschlossen sind. Das wahrscheinliche Szenario ist, dass viele Familien Disney für ihre Kinder und Familienabende abonnieren werden. Zur gleichen Zeit werden die Eltern ihre Lieblings-Netflix-Shows wie House of Cards, Fremde Things, Fuller House usw. sehen können.
    Eine Umfrage von Hollywood Reporter ergab, dass die Verbraucher bereit waren, für einen unbegrenzten TV- und Filmdienst 10 bis 16 US-Dollar zu zahlen. Eine andere Umfrage zeigt, dass 33% der Verbraucher zwei Streaming-Dienste und 18% drei oder mehr haben. Die Umfrage hat auch gezeigt, dass die Millennials, die grösste lebende Generation, mindestens drei Streaming-Dienste abonnieren.

    18:51 Uhr, 12.04. 2019
    1 Antwort anzeigen
  • Reinhard Scholl
    Reinhard Scholl

    Tja, der letzte Satz ist wesentlich: Ein friedliches, oligopolistisches "Aufteilen" kann man sich momentan kaum vorstellen. Und im Unterschied zu beispielsweise Automobilmarken (denken wir an Oberklasse-Marken wie BMW, Mercedes, Audi,....) gibt es wenig Identität zwischen Unternehmensmarke und dem Produkt ("wofür die Marke steht") bei Netflix, Amazon oder zB maxdome et al.
    Wenn überhaupt hat hier Disney eher einen Vorteil, der "Familienfilm" oder "Filme/Serien für Kids" dürften aus Markensicht eher bei Disney erwartet werden.

    Technisch: Hmm, der starke Impuls im Januar kann - als Welle 1 betrachtet - zu Kursen in Richtung 140 $ führen. Das Point & Figure Chart liefert diese Marke als vertikal bestimmtes und aktiviertes Kursziel. Dazu schreibe ich etwas am Wochenende; auf meinem Guidants Desktop:
    https://go.guidants.com/#c/rei...

    12:56 Uhr, 12.04. 2019
    1 Antwort anzeigen

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Über den Experten

Oliver Baron
Oliver Baron
Experte für Anlagestrategien

Oliver Baron ist Finanzjournalist und seit 2007 als Experte für stock3 tätig. Er beschäftigt sich intensiv mit Anlagestrategien, der Fundamentalanalyse von Unternehmen und Märkten sowie der langfristigen Geldanlage mit Aktien und ETFs. An der Börse fasziniert Oliver Baron besonders das freie Spiel der Marktkräfte, das dazu führt, dass der Markt niemals vollständig vorhersagbar ist. Der Aktienmarkt ermöglicht es jedem, sich am wirtschaftlichen Erfolg der besten Unternehmen der Welt zu beteiligen und so langfristig Vermögen aufzubauen. In seinen Artikeln geht Oliver Baron u. a. der Frage nach, mit welchen Strategien und Produkten Privatanleger ihren Börsenerfolg langfristig maximieren können.

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