Kommentar
19:06 Uhr, 18.08.2006

Kali macht müde Pflanzen munter

Kali hat erst vor 150 Jahren an Bedeutung gewonnen. Der große Nutzen des Stoffes wurde dabei eher zufällig entdeckt. Traditionell wurde auch damals schon Salz in Bergwerken abgebaut, bei denen Kali aber lediglich als Abfallprodukt anfiel. Da war die Überraschung groß, als in der Nähe der Halden das Pflanzenwachstum besonders üppig war. In den 60er Jahren des 19. Jahrhunderts stellte man chemische Analysen an, die ergaben, dass Kalium eine deutliche Steigerung der Ertrags- und Widerstandskraft von Pflanzen verschiedener Art bewirken kann. Schnell wurde Kali bei Bauern in ganz Deutschland, ja gar weltweit beliebt. Heute ist Kali eines der wenigen Rohstoffe, mit denen Deutschland auf dem Weltmarkt gute Geschäfte machen kann. Zu drei Vierteln geht die deutsche Kaliproduktion in den Export. Das K+S-Werk in Zielitz in Sachsen-Anhalt ist mit einer Jahreskapazität von 11 Millionen Tonnen das größte Kali-Werk der Welt. Weltweit gibt es nur elf weitere Länder, in denen Kali abgebaut wird. Damit ist der Wettbewerb von vornherein begrenzt, wenngleich die weltweit größten Anbieter Nordamerika und Russland sind: K+S ist mit 13% Weltmarktanteil jedoch Branchenvierter. Der Gesellschaft aus Kassel gelang es in den Jahren 2004 und 2005, den Absatz zweistellig zu steigern und angesichts einer Kapazitätsauslastung von über 90% die Preise um 60% anzuheben. Durchschnittlich liegt der Kali-Preis aktuell bei 170 Dollar pro Tonne.

China und Indien lösen Kali-Boom aus

Dabei werden in Asien und Brasilien deutlich höhere Preise gezahlt, als in den USA. Der Markt für das Düngemittel Kali boomt. Auslöser hinter dem Nachfrageboom war im besonderen Maße der Wirtschaftsaufschwung in China: Der steigende Wohlstand verändert die Ernährungsgewohnheiten der Chinesen, weg vom reinen Reiskonsum und hin zu Gemüse und Fleisch. Damit steigt auch der Verbrauch von Kraftfutter: Voraussetzung für eine ausreichende Fleischversorgung des chinesischen Marktes sind gute Ernten und kräftige Pflanzen, die zur Fütterung der Tiere verwendet werden. Neben China steigt ebenfalls die Nachfrage in Indien und anderen asiatischen Ländern an. K+S exportiert heute große Mengen Kali nach Brasilien, das die Düngemittel für den Sojaanbau verwendet. Die geernteten Sojabohnen werden dann zu großen Teilen nach China exportiert, wo sie als Nahrungsmittel konsumiert oder zu Sojaschrot zur Tierfütterung verarbeitet werden. China und Indien müssen in den nächsten Jahren verstärkt auf eine Erhöhung ihrer Ertragsraten in der Landwirtschaft setzen, um die steigende Inlandsnachfrage befriedigen zu können. Dabei wird Kali als Düngemittel eine immer größere Rolle spielen. Global werden rund 26 Millionen Tonnen Kali pro Jahr gewonnen. Dabei wurden schon seit mehr als zwei Jahrzehnten keine neuen Bergwerke erschlossen. Das kann sich nun ändern. So kündigte der Minenkonzern Rio Tinto (ISIN GB0007188757) Pläne über eine Investition von 735 Millionen Dollar in eine Kalimine in Argentinien an. Die britische Gesellschaft erwartet durch die Nähe zum brasilianischen Absatzmarkt gute Geschäfte. Den chinesischen Absatzmarkt im Auge hat hingegen die EuroChem, die in Russland eine neue Kalimine erschließen möchte. Beide Projekte sollen über drei Jahre umgesetzt werden. Analysten rechnen damit, dass bis in drei Jahren die Weltnachfrage nach Kali deutlich gewachsen sein dürfte, sodass das Zusatzangebot nicht zu einem deutlichen Rückgang der Weltmarktpreise führen werde.

Bioenergie treibt Kalibedarf

Die Preise für landwirtschaftliche Produkte liegen noch deutlich unter ihren langjährigen Durchschnitten. Der Rohstoffboom hat die Getreide und Soft-Commodities noch nicht nachhaltig erfasst. Analysten sind sich jedoch einig, dass der Bioenergietrend die Nachfrage und die Preise der Agrarprodukte stützen wird. Dabei wird die Steigerung der Ertragsraten angesichts der begrenzten Anbauflächen eine bedeutende Rolle spielen. Immer wieder können kurzfristig Witterungsbedingungen, die Gentechnik, die Subventionspolitik der Produzentenländer sowie die wirtschaftliche Lage der Landwirte den Wachstumstrend beeinflussen. Langfristig deutet der Nachfragetrend jedoch nach oben. Dabei spielt die wachsende Ethanolherstellung in den USA eine Rolle. Der Anteil der US-Maisproduktion, die zur Ethanolherstellung verwendet wird, wuchs in den letzten zehn Jahren von 4% auf 14%. Bis 2012 wird eine weitere Ausweitung auf 20% erwartet. In Europa spielt vor allem Raps eine Rolle, wenngleich die Anbauflächen der gelb blühenden Pflanzen mit 2 Millionen Hektar noch relativ gering sind. Wachsende Verwendung finden in Europa in den nächsten Jahren jedoch Weizen und die Zuckerrübe für Bioethanol und Mais für Biogas. Die Fläche wird nach Schätzungen von HVB Equity Research im nächsten Wirtschaftsjahr um 20% zunehmen. Dabei werden in Europa primär stillgelegte Flächen neu bewirtschaftet. K+S wird durch seine unmittelbare Nähe zum europäischen Absatzmarkt aufgrund der geringeren Fracht- und Transportkosten im Preiswettbewerb den ausländischen Konkurrenten überlegen sein.

Die Kali- und Magnesiumdüngerproduktion der K+S AG spielt ungefähr die Hälfte der Gewinne der K+S AG ein. Der Jahresüberschuss der K+S soll in diesem Jahr nach Prognosen von HVB Equity Research um 27% auf 222,2 Millionen Euro wachsen. Der Umsatz wird mit einem Plus zum Vorjahr von 6,8% erstmals die Marke von 3 Milliarden Euro überschreiten. Die K+S-Aktie ist damit mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 14,5 basierend auf den 2006er Gewinnerwartungen bewertet. Bei gleichbleibenden Aktienkurs wäre die Gruppe basierend auf den 20007er Schätzungen mit einem KGV von nur 12,6 bewertet. Die meisten Analysten sehen den Fair Value der K+S Aktie bei 73-75 Euro, also 17-20% über dem aktuellen Kurs von 62 Euro. Die K+S Aktie kann also auf dem aktuellen Kursniveau eine attraktive Beimischung eines Portfolios darstellen, das bereits in den Wachstumstrend Bioenergie investiert ist und noch weiter diversifiziert werden soll.

Zertifikate auf K+S AG

Sehr attraktiv ist ein Discount-Zertifikat der Commerzbank auf die K+S AG mit einem Cap bei 73 Euro (ISIN DE000CM56612). Mit einer Laufzeit bis zum 17. September 2007 bietet das 57,55 Euro teure Zertifikat einen Discount zum aktuellen K+S-Kurs von 7,7%. Im Gegenzug zum vergünstigten Kauf fließen Gewinne der K+S-Aktie, die über den Cap von 73 Euro hinausreichen, dem Zertifikat nicht mehr zu. Eine Alternative für optimistische Anleger ist das Bonus-Zertifikat von HSBC Trinkaus&Burkardt mit einem Bonuslevel bei 70 Euro (ISIN DE000TB40UA7). Mögliche Gewinne aus dem Zertifikats können mit einer Laufzeit bis zum 25. September 2007 nach jetziger Rechtsprechung steuerfrei vereinnahmt werden. Solange das Sicherheitslevel bei 48 Euro während dieser Laufzeit niemals berührt oder unterschritten wird, wird das Zertifikat zu einem Kurs von 70 Euro ausbezahlt. Stiege der K+S-Kurs per Schlusskurs am 25. September 2007 über die 70-Euro-Marke hinaus an, so ist der Anleger unbegrenzt an diesen Kurssteigerungen beteiligt. Sofern die 48-Euro-Marke bei der K+S-Aktie also nicht gerissen wird, sind mit diesem Zertifikat 22,71% Gewinn in etwas mehr als einem Jahr möglich.

Artikel von Jochen Stanzl - BörseGo GmbH

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Über den Experten

Jochen Stanzl
Jochen Stanzl
Chefmarktanalyst CMC Markets

Jochen Stanzl begann seine Karriere in der Finanzdienstleistungsbranche als Mitbegründer der BörseGo AG (jetzt stock3 AG), wo er 18 Jahre lang mit den Marken GodmodeTrader sowie Guidants arbeitete und Marktkommentare und Finanzanalysen erstellte.

Er kam im Jahr 2015 nach Frankfurt zu CMC Markets Deutschland, um seine langjährige Erfahrung einzubringen, mit deren Hilfe er die Finanzmärkte analysiert und aufschlussreiche Stellungnahmen für Medien wie auch für Kunden verfasst. Er ist zu Gast bei TV-Sendern wie Welt, Tagesschau oder n-tv, wird zitiert von Reuters, Handelsblatt oder DPA und sendet seine Einschätzungen über Livestreams auf CMC TV.

Jochen Stanzl verfolgt einen kombinierten Ansatz, der technische und fundamentale Analysen einbezieht. Dabei steht das 123-Muster, Kerzencharts und das Preisverhalten an wichtigen, neuralgischen Punkten im Vordergrund. Jochen Stanzl ist Certified Financial Technician” (CFTe) beim Internationalen Verband der technischen Analysten IFTA.

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