Kommentar
09:20 Uhr, 30.06.2009

Kaffee – Finanzkrise wirbelt Kaffeezyklus durcheinander

Erwähnte Instrumente

  • Kaffee
    ISIN: US6289851031Kopiert
    Aktueller Kursstand:   (ARIVA Indikation)

Kaffee ist das weltweit am häufigsten konsumierte Getränk. Die Internationale Weltgesundheitsbehörde schätzt, dass 140 Millionen Menschen durch das Kaffeegeschäft ihren Lebensunterhalt bestreiten. Die Verbrauchsschwerpunkte liegen in Europa, Nordamerika und Asien. Während in Asien leichte Verbrauchszuwächse zu verzeichnen sind, bleibt der Konsum in Europa und den USA seit Jahren in etwa konstant. Der Trend zur Industrialisierung der Schwellenländer dürfte noch Jahrzehnte anhalten, was mit einem steigenden Wohlstand und einem steigenden Rohstoffverbrauch einhergehen wird. Die Kaffeenachfrage dürfte damit langfristig steigen.

Angebotssituation auf dem Weltmarkt

Nach Angaben der Internationalen Kaffeeorganisation wurden im April 2009 insgesamt 8,31 nach zuvor 8,8 Million Säcke im April 2008 exportiert. Die Weltexporte in den ersten sieben Monaten der Saison 2008/09 (dies umfasst den Zeitraum von Oktober 2008 bis zum April 2009) stiegen um 3,1% gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres. Exportiert wurden insgesamt 57,21 nach zuvor 55,47 Millionen Säcke. Von Mai 2008 bis Ende April 2009 wurden von der Sorte Arabica insgesamt 62,71 nach zuvor 62,93 Million Säcke exportiert. Die Sorte Robusta erreichte einen Wert von 34,73 nach zuvor 33,23 Million Säcke. Somit gab es bei der Sorte Arabica einen Rückgang um -0,4%, während die Sorte Robusta einen Anstieg um 4,5% verbuchen konnte. Arabica ist eine milde Sorte, die vorrangig in Süd- und Mittelamerika angebaut wird. Robusta stammt hauptsächlich aus heißen Regionen in Asien und Afrika. Damit hat sich die Angebotssituation während der Finanzkrise kaum verändert, was auch für die Nachfrageseite gilt.

Nachfrage auf dem Weltmarkt

Der Kaffeepreis ist relativ preisunelastisch, d.h. bei Preissteigerungen sinkt die Nachfrage im Verhältnis zu Industrierohstoffen deutlich unterproportional. Preissenkungen führen verständlicherweise nicht dazu, dass wesentlich mehr Kaffee getrunken wird. Die Kaffeekurse haben eine stark ausgeprägte Saisonalität. In den wichtigsten Abnehmerregionen Europa und den USA sinken in den warmen Sommermonaten der Verbrauch, da dann kältere Getränke bevorzugt werden. So liegt der weltweite Kaffeeverbrauch in den warmen Sommermonaten etwa 10% unter dem Jahresdurchschnittswert. Der Verbrauch steigt dann in den kälteren Monaten zum Jahresende wieder an und erreicht oft im ersten Quartal des Folgejahres ein Jahreshoch, so geschehen in den Jahren 2004 bis 2007. Die Kaffepreise markierten in diesem Zeitraum jeweils im ersten Quartal oder gegen Ende des 4. Quartals ihre Jahreshöchststände, während das Jahrestief jeweils in den Sommermonaten erreicht wurde. In allen diesen Jahren war ein ausgeprägter U-Verlauf zu beobachten. Weitere wichtige Einflussfaktoren sind das Wetter und die politischen Rahmenbedingungen in den produzierenden Ländern, die bestimmen wie sauber sich der saisonale Zyklus ausbildet.

Feste saisonale Muster in der Hausse
Insgesamt sprach die Internationale Kaffeeorganisation zuletzt von einer ausgeglichen Angebots- und Nachfragesituation. Dies macht deutlich, dass der Haupteinflussfaktor für die zuletzt volatile Preisentwicklung am Kaffeemarkt auf die Finanzmarktkrise und damit auf spekulative Motive zurückzuführen ist. Die erhöhte Volatilität ist nicht durch grundlegende Änderungen bei den fundamentalen Aspekten erklärbar.

Baisse hat das Bewegungsmuster geändert

Die Finanzmarktkrise hat den Kaffee-Zyklus kräftig durcheinander gewirbelt, was auch schon in früheren Wirtschaftskrisen zu beobachten war. So wurde das bisherige Jahrestief 2009 im Auftaktquartal markiert. Dies liegt daran, dass Kaffee im Zuge der Finanzmarktkrise den viereinhalb jährigen seit 2003 bestehenden Aufwärtstrend Mitte des Jahres 2007 nach unten durchbrochen hat und die folgenden Abverkäufe schließlich zu einem Zweijahrestief Anfang 2009 geführt haben. Obwohl ein Lebensmittel wie Kaffee weitaus geringeren zyklischen Schwankungen unterworfen ist als die Industriemetalle, konnten sich die Notierungen dem Bärenmarkt bei den Rohstoffen nicht entziehen.

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Charttechnischer Ausblick

Nachdem die Notierungen im Januar bei rund 123,00 US-Cent je Pfund ins neue Jahr starteten, etablierte sich nach einem Rücksetzer bis auf ein Jahrestief bei rund 105,00 US-Cent, ein mehrere Monate umfassender Aufwärtstrend, der zu einem Jahreshoch bei knapp 143,00 US-Cent je Pfund führte. Danach bildete sich ein steiler Abwärtstrendkanal, innerhalb dessen Kaffee wieder rund 25% abgegeben hat. Der Kanal wurde mit Beginn der neuen Handelswoche zur Seite verlassen, so dass der Kurs nun die Chance hat, an einer Stabilisierung zu arbeiten.

Jahrestief bereits gesehen

Auch in diesem Jahr könnten die Notierungen in den Sommermonaten noch weiter fallen und sich näher in Richtung der 100 US-Cent Marke bewegen. Da der saisonale Kaffezyklus jedoch nicht mehr intakt ist und bis Anfang Q1/2009 bereits ein deutlicher Abverkauf erfolgte, ist es wahrscheinlich, dass der Kurs sein Jahrestief schon gesehen hat, so dass im weiteren Jahresverlauf die Chance besteht, dass sich die Kurse stabilisieren und zum Jahresende 2009 mit wieder steigenden Kursen langsam in das alte Bewegungsmuster zurückzukehren.

Jens Lüders
FXdirekt Bank

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