Kaffee - Die Welt schaut besorgt nach Rio

Die Kaffeepreise notieren wieder in Reichweite historischer Hochs, die sie im Mai bei über 3 US-Dollar pro Pound erreichten. Die Hoffnungen im Sommer auf eine Wetterbesserung, die zu einem Einbruch der Preise Anfang August bis auf 2,31 Dollar führten, wurden enttäuscht. Als Anfang August klar wurde, dass sich die widrigen Wetterbedingungen fortsetzen würden, sprang der Preis auf Monatsfrist um 20% nach oben. Zuletzt notiert Kaffee bei 2,65 US-Dollar pro Pound.

Seit 2008 fällt die Kaffeeernte in Mittelamerika und Kolumbien nicht mehr gut aus. Das hat zu einer kräftigen Entleerung der Vorratslager bei den Produzenten und auch bei den Kaffeeröstern geführt. Selbst die gute brasilianische Kaffeeernte konnte daran nicht viel ändern. Analysten von Macquarie rechnen damit, dass in den 12 Monaten bis Ende September diesen Jahres dem Weltmarkt insgesamt 900.000 Tonnen Kaffee fehlen werden. Dies könne zu einer "Verknappung am physischen Kaffeemarkt" führen, zumindest für eine Weile.

Wer in Kaffee investieren möchte, hat es mit einem ganz besonderen Markt zu tun. Er gilt als rezessionssicher, da Kaffee ein Genussmittel ist, dessen Nachfrage relativ unelastisch auf Einkommensveränderungen der Kundschaft reagiert. Derselben Kundschaft scheint es auch relativ egal zu sein, wenn die Kaffeepreise steigen. Vielmehr sind Kaffeetrinker bereit, auch einen deutlichen Aufpreis für qualitativ besonders hochwertigen Kaffee zu bezahlen. Wer heute frischen hochwertigen Arabica-Kaffee kaufen möchte, der muss sich in Brasilien umschauen, das seine Ernte bereits zu 98% abgeschlossen hat. Doch die dortigen Produzenten sind sich darüber bewusst, dass die Lagerbestände bei ihren Kunden leer sind und dass die Preise noch weiter steigen könnten. Sie pokern und halten Kaffee in eigenen Lagern vor, in der Hoffnung, in der Zukunft noch bessere Preise erhalten zu können.

Den brasilianischen Produzenten spielt es dabei in die Hände, dass sie sich in einem Zwischenjahr zu der eigentlichen Haupternte befinden. In diesem Jahr könnte die Ernte nur bei 46 Millionen 60-Kilogramm-Säcken liegen, im nächsten Jahr hingegen bei 60 Millionen Sack. Allerdings könnte aller Optimismus hinsichtlich der Haupternte im nächsten Jahr sich als überzogen herausstellen. Denn das australische Wetterbüro meldet bereits wieder die Herausbildung eines erneuten La Niña - das ist das Wetterphänomen, das in den letzten Jahren stets zu schlechten Kaffeeernten in Lateinamerika führte. Kaffee sollte man vor diesem Hintergrund auf der Beobachtungsliste stehen haben und sich bewusst machen, dass die zukünftige Preisentwicklung von vielen unterschiedlichen Faktoren abhängig ist.

Index-Zertifikat auf JPMCCI NYBOT Coffee Total Return Index

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