Analyse
12:47 Uhr, 15.02.2005

K: Zurück im Stagnationskorridor

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Externe Quelle: DekaBank

Zurück im Stagnationskorridor

1. Das deutsche Bruttoinlandsprodukt sank im vierten Quartal 2004 um 0,2 % im Vergleich zum Vorquartal. Damit wurden die Erwartungen der von Bloomberg befragten Volkswirte (Median: +0,2 % qoq) und selbst unsere pessimistischere Prognose (+0,1 % qoq) enttäuscht. Das Vorjahresniveau wird kalender- und saisonbereinigt um 0,6 % übertroffen, bei Berücksichtigung der zusätzlichen Arbeitstage liegt die Wirtschaftsleistung sogar um 1,5 % darüber.

2. Die größte Enttäuschung kam im vierten Quartal vom Außenbeitrag. Dieser hatte im Vorquartal das Wachstum um 1,9 % gebremst, so dass noch vor kurzem mit einem starken positiven Rückprall gerechnet wurde. Dem wird nicht so gewesen sein, obwohl die Exporte wieder im Quartalsvergleich zulegen konnten. Das dritte und vierte Quartal zeigen deutlich, dass sich die weltwirtschaftliche Entwicklung verlangsamt hat. Darüber hinaus aber ist auch die Handelsstruktur Deutschlands ein Hemmnis, denn die dynamischsten Regionen gehören nicht zu den wichtigsten Handelspartnern. Schwachen Exporten standen damit unerwartet hohe Importe gegenüber, denn trotz des Plus von 4,3 % qoq im dritten Quartal, dürften diese im vierten Quartal wohl kaum rückläufig gewesen sein. Der starke Dezemberrückgang der nominalen Warenimporte fällt rechnerisch zu zwei Dritteln in das erste Quartal 2005.

3. Die privaten Konsumausgaben konnten ebenfalls nicht den vor drei Monaten in sie gesetzten Hoffnungen der Analysten gerecht werden. Sogar das anfänglich noch hochgelobte Weihnachtsgeschäft entpuppte sich in der Statistik der Einzelhandelsumsätze als Flop. So muss man schon hoch zufrieden sein, wenn die privaten Konsumausgaben im vierten Quartal – zum ersten und einzigen Mal im Jahr 2004 – zugenommen haben. Im Jahresdurchschnitt sanken sie erneut kräftig. Bis zu den ersten positiven Meldungen vom Arbeitsmarkt muss man sich auf weitere Enttäuschungen gefasst machen. 4. Die Bauinvestitionen werden mit einem leichten Plus im Vorquartalsvergleich das Jahr beschlossen haben. Nach der schlechten Entwicklung in den Quartalen zuvor fällt der Rückgang im Jahresdurchschnitt aber sogar größer als im Vorjahr aus. Die Investitionen in Ausrüstungen konnten erwartungsgemäß das hohe Expansionstempo des Vorquartals nicht halten. Angesichts der bislang bestehenden Unsicherheiten über die Absatzperspektiven im In- und Ausland beschränken sich die Unternehmen darauf, veraltete Maschinen durch neue zu ersetzen. Wie stark diese Verunsicherung ist, zeigte jüngst der Handelsblatt Business-Monitor, in dem 62 % der befragten Top-Manager nicht an eine Beschleunigung der Binnennachfrage im Jahr 2005 glaubten. Erst wenn sich klarere Perspektiven dafür abzeichnen, dass erweiterte Kapazitäten in der Zukunft auch ausgelastet werden können, werden Erweiterungsinvestitionen getätigt werden.

5. Im dritten Quartal kamen 1,6 Prozentpunkte Wachstum allein von den Lagerinvestitionen. Das war der zweithöchste gesamtdeutsche Wachstumsbeitrag der Lagerinvestitionen. Es bedarf daher wenig prognostischer Weitsicht, einen negativen Rückprall zu erwarten. Dieser Bremseffekt wird wohl auch hauptsächlich die negative Entwicklung der Binnennachfrage erklären.

6. Kommt man nicht von der Verwendungsseite, sondern von der Entstehungsseite des Bruttoinlandsprodukts, so zeigt sich die Schwäche im vierten Quartal ebenfalls. Die Produktion im produzierenden Gewerbe sank im vierten Quartal um 0,5 % qoq. Da für die Dienstleistungsbereiche keine vergleichbare Statistik vorliegt, muss man auf den Einkaufsmanagerindex für die Dienstleister zurückgreifen. Dieser befand sich zwar noch oberhalb der Expansionsschwelle von 50 Punkten, hatte aber deutlich nachgegeben. Den Dienstleistern ist es daher nur eingeschränkt gelungen, das Minus im produzierenden Gewerbe zu kompensieren.

7. Deutschland befindet sich wieder im Stagnationskorridor. Wir erwarten aber nicht, dass aus der gegenwärtigen Konjunkturdelle eine Rezession erwachsen wird.

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Über den Experten

Alexander Paulus
Alexander Paulus
Technischer Analyst und Trader

Alexander Paulus kam zunächst über Börsenspiele in der Schule mit der Börse in Kontakt. 1997 kaufte er sich seine erste Aktie. Nach einigen Glückstreffern schmolz aber in der Asienkrise 1998 der Depotbestand auf Null. Da ihm das nicht noch einmal passieren sollte, beschäftigte er sich mit der klassischen Charttechnik und veröffentlichte seine Analysen in verschiedenen Foren. Über eine Zwischenstation kam er im April 2004 zur stock3 AG (damals BörseGo AG) und veröffentlicht seitdem seine Analysen auf stock3.com (ehemals GodmodeTrader.de)

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