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14:02 Uhr, 14.06.2004

K: Lage in der Industrie bessert sich spürbar

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Externe Quelle: Bankgesellschaft Berlin

Die Lage in der Industrie bessert sich spürbar

Während der deutsche Arbeitsmarkt weiterhin auf eine Erholung wartet, bessert sich die Lage in der Industrie spürbar. Dies bestätigen die jüngsten Daten zur Produktion und zum Auftragseingang für den Monat April. Die deutsche Wirtschaft ist damit gut in das zweite Quartal 2004 gestartet, so dass die Wahrscheinlichkeit einer Wachstumsbeschleunigung im Vergleich zum ersten Quartal steigt. Darauf deutet auch die neue Schätzung des DIW hin. Das Wirtschaftsforschungsinstitut hat gerade das BIP-Wachstum für Q2 von 0.3% auf 0.6% gg. Vq. deutlich angehoben.

Die moderate konjunkturelle Besserung in Deutschland ist auf dem deutschen Arbeitsmarkt noch nicht angekommen. Auch im vergangenen Monat stieg die Zahl der Arbeitslosen in saisonbereinigter Betrachtung weiter an. Allenfalls die Verlangsamung des Anstiegs (von 42,000 im März über 23,000 im April auf nur 9,000 im Mai) deutet auf eine allmähliche Stabilisierung im Sommer hin. Der Rückgang zu Jahresbeginn war alleine auf eine statistische Änderung zurückzuführen. Enttäuschend fielen die Erwerbstätigenzahlen aus. Sie weisen für den Monat März (letzter verfügbarer Stand) einen nochmals beschleunigten Stellenabbau aus. Die Erwerbstätigenzahl ging im Vergleich zum Vormonat um 33,000 zurück (Februar: -22,000).

Auch in den USA hat es - trotz erheblich höherer Flexibilität des Arbeitsmarktes - lange gedauert, bis sich die anziehende Konjunktur positiv in den Beschäftigungszahlen niederschlug. Die letzte Rezession war hier bereits im vierten Quartal 2001 überwunden. Die Zahl der Erwerbstätigen sank aber noch über einen Zeitraum von etwa zwei Jahren und erreichte im August 2003 ihren Tiefstand. Trotz des kräftigen BIP-Wachstums seit Mitte 2003 könnte erst in den vergangenen drei Monaten ein merklicher Stellenzuwachs verzeichnet werden. Insgesamt wurden seit dem Tiefstand rd. 1.4 Mio. Stellen (+1.1%) geschaffen. Auch die deutsche Wirtschaft wächst seit Mitte 2003 wieder, aber im Vergleich zu den USA mit niedriger Rate. Selbst bei leichter Wachstumsbeschleunigung ist deshalb in diesem Jahr nicht mehr mit einer Entspannung auf dem deutschen Arbeitsmarkt zu rechnen.

Während die Arbeitsmarktzahlen weiterhin enttäuschen, befindet sich die deutsche Industrie längst im Aufschwung. Dies wurde durch die jüngsten Zahlen zur Industrieproduktion und zu den Auftragseingängen für den Monat April bestätigt. Die Auftragseingänge stiegen im Vergleich zum Vormonat mit 2.5% genauso stark wie die Produktion im Verarbeitenden Gewerbe. Beide Datenreihen zeigen seit einem Jahr einen klaren Aufwärtstrend.

Wachstumsmotor ist dabei vor allem die Auslandsnachfrage. Während die Auftragseingänge aus dem Ausland trotz des starken Euro-Wechselkurses gegenüber dem US Dollar im April um 3.4% über dem Durchschnitt des ersten Quartals lagen, erreichten die Inlandsaufträge nur ein Plus von 1.7%. Wie schon die BIP-Zahlen für das erste Quartal zeigten, ist der Impuls aus dem Ausland bisher aber kaum auf die Binnennachfrage übergesprungen.

Erste Hoffnungsschimmer gibt es jedoch auch für den Konsum. So konnten zuletzt auch die Konsumgüterproduzenten Produktion und Aufträge etwas ausweiten, sie liegen damit aber immer noch deutlich hinter den Herstellern von Vorleistungs- und Investitionsgütern zurück. Dabei handelt es sich allerdings um sehr volatile Daten, bei denen ein einzelner Monatswert nicht überinterpretiert werden sollte.

Einen Lichtblick brachten die jüngsten Einzelhandelsumsätze. Nach der Anfang Juni revidierten Datenreihe sind die Umsätze im deutschen Einzelhandel in saison- und kalenderbereinigter Rechnung sowohl im März als auch im April um real 0.6% gg. Vormonat gewachsen. Dem steht ein leichter Rückgang um 0.3% im Februar gegenüber. Auch wenn damit die Umsätze der ersten vier Monate 2004 insgesamt noch immer gut 1% unter dem Vorjahresstand liegen, könnten die zwei positiven Monate in Folge auf eine Stabilisierung der Einzelhandelskonjunktur hindeuten.

Davon ist aber beim Verbrauchervertrauen noch nichts zu sehen. Zuletzt hatte sich die Stimmung der Konsumenten in Deutschland angesichts der höheren Kosten vor allem für Medikamente und Energie sowie der anhaltend schlechten Lage auf dem Arbeitsmarkt von sehr niedrigem Niveau wieder verschlechtert. Dagegen ist die Industrie vor allem dank der guten Exporte in den letzten 10 Monaten deutlich optimistischer geworden. Dies zeigt auch die Kapazitätsauslastung des Verarbeitenden Gewerbes, die sich mit 83.7% im ersten Quartal 2004 bereits dem langjährigen Durchschnitt von 84.2% angenähert hat.

Alles in allem sind also die Aussichten für die deutsche Konjunktur zur Jahresmitte gar nicht so schlecht. Trotz der nach wie vor schwachen Binnennachfrage signalisieren die jüngsten Daten zur Produktion und zum Auftragseingang, dass die deutsche Wirtschaft gut in das zweite Quartal 2004 gestartet ist. Damit steigt die Wahrscheinlichkeit einer Wachstumsbeschleunigung im Vergleich zum ersten Quartal (preisbereinigt +0.4% gg. Vq.). So hat auch das DIW gerade seine Schätzung für das BIP-Wachstum für Q2 von 0.3% auf 0.6% gg. Vq. deutlich angehoben.

Welche Schlussfolgerungen lassen sich daraus für den deutschen Aktienmarkt ziehen? Der Blick in die Vergangenheit zeigt, dass der DAX in der Regel die gesamtwirtschaftliche Entwicklung vorwegnimmt. Auffallend parallel entwickelten sich in den letzten Jahren die ifo Geschäftserwartungen und der DAX, gemessen als Veränderung im Vorjahresvergleich. Während das ifo-Geschäftsklima insgesamt die Wendepunkte häufig später erreichte als der DAX, laufen die Geschäftserwartungen der Unternehmen meistens leicht vorweg.

Die ifo-Geschäftserwartungen haben ihren Höchststand im Januar erreicht und sind dann leicht zurückgegangen. Zuletzt fand auf einem im langjährigen Vergleich immer noch hohen Niveau eine Seitwärtsbewegung statt. Der DAX erzielte im April sein höchstes Vorjahresplus mit 60%, Anfang Juni lag der Aktienindex noch 26% über dem Vorjahresstand. Würde der DAX im weiteren Jahresverlauf den von uns auf Basis der aktuellen Gewinnschätzungen für 2004 berechneten Fair Value von 4,500 Indexpunkten erreichen, würde dies einem Vorjahresplus von etwa 20 bis 30% entsprechen.

Wir gehen davon aus, dass der deutsche Aktienmarkt die jüngste Verbesserung der Makrozahlen noch nicht vollständig eingepreist hat. Zunächst hatten die vieldiskutierten Risiken Ölpreis und Leitzinserhöhung verhindert, dass sich der DAX seinem fairen Wert weiter annähert. Unter der Voraussetzung einer anhaltenden Entspannung beim Rohölpreis sollten aber die guten Konjunkturdaten wieder zu einer besseren Stimmung bei den Unternehmen und an den Aktienmärkten beitragen können. Damit wäre ein weiterer Anstieg des DAX programmiert.

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