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11:57 Uhr, 05.11.2003

K: Konjunkturerholung nicht durch Erhöhung abwürgen

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Externe Quelle: Dr. Eberhardt Unger

Konjunkturerholung nicht durch Erhöhung abwürgen

Die macro-Analyse Nr.120

Seit Ende Oktober mit der Bekanntgabe einer Wirtschaftserholung im 3Q03 um annualisiert 7,2 % gegenüber dem 2Q03 sind die Renditen der Treasuries in den USA kräftig gestiegen. Die Märkte sorgen sich, dass ein rasanter Konjunkturaufschwung wieder Inflationsgefahren hervorruft und die US-Notenbank rechtzeitig und vorbeugend ihre Leitzinsen erhöhen wird. Die Marktteilnehmer diskutieren bereits über den Zeitpunkt und das Ausmaß erster Zinserhöhungen. Wenn nicht in einigen Wochen, dann doch in einigen Monaten oder Quartalen. Und was wären wieder "normale" oder "angemessene" Zinsen? Bei einer FED Funds Rate von 1,0% liegen die Marktrenditen für zweijährige Treasuries bei 1,83%. Im Ausmaß dieses Spreads sind die Erwartungen der Märkte über den Anstieg der Geldmarktzinsen abzulesen. Wie das Chart zeigt, waren die Zinserhöhungsängste aber auch schon größer.

Die Wachstumsrate von annualisiert 7,2% erscheint nur hoch, wenn man fälschlicherweise die in Europa gewohnte Rechenmethode zugrundelegt. Die USA verfolgen aber völlig andere statistische Methoden (vgl.macro Analyse Nr.98: " Der Vergleich von Äpfeln mit Birnen "). Der Aufschwung ist zudem mit umfangreichen Steuergutschriften zu Stande gekommen, die einen einmaligen Effekt auf den privaten Konsum ausübten und sich nicht wiederholen lassen. Die Investitionen stiegen um annualisiert 36,2 Mrd. USD an, doch davon entfielen 29,5 Mrd. USD auf statistische Effekte (hedonische Preise), so dass von einem Anspringen der Investitionstätigkeit keine Rede sein kann. Und am Arbeitsmarkt ist keine Besserung eingetreten. Der Anfang eines sich selbst tragenden Konjunkturaufschwungs ist noch immer nicht auszumachen. - Bei einer FED Funds Rate von 1,0% und einer erwarteten Teuerungsrate von 2,2% ergibt sich ein negativer Realzins von 1,2%. Die Kerninflationsrate von 1,1% überzeichnet sogar die tatsächliche Teuerung um ca. 0,5 Punkte. Selbst die BIP-Wachstumsrate ist nur hedonisch aufgebläht. Die USA befinden sich daher noch immer dicht an der Schwelle der Deflation. Eine Zinserhöhung würde die Konjunkturerholung abwürgen.
Folgerung: Das FED hat den Märkten zugesagt, die Zinsen noch "beträchtliche Zeit" niedrig zu halten. Das könnte bedeuten: mindestens bis Mitte nächsten Jahres.

Ebunger@t-online.de

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