K: Interessenkonflikte in der Fondsbranche
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Externe Quelle: Morningstar Deutschland
Interessenkonflikte in der Fondsbranche
Ist die Diskussion um die Transparenz so undurchsichtig wie die Branche selbst?
Für Fondssparer bleibt die Diskussion über Wohlverhaltensregeln der Investmentbranche eher abstrakt. Es stellt sich die Frage, wer verfolgt hier eigentlich welche Interessen? Die Fondsanleger stehen im Vordergrund, argumentieren Verbandsvertreter der Investmentbranche (BVI), Professoren einer Expertenkommission (der neue Kodex) und die Beamten der staatlichen Finanzaufsicht (BaFin). Die Fondssparer - also wir - sollen von einer neuen Transparenz und Integrität der Vermögensverwalter profitieren. Bingo! Morningstars Mission ist Transparenz und Vergleichbarkeit von Investmentprodukten. Deswegen wollen wir ja von jedem Fonds das gesamte Portfolio haben. Nur dann sehen wir, was ein Fondsmanager macht und können den Investmentprozess analysieren. Rufen Sie über unsere Homepage einen Fonds auf und hat dieser keine Einzelwerte eingepflegt, dann bekommen wir von diesem Asset Manager keine Portfoliodaten geliefert.
Die Kapitalanlagegesellschaft (KAG) einer deutschen Geschäftsbank ist einem komplexen Geflecht von Interessen ausgesetzt. An allererster Stelle sollten die Kunden stehen. Ich bin sicher, Sie stimmen mir zu. Die Anteilsinhaber haben das Recht auf die bestmögliche Wahrnehmung ihrer Anlegerinteressen: Solide Performance und niedrige Volatilität. Diese Feststellung ist ein Gemeinplatz. Bei steigendem Fondsvermögen (Assets under Management) sollte die Kostenbelastung für den Fondssparer dank Skaleneffekten abnehmen. Das ist in der deutschen KAG-Landschaft nicht selbstverständlich.
Spannend wird es, wenn die operative Ebene ins Spiel kommt: Eine KAG hält zum Beispiel in ihrem Deutschlandfonds Aktien der Deutschen Börse AG. Einerseits ist die KAG Kunde der Deutschen Börse, weil sie über deren Handelssysteme Aktien ordert und somit an geringen Gebühren interessiert sein sollte. Niedrige Handelskosten bedeuten aber auch andererseits weniger Umsatz und Gewinn für Aktionäre (Anteilsinhaber eines deutschen Aktienfonds sind indirekt Aktionäre). Stimmt nun der Investmentmanager auf der Hauptversammlung für eine Reduzierung der Handelskosten (langfristiger Vorteil für alle Kunden der Börse), Auskehrung der monopolartigen Gewinne der Börse (Profiteure sind hauptsächlich die Aktionäre) oder Übernahme einer ausländischen Börse (Vorstand kann sich profilieren)? Delikat wird das Beziehungsgeflecht mit Blick auf die Deutschland AG und deren historisch gewachsene Überkreuzbeteiligungen zwischen Banken und Industrie, deren heutige Kontrollmechanismen teilweise wie in den 50er Jahren funktionieren. So ist Herr Breuer Aufsichtsratvorsitzender der Deutschen Börse AG und der Deutschen Bank AG, die unmittelbar keine Beteiligung mehr an der Deutschen Börse AG hält. Herr Breuer war vormals Repräsentant der Eigentümerseite im Aufsichtsrat. Heute hält die Vermögensverwaltungssparte der blauen Bank (DWS) über ihre Investmentfonds eine beachtliche Beteiligung an der Deutschen Börse AG und nimmt in ihrer Funktion als Aktionär stellvertretend für die Fondssparer an der Hauptversammlung teil.
Die Stimmrechte in den Händen der Asset Manager sind Ihre Stimmen, die Mitspracherechte der Fondssparer, die stellvertretend für sie durch den Vermögensverwalter wahrgenommen werden! Und darum geht es in der Diskussion um Corporate Governance: Die gute und verantwortungsvolle Unternehmensführung, die die Kunden, die Eigentümer und den Finanzplatz Deutschland einbezieht. Wie haben sich Asset Manager zu verhalten und wer kontrolliert ihr Handeln intern, zum Beispiel durch ein unabhängiges Gremium? Von außen versuchen wir von Morningstar durchzublicken und zu kommentieren. Wir recherchieren und führen Interviews, sind aber im Großen und Ganzen auf die Informationspolitik der Vermögensverwalter angewiesen. Ein Verhaltenskodex (Expertenkommission) oder Wohlverhaltensregeln (BVI) sind eine Art Selbstregulierung. Der Gesetzgeber hat den Asset Managern im Investmentgesetz bewusst diesen Spielraum gelassen, was zu begrüßen ist, weil nicht alles per Gesetz geregelt werden muß. Der Vorschlag eines Verhaltenskodex seitens einer unabhängigen Kommission belebt das Geschäft und erhöht den Druck auf die internen Regeln der Investmentmanager-Lobby. Dabei sollte die Transparenz in Form von Daten und Verständlichkeit der Diskussion für Fondssparer im Vordergrund stehen.
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