Analyse
12:54 Uhr, 21.01.2005

K: Die Mischung macht´s

Der hervorgehobene Buchstabe K zu Beginn des Titels einer Meldung weist die Meldung als einen externen Kommentar aus. Diese externen Kommentare werden zu Informationszwecken und zwecks Darstellung unterschiedlicher Argumente und Einschätzungen veröffentlicht. Großer Wert wird auf die Wahl renommierter seriöser Quellen gelegt. Die in diesen Kommentaren, Studien und Analysen widergegebenen Einschätzungen müssen sich nicht mit den Einschätzungen des Godmode-Traders decken. Die vorgestellten externen Quellen veröffentlichen auf dem Fonds-Reporter.de oder auf BoerseGo.de

Externe Quelle: dit

Die Mischung macht´s

Aktien kaufen und dann tief und lange schlafen" - so eines der vielen Bonmots von Börsenaltmeister Kostolany. Ein guter Rat mit gleich zwei Haken: Er hat weder die Namen der zu kaufenden Aktien verraten, noch die Marke des Schlafmittels, das mögliche, zwischenzeitliche Verluste mit süßen Träumen übertüncht.

Bleiben die Fragen, inwieweit eine Anlage in Aktien tatsächlich eine gute Empfehlung ist, und welche Bedeutung der Beimischung von Anleihen zur Optimierung des (erwarteten) Risiko-Ertrag-Profi ls zukommt.

Blick zurück ohne Zorn

Der Blick zurück erweitert den Anlagehorizont beträchtlich: Wer Ende 1981 100 Euro in einen Korb Aktien, wie sie der MSCI-Index für Europa abbildet, investierte, bekam Ende 2004 über 1778 Euro zurück. Wer dagegen über den gleichen Zeitraum 100 Euro bei der Bundesschuldenverwaltung anlegte (hier durch den Rentenindex Rex P dargestellt), verhalf zwar dem Bundesfi nanzminister zum guten Schlaf, bekam aber Ende 2004 nur 547 Euro zurück - ein kärgliches Frühstück. Das Sparbuch (3-Monatsgeld) war mit 347 Euro noch unattraktiver.

Es wurden dabei nur die jeweiligen Benchmarkindizes miteinander verglichen. Weitere Faktoren, wie z.B. Steuern auf den Ertrag, wurden nicht berücksichtigt, aber die historische Betrachtung zeigt: Aktien waren - selbst ohne den Steuereffekt - deutlich rentabler.

Beim Vergleich von europäischen Aktien und Staatsanleihen auf Jahresbasis wird deutlich: Die Performance von Aktien war merklich höheren Schwankungen unterworfen als jene der Renten. Mussten Anleihesparer während der vergangenen 26 Jahre bei der Jahresperformance nur in zwei Fällen einen Wertverlust hinnehmen, wiesen die Depotauszüge von Aktiensparern in sechs Fällen während des gleichen Betrachtungszeitraums rote Zahlen aus. Der maximale Verlust, den ein Anleger mit europäischen Aktien verschmerzen musste, belief sich auf ca. 31%. Allerdings konnte aber auch ein Wertzuwachs von 47% im besten Fall erzielt werden. Der maximale Verlust bei Renten während eines Jahres von 2,5% nimmt sich dagegen sehr beruhigend aus; es wurden aber auch nur knapp 19% im Optimum erzielt.

Alles hat seinen Preis

Hier wird klar: Alles hat seinen Preis! Die höheren Wertzuwächse bei Aktien wurden mit einem höheren Risiko "erkauft". Risiko verstanden als Schwankung der Kurse (Volatilität), ausgedrückt durch die Standardabweichung.

Was für deutsche bzw. europäische Aktien und Renten gilt, gilt auch im globalen Maßstab quer über die Kontinente. Ausnahme: Japan. Hier wiesen die Aktien im Zeitraum über 25 Jahre gegenüber Renten eine niedrigere Rendite bei höherer Volatilität aus.

Verständlich: Anleihen haben i.d.R. eine feste Laufzeit, zu der sie endfällig getilgt werden und stellen Fremdkapital dar, welches - im Gegensatz zum Eigenkapital - vorrangig bedient wird. Im Falle von Staatsanleihen kommt die Bonität des jeweiligen, staatlichen Emittenten hinzu, die im Falle des Eurolands auf "Investment Grade" lautet. Anders Aktien. Sie zählen bekanntermaßen zum Eigenkapital, mit dem der Investor am unternehmerischen Risiko - aber auch am Erfolg - unmittelbar partizipiert. Eine feste Rückzahlungsgarantie gibt es nicht. Ein höheres Risiko einzugehen macht aber nur Sinn, wenn am Ende ein höherer Ertrag zu erwarten ist. Sonst kann das Geld ja gleich auf dem Sparbuch liegen bleiben. Das Risiko lässt sich zwar nicht ausschalten, aber es lässt sich steuern.

Spielen auf Zeit

Ein erster Ansatz dazu ist das Spielen auf Zeit. Wer seine Ersparnisse z.B. über einen Zeitraum von fünf Jahren für sich arbeiten lassen konnte, der musste über diesen Zeitraum während der letzten 26 Jahre nur in einem Fall Verluste erleiden. Eine Beispielrechnung mit einem Korb europäischer Aktien macht dies klar: Von Januar 1979 an wurde die Performance für einen rollierenden Zeitraum über fünf Jahre gemessen. Im schlechtesten Fall mussten im Durchschnitt der Jahre 2000 - 2004 knapp 5,2% Verlust per annum realisiert werden, im besten Fall wurden über 29,4% erzielt. Wer in volatile Werte investiert, sollte dies nur tun, wenn er das angelegte Kapital nicht kurzfristig für andere Zwecke benötigt.

Neben die Zeit, die, wenn schon nicht alle, so doch viele Wunden heilen kann, tritt die "Mischung" als weitere Komponente der Steuerung von Risiko und (erwartetem) Ertrag. Niemals alle Eier in einen Korb legen lautet hier Regel Nr.1. Implizit wurde diese bei der vorliegenden Betrachtung bereits erfüllt: Anstelle einer einzelnen Aktie wurde ein ganzer Korb (Index) europäischer Aktien betrachtet. Das Verlustrisiko wird dabei durch das Setzen auf mehrere Pferde verringert. Ein Ansatz, der sich mittels Investmentfonds leicht realisieren lässt.

Das Beste aus zwei Welten

Deshalb wird jetzt versucht, das Beste aus zwei Welten zu kombinieren: Die geringere Volatilität der Renten mit den höheren Ertragsaussichten der Aktien. In einem ersten Schritt wurde den Aktien ein Anteil von 30% an Renten beigemischt. Zwar konnten auch hier Verlustjahre nicht vermieden werden, aber wie zu erwarten war, gingen die Kursschwankungen zurück. Der maximale Verlust p.a. belief sich zwischen 1979 und 2004 auf knapp 19%. Bezogen auf gleitende Fünfjahreszeiträume konnte das gemischte Portfolio fast durchgehend bessere Resultate erzielen als die reine Anlage in Renten. Wird der Anteil der Renten auf 70% erhöht, geht das zwar zu Lasten der Rendite, wie die Vergangenheitsbetrachtung zeigt, aber der "Gut-Schlaf-Faktor" stieg im Betrachtungszeitraum ebenfalls: Es kam während vier Jahreszeiträumen zu Verlusten, die jedoch nicht über 5% hinausgingen. Dafür wurde die 20%-Grenze bei der Rendite aber auch nur noch in zwei Fällen überschritten.

In rollierenden Fünfjahreszeiträumen kam es bei diesem Mischungsverhältnis zwischen 1979 und 2004 in keinem der Fälle zu einem negativen Ergebnis. Während der Zeitabschnitte 1998-2002, 1999-2003 und 2000 - 2004 lagen die Anleihen gegenüber der Mischung aus Aktien und Anleihen in der Rendite vorne.

Mini-Max-Renditen

Welche minimalen bzw. maximalen Renditen realisierten Anleger über unterschiedliche Anlagezeiträume mit unterschiedilichen Aktienquoten in der Vergangenheit? Bei einem einjährigen Anlagezeitraum und einer Aktienquote von Null, kam es im schlechtesten Fall zu einem Verlust i.H.v. 2,54%. Bei einer Aktienquote von 10% verbesserte sich das Ergebnis leicht auf 0,69%, mit jeder weiteren Erhöhung des Aktienanteils steigen die maximalen Verluste. Bei einer Aktienquote von 100% belief sich der größte Verlust eines Einjahreszeitraums, der zwischen 1979 und 2004 anfiel, auf 30,5%.

Je länger die (rollierenden) Anlagezeiträume, desto geringer die jeweils schlechtesten Ergebnisse. Bei einem Anlagezeitraum von fünf Jahren kam es bei in fünf Mischungsverhältnissen zu negativen Ergebnissen.

Bei einem Zehnjahreszeitraum wurden in den jeweils schlechtesten Fällen durchweg nur positive Renditen erzielt.

Die Betrachtung der maximal erzielten Renditen wendet den Blick genau in die andere Richtung: Was wurde über welche Periode und mit welcher Aktienquote bestenfalls erzielt? Auch hier zeigt sich: Mit steigendem Anlagezeitraum nimmt die Volatilität ab

Summa Oeconomica

Die Vergangenheitsbetrachtung lässt einige Überlegungen auch für die Zukunft zu:

- Risiko und Rendite hängen eng zusammen. Je geringer das eingegangene Risiko, desto kärglicher das Frühstück, welches nach der Tiefschlafphase erwartet werden darf, desto ruhiger vermutlich aber auch der Schlaf.
- Auf längere Sicht betrachtet, zahlte sich aber der Mut des Anlegers aus: Die Prämie für das übernommene Risiko konnte, so die Lehre aus der Vergangenheit, vereinnahmt werden. Entscheidend ist dabei aber auch der Zeitfaktor: Je stärker die Kursschwankungen, desto höher die Wahrscheinlichkeit, dass in der Zwischenphase auch Kursverluste anfallen. Solange darauf wieder Kursgewinne folgen, ist dies nur bitter, wenn die Verluste im Portfolio ("Buchverluste") zwischenzeitlich realisiert werden müssen.
- Damit kommt die Liquiditätspräferenz des Anlegers ins Spiel. Je kürzer Gelder investiert werden können, desto eher sollten sie in Titel mit geringerer oder ganz ohne Volatilität (Kassenhaltung) investiert werden.
- Alles hat seinen Preis: Höhere Renditen können nur unter Inkaufnahme einer höheren Volatilität erwartet werden.
- Dabei gilt: Die Mischung macht´s. Ein gemischtes Portfolio aus Aktien und Anleihen hilft, das Beste aus zwei Welten zu verbinden. Den Anleihen kommt die große Bedeutung bei der Senkung (erwarteter) Kursschwankungen zu.
- Ganz wichtig zum Schluss: Wer die Vergangenheit kennt, hat die Zukunft noch vor sich, weiß aber nicht wie diese aussieht! Niemand kann zweimal in den gleichen Fluss steigen, lehrte schon Heraklit im alten Griechenland.

http://www.fonds-reporter.de

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Über den Experten

Alexander Paulus
Alexander Paulus
Technischer Analyst und Trader

Alexander Paulus kam zunächst über Börsenspiele in der Schule mit der Börse in Kontakt. 1997 kaufte er sich seine erste Aktie. Nach einigen Glückstreffern schmolz aber in der Asienkrise 1998 der Depotbestand auf Null. Da ihm das nicht noch einmal passieren sollte, beschäftigte er sich mit der klassischen Charttechnik und veröffentlichte seine Analysen in verschiedenen Foren. Über eine Zwischenstation kam er im April 2004 zur stock3 AG (damals BörseGo AG) und veröffentlicht seitdem seine Analysen auf stock3.com (ehemals GodmodeTrader.de)

Mehr über Alexander Paulus
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