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20:37 Uhr, 30.10.2003

K: Deutsche Telekom als Outperformer?

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Externe Quelle: Landesbank Rheinland Pfalz

LRP - Studie zur Deutschen Telekom

30.10. 16:13
Unser Basisszenario für den deutschen Telekommunikationsmarkt basiert seit Dezember 2001 auf den folgenden Vermutungen:

- Das Wachstum der Branche ist nach wie vor überwiegend dem Mobilfunk zuzuschreiben.

- Die Deutsche Telekom erhält mittelfristig ihre dominante Stellung im allmählich rückläufigen Ortsnetzbereich aufrecht. Erst gegen Ende dieses Jahrzehntes wird der auf eigenen Netzen basierende Wettbewerb einen bedeutenden Marktanteil in Deutschland erzielen.

- DSL dürfte nur begrenzt ein Gewinnträger für die Telekom sein.

Gestern hat der Verband der Anbieter von Telekommunikations- und Mehrwertdiensten (VATM), der über 50 private Telekommunikationsunternehmen repräsentiert, eine Studie über den deutschen Telekommunikationsmarkt veröffentlicht. Wir sehen uns dabei in unserer lange bestehenden Einschätzung bestätigt.

Der Studie zufolge wird sich dieses Jahr der geschätzte Gesamtzuwachs des TKMarktes auf 2,8 Mrd. Euro belaufen, was einer Wachstumsrate (ohne Berücksichtigung auf die Beiträge des Breitbandkabel-Bereichs) von 4,7% entspricht. Hiervon stammt 1,9 Mrd. Euro - etwa zwei Drittel - aus dem Mobilfunk. Dies impliziert nach unserer Einschätzung einem gesteigerten Umsatz von ca. 8% im Vergleich zum Vorjahr.

Festnetz: Der Wettbewerb ist eine optische Täuschung

Der Anteil der Wettbewerber am Festnetzmarkt von ca. 43% erscheint auf den ersten Blick recht hoch. Dieser anscheinend hohe Anteil bezieht sich auf die geschätzte Anzahl der Verbindungsminuten im gesamten Festnetz, einschließlich u.a. Orts-, Fern-, Auslands- und Mobilfunkverbindungen). Dabei sollen u.E. die folgenden Punkte zusätzlich berücksichtigt werden:

- In Bezug auf den Branchenumsatz wird der für 2003 geschätzte Beitrag der Wettbewerber im Festnetz trotz der Einführung von Call-by-Call (im April) und Preselection (im Juli) auf nur 25,9% steigen (Vorjahr: 25,4%). VATM schließt aus dem großen Unterschied zwischen den Volumen- und Umsatzanteilen, dass "die Deutsche Telekom von dem Verbindungsvolumen der Wettbewerber über Interconnectionentgelte signifikant profitiert".

- VATM erwartet, dass der Anstieg der auf eigenen Netzen basierenden Komplettanschlüsse (22 Mio.) die Steigerung der Call-by-Call- und Preselection- Anschlüssen (15 Mio.) tatsächlich übertreffen wird.

- Im strategisch ausschlaggebenden Ortsnetz schätzt VATM Ende 2003 einen auf die Anzahl der Verbindungsminuten bezogenen Anteil der Wettbewerber auf nur ca. 20%. VATM erwartet, dass der Wettbewerb auf diesem Niveau stagnieren wird.

Die Interconnectionentgelte beziehen sich vorwiegend auf bereits existierende sowie längst abgeschriebene (vgl. Randgrafik) Teilnehmeranschlussleitungen. Der Einfluss auf die Ertragskraft der Deutschen Telekom dürfte u.E. daher deutlich geringer sein, als der auf das Volumen bezogene 20%-ige Marktanteil der Wettbewerber im Ortsnetz vermuten lässt. Außerdem kann die Telekom den Verlust im Call-by-Call-Bereich zum Teil oder vollständig durch die geplante Erhöhung der Grundgebühren für ihre Telefonanschlüsse kompensieren. Derzeit betragen die Grundgebühren der Deutschen Telekom mehr als 50% der Gesamtgebühren, und der Konzern strebt an, diesen Beitrag auf 80% zu erhöhen.

Auf Dauer stellt die zulegende Anzahl der Komplettanschlüsse u.E. eine im Vergleich zu Call-by-Call und Preselection größere Gefahr für die Telekom dar, da keine Interconnectionentgelte dafür erhoben werden können. Der langfristige Erfolg des auf Komplettanschlüssen basierenden Wettbewerbs beruht allerdings auf einer erhöhten Verfügbarkeit alternativer Netze, was erhebliche Investitionen und viel Zeit beanspruchen wird. Das faktische Ortsnetzmonopol der Deutschen Telekom ist u.E. daher kaum gefährdet.

DSL-Markt bleibt "fest in der Hand der Telekom"

VATM prognostiziert, dass die Telekom 4,3 Mio. DSL-Anschlüsse bis Ende 2003 vermarktet haben wird. Die auf eigener Infrastruktur basierenden DSLAnschlüsse der Wettbewerber werden sich zwar auf 400 Tsd. Verdoppeln, doch dies entspräche einem Marktanteil von nur 8,5%. Der entsprechende Marktanteil der Deutschen Telekom wird Ende 2003 deutlich über 90% sein. Dieser Marktdominanz schreibt VATM den "Versäumnissen der Regulierungspolitik sowie der Dumpingpreisstrategie der Deutschen Telekom" zu. Darüber hinaus weist VATM darauf hin, dass im "reinen Transportgeschäft nahezu ein Monopol besteht, da die Telekom über Interconnection-Entgelte erheblich von den Verbindungsminuten der meisten Wettbewerber profitiert".

Vorausgesetzt, dass die Vorwürfe einer Dumpingpreisstrategie vonseiten der Telekom zutreffend sind, läge es auf der Hand zu vermuten, dass das DSLGeschäft nur begrenzt gewinnbringend für die Telekom sein kann, und dass seine Ertragskraft eher auf den Interconnectionentgelten als auf den Teilnehmergebühren beruht. Hierdurch würde u.E. außerdem die trotz der erfolgreichen Vermarktung neuer DSL-Anschlüsse relativ schwache Geschäftsentwicklung von TOnline nachvollziehbar.

Fest steht unserer Meinung nach, dass die Telekom die einst ernsthafte Bedrohung ihrer Dominanz im Festnetz durch die Breitbandkommunikation vorerst erfolgreich abgewehrt hat. Auch im Breitbandbereich sehen wir mittelfristig keine bedeutenden Marktanteilverluste für die Telekom.

Fazit

Wir sehen uns mit unseren Annahmen hinsichtlich der Entwicklung des deutschen Telekommunikationsmarktes durch die Ergebnisse der VATM-Studie bestätigt. Ein weiterhin rückläufiges Festnetzgeschäft ist zwar zu erwarten, wird jedoch längst in unseren Prognosen unterstellt. Der Wettbewerb in Deutschland wird mittelfristig unserer Ansicht nach keinen bedeutenden zusätzlichen Einfluss auf die Ertragskraft der Deutschen Telekom ausüben. Wir bekräftigen somit unsere Einstufung der Deutschen Telekom-Aktie als Outperformer mit einem Kursziel Ende 2004 von 18 Euro.

Die Landesbank Rheinland Pfalz veröffentlicht Kommentare, Analysen und Einschätzungen in der Analystencorner von BörseGo

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