K: Der September steht vor der Tür
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Externe Quelle: Bankgesellschaft Berlin
Der September steht vor der Tür
Der Monat September steht vor der Tür. Dieser Monat weist im langjährigen Mittel von allen Monaten die mit Abstand schlechteste durchschnittliche Performance beim DAX auf. Alljährlich stellt sich für die Anleger am Aktienmarkt zu diesem Zeitpunkt die Frage, ob auch diesmal im September mit einer negativen Entwicklung am Aktienmarkt zu rechnen ist. Ob der September seinem schlechten Ruf gerecht wird, dürfte in den kommenden Wochen in erster Linie von der Entwicklung des Ölpreises abhängen.
Die Empirie bestätigt den September als im Jahresverlauf schlechtesten Börsenmonat. In den vergangenen fast 40 Jahren fiel der DAX im September um durchschnittlich 2.6%. Damit schlägt er den Mai, dem die bekannte Börsenweisheit "Sell in May and go away" gewidmet ist, mit einem leichtem Minus von durchschnittlich 0.5% um Längen. Alle anderen Monate weisen im langjährigen Schnitt ein Plus auf. Der Dow Jones Industrial fiel im gleichen Zeitraum im September nur um durchschnittlich 1.4%, der Stoxx 50 (seit 1987) dagegen um 2.8%.
In den vergangenen 39 Jahren fiel der DAX im September 26 mal, nur 13 mal gab es einen Anstieg (davon zweimal nur marginal). Der schlechte September-Durchschnitt ist aber nicht zuletzt auf drei "Ausreisser-Jahre" zurückzuführen, von denen zwei auf besonderen Einzelereignissen beruhen. So fiel der DAX im September 1990 um 18.1% infolge des Einmarsches Iraks in Kuwait am 2. August des Jahres. Der Einbruch im Jahr 2001 (-17.0%) ist auf die Terroranschläge des 11. Septembers zurückzuführen.
Der Negativrekord wurde im Jahr 2002 mit einem Minus von 25.4% erreicht. Die starken Kursverluste im September 2002 hingen nicht mit einem einzelnen Ereignis zusammen, sondern waren das Resultat einer ungewöhnlichen Häufung von Risikofaktoren. Damals erreichte die "Double Dip"-Diskussion ihren Höhepunkt. Zur wachsenden Rezessionsangst an den Aktienmärkten gesellte sich im Zuge des schwelenden Konfliktes zwischen den USA und dem Irak Kriegsängste. Die alleinige Betrachtung von Kalendermonaten blendet aber aus, dass auf diesen September ein sehr positiver Oktober folgte, der mit einem Plus von fast 14% einen Teil des September-Einbruchs kompensieren konnte. Blendet man die drei "Ausreisser"-Jahre aus, so sieht die langjährige Durchschnittsperformance des DAX im September mit -1.1% weniger dramatisch aus, bleibt jedoch deutlich negativ.
Im langjährigen Vergleich schneidet der September zwar schlecht ab, die Ergebnisse weisen aber auch eine recht hohe Standardabweichung auf, d.h. die einzelnen Ergebnisse streuen stark um den Durchschnittswert. Eine geringfügig höhere Standardabweichung bei der monatlichen DAX-Performance zeigt nur der Oktober. Dagegen liegt die niedrigste Standardabweichung im März.
Als Erklärungsversuch für die schlechte Septemberperformance wird zuweilen angeführt, dass die Unternehmen mit fortschreitendem Jahresverlauf genauere Erkenntnisse über Umsätze und Gewinne erlangen, die sie zu Abwärtsrevisionen ihrer Prognosen veranlassen würden. Warum dies gerade in der nachrichtenarmen Zeit im September geschehen soll, ist aber fraglich. Die Q2-Zahlen der DAX-Unternehmen werden größtenteils Ende Juli bis Mitte August gemeldet, im September kommen von Unternehmensseite nur sehr wenige Bilanzzahlen. Über die Entwicklung im 3. Quartal berichten die ersten DAX-Werte dann ab Ende Oktober, die Mehrzahl im November. Außerdem könnte man mit der gleichen Argumentation in guten Jahren mit fortschreitendem Jahresverlauf Aufwärtskorrekturen erwarten.
Ein anderes Argument lautet, dass sich im September verstärkt Fonds, deren Geschäftsjahr zum 31. Oktober endet, von verlustbringenden Aktien trennen. Unklar bleibt aber zum einen, warum dies nicht auch im Oktober zu beobachten ist. Zum anderen wäre ein entsprechender Effekt zu Jahresende zu erwarten, wenn viele andere Anleger ihre Bilanz aufstellen. Dem widerspricht jedoch die positive durchschnittliche Performance beim DAX in den Monaten November und Dezember (1.1% bzw. 1.3%).
Was haben wir in diesem Jahr vom September zu erwarten? Angesichts der zuletzt schlechten Stimmung an den Aktienmärkten ist die Skepsis gegenüber dem bevorstehenden September als im langjährigen Durchschnitt schlechtestem Monat verständlich. Zwar scheint der DAX im langjährigen Durchschnitt einem typisch jahreszeitlichen Verlauf zu folgen. Der bisherige Jahresverlauf 2004 entspricht allerdings nicht diesem Muster. Anstelle der häufig positiven Performance in den ersten vier Monaten des Jahres kam es bereits im Februar und März 2004 zum Rückgang des Index. Auf einen typischen Rückgang im Mai folgte ein überdurchschnittlicher Juni. Während meistens die Sommermonate Juli und August recht unspektakulär ausfallen, kam es diesmal zu einer Abwärtskorrektur.
Die schlechte Entwicklung im Juli und August hat aber offensichtlich wenig mit einem typischen jahreszeitlichen Verlauf zu tun. Hauptverantwortlich für den Rückgang des DAX war der drastisch gestiegene Ölpreis, der seit dem Zwischentief am 29. Juni von 32.7 US Dollar/ Barrel bis zum 19. August um 37.4% gestiegen ist (Sorte Brent). Diesem Ölpreisanstieg stand ein Rückgang des DAX um 10.4% (Tiefstand am 13. August) gegenüber.
Nicht unabhängig vom hohen Ölpreis waren in den letzten Wochen die schlechten Konjunkturzahlen, die Ängste vor einer Abschwächung der Weltkonjunktur verstärkten. Hierzu zählt insbesondere das am 30. Juli gemeldete schwächere gesamtwirtschaftliche Wachstum in den USA (annualisiert nur 3.0% im 2. Quartal, gegenüber noch 4.5% im 1. Quartal). Eine Woche später folgte der enttäuschende US-Arbeitsmarktbericht für Juli, der einen Zuwachs von nur dürftigen 32,000 Stellen auswies, anstelle der erwarteten mehr als 200,000 Stellen. Schließlich kamen am 13. August auch aus Japan schlechte Nachrichten. Hier ist das Bruttoinlandsprodukt im 2. Quartal nur um 0.4% gg. Vorquartal gestiegen, nach einem Plus von 1.8% zu Jahresbeginn.
Die Furcht vor einer weltwirtschaftlichen Abschwächung im 2. Halbjahr 2004 dürfte u.E. auf dem derzeitigen Kursniveau weitgehend eingepreist sein. Der steigende Ölpreis könnte zuletzt sogar zu einer Überreaktion des Aktienmarktes geführt haben. Vor diesem Hintergrund überrascht es wenig, dass die insgesamt guten Unternehmenszahlen der vergangenen Wochen in den USA wie auch in Europa von den Märkten wenig beachtet wurden.
Dies zeigt aber gleichzeitig das vorhandene Potenzial auf. Der DAX ist mit einem Kurs- Gewinn-Verhältnis von 10 sehr günstig bewertet und die Zinsen befinden sich immer noch auf niedrigem Niveau. Unter der Voraussetzung, dass sich der Ölpreis in den kommenden Wochen doch wieder unter 40 US Dollar per Barrel einpendelt, könnte sich der September 2004 entgegen des typischen jahreszeitlichen Musters durchaus als guter Monat an den Aktienmärkten erweisen.
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