Analyse
16:15 Uhr, 02.08.2005

K: Das Thema Zinssenkung ist vom Tisch

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Externe Quelle: Union Investment

Das Thema Zinssenkung ist vom Tisch

Die USA vermeldeten in der Vorwoche erneut eine kräftige Zunahme der Wirtschaftsleistung. In der Eurozone konnten sich die Geschäftsklimaindizes durch die Bank verbessern, was für eine Konjunkturaufhellung spricht. Renditeabstand zwischen den USA und Euroraum hat sich dennoch erneut vergrößert.

USA Konjunktur in robuster Verfassung

In den Vereinigten Staaten gibt es keine Anzeichen für eine Abschwächung der Konjunktur. Vielmehr spricht einiges dafür, dass sich das Wachstumstempo im zweiten Halbjahr sogar noch beschleunigen könnte. Im zweiten Quartal 2005 lag die aufs Jahr hochgerechnete Wachstumsrate bei 3,4 Prozent und damit etwas unter dem Vorquartalswert von 3,8 Prozent. Allerdings ist dies in erster Linie auf einen verstärkten Lagerabbau zurückzuführen. Das bedeutet aber auch, dass im dritten Quartal die Lagerbestände wieder aufgestockt werden müssen, was sich in einer erhöhten Zunahme der Wirtschaftsleistung niederschlagen wird. Eine BIP-Zunahme von vier Prozent in diesem Quartal liegt durchaus im Bereich des Möglichen. Die realwirtschaftlichen Daten spiegeln damit das wieder, was die Frühindikatoren bereits seit einiger Zeit andeuten: Die US-Ökonomie bleibt auch weiterhin das Zugpferd der globalen Wirtschaft.

Für die amerikanische Notenbank besteht damit auch in den kommenden Monate kein Anlass, von ihrem eingeschlagenen geldpolitischen Kurs mit moderaten Zinsanhebungen abzugehen. Eine Zielrate für die Fed Funds von bis zu vier Prozent zum Jahresende ist wahrscheinlich. Dies sollte sich aber auch in den längeren Laufzeiten bemerkbar machen. Gegenwärtig liegt die Zehnjahresrendite mit knapp 4,3 Prozent immer noch auf einem angesichts der robusten Wirtschaftsentwicklung niedrigen Niveau. Zu einem Anstieg der Renditen könnte auch der erhöhte Preisdruck beitragen. Der von der FED als Inflationsmaß favorisierte PCE-Deflator, der die Preisänderungen bei den persönlichen Konsumausgaben erfasst, stieg im zurückliegenden Quartal um 3,3 Prozent. Damit lag die Zunahme spürbar höher als im ersten Quartal (+2,3 Prozent). Eine auf Hochtouren laufende Konjunktur gepaart mit anziehenden Preisen stellt eine Mixtur dar, die üblicherweise an den Anleihemärkten nicht honoriert wird. Vor diesem Hintergrund tendieren wir auch eher zur Vorsicht, was Investments am amerikanischen Bondmarkt anbelangt. Am kurzen Ende ist der US-Markt wegen der höheren Geldmarktzinsen zwar inzwischen attraktiver als der Euro-Markt, allerdings sind hier die Währungsrisiken zu beachten. Jedenfalls scheint die Euro-Talfahrt erst einmal gestoppt.

Eurozone Renditeabstand bei über 100 Basispunkten

Die aus den USA kommenden Signale scheinen an den Rentenmärkten der Eurozone (noch?) nicht gehört zu werden. Der Renditeabstand zwischen zehnjährigen US-Treasuries und Bundesanleihen gleicher Laufzeit hat sich auf über 100 Basispunkte ausgeweitet. Zwar liegt das Wirtschaftswachstum in den Ländern der Währungsunion nach wie vor deutlich unter dem Niveau der Vereinigten Staaten. Immerhin verdichten sich aber jetzt die Anzeichen, dass eine Wende zum Besseren auch auf dem alten Kontinent möglich ist. Die wichtigsten Frühindikatoren der Eurozone geben jedenfalls Anlass zur Hoffnung. Mit dem deutschen Ifo-, dem französischen INSEE-, dem belgischen BNB- und dem italienischen ISAE-Index verbesserten sich im Juli alle bedeutenden Geschäftsklimaindikatoren. Dies spricht dafür, dass es im zweiten Halbjahr 2005 zumindest zu einer leichten Belebung der Geschäftstätigkeit kommen wird. Die Stimmungsaufhellung ist dabei nicht zuletzt durch die im bisherigen Jahresverlauf zu beobachtende Euro-Abschwächung verursacht worden. Dagegen scheinen sich die Märkte an die hohen Ölpreise gewöhnt zu haben.

Das Thema Zinssenkung ist damit endgültig vom Tisch. Dazu passt auch, dass die monetären Indikatoren wieder eher für einen Anstieg der Inflation sprechen. Die für die EZB wichtige Geldmenge M3 ist im Juni um 7,5 Prozent gestiegen und liegt damit weiter deutlich über dem Zielwert. Auch die Verbraucherpreise zeigen in der Tendenz wieder stärker nach oben. Das heißt aber nicht, dass uns eine Zinserhöhung in nächster Zeit ins Haus steht. Vielmehr dürfte die EZB die Leitzinsen bis Jahresende auf dem bisherigen Niveau belassen. Am Rentenmarkt könnten sich die Vorgaben aus den USA zwar bemerkbar machen. Für einen grundlegenden Richtungswechsel gibt es jedoch keine Anzeichen

Ausblick Einkaufsmanagerindizes im Fokus

In der laufenden Woche dürften neben den US-Arbeitsmarktdaten die beiderseits des Atlantiks anstehenden Einkaufsmanagerindizes für den Industrie- und Dienstleistungsbereich im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit stehen. Dabei erwarten wir eine Bestätigung der jüngsten Konjunkturtrends. In Großbritannien ist eine Leitzinssenkung in Anbetracht der zuletzt unter den Erwartungen gebliebenen Konjunkturzahlen nicht auszuschließen. Mit einem Zinsschritt um 25 Basispunkte nach unten könnte die Bank von England den Märkten ein Signal senden, dass sie dieser Entwicklung entgegentreten wird.

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Über den Experten

Alexander Paulus
Alexander Paulus
Technischer Analyst und Trader

Alexander Paulus kam zunächst über Börsenspiele in der Schule mit der Börse in Kontakt. 1997 kaufte er sich seine erste Aktie. Nach einigen Glückstreffern schmolz aber in der Asienkrise 1998 der Depotbestand auf Null. Da ihm das nicht noch einmal passieren sollte, beschäftigte er sich mit der klassischen Charttechnik und veröffentlichte seine Analysen in verschiedenen Foren. Über eine Zwischenstation kam er im April 2004 zur stock3 AG (damals BörseGo AG) und veröffentlicht seitdem seine Analysen auf stock3.com (ehemals GodmodeTrader.de)

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