K: Bei der Rente helfen keine kleinen Schritte
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Externe Quelle: Deutsche Bank
Bei der Rente helfen keine kleinen Schritte
Die Verlängerung der Lebensarbeitszeit ist wohl unter Dach und Fach. Ab 2012 erhöhen wir das Renteneintrittsalter um einen Monat pro Jahr und ab 2024 um 2 Monate. Im Jahr 2029 erreichen wir so ein Renteneintrittsalter von 67 statt der 65 Jahre heute. Von dieser Regel sollen freilich jene ausgenommen sein, die im Alter von 65 bereits 45 Beitragsjahre nachweisen können. Weitere Härtefälle (u.a. Sonderregeln bei den Erwerbsminderungsrenten, Anrechnung der Kindererziehungsjahre) sollen ein vorzeitiges Ausscheiden begünstigen. Die kritische öffentliche Begleitung dieser vom Vizekanzler Müntefering angestoßenen Entscheidung hat große Breite und Tiefe. Sie ist Reflex des Erkenntnisproblems in Deutschland und Widerspiegelung der Anspruchsmentalität. Beides lässt Schlimmes ahnen.
Wer – anders als ich – das Umlageverfahren in der Altersversorgung für das einzig praktikable hält, der sollte sich über die Regeln der Mechanik nicht hinwegsetzen wollen. Wer die Beiträge am Arbeitsvertrag festmachen will und die jetzige Höhe der Beitragssätze bereits als überzogen hoch ansieht, weil die Gesamtarbeitskosten damit sehr hoch sind und dies die Wettbewerbsfähigkeit gefährdet, wer gleichzeitig die Höhe der Altersversorgung als auf dem Weg unter das Sozialhilfeniveau sieht, der muss die Balance zwischen Beitragszahlern und Empfängern auf dem jetzigen Niveau stabilisieren. Wer dies erreichen will, muss alle Anreize für frühere und höhere Partizipationsraten mobilisieren und er muss vor allem – selbst bei stationärer Bevölkerung – das Renteneintrittsalter im Ausmaß der Erhöhung der Lebenserwartung heraufsetzen.
Seit 1900 ist die Lebenserwartung um 30 Jahre gestiegen. Jüngste Erfahrungen und die Durchbrüche in der medizinischen Forschung machen eine mindestens unverminderte Erhöhung, d.h. um gut 10 Jahre in der nächsten Generation wahrscheinlich. Allein deshalb müsste zur Sicherung der Balance des Umlageverfahrens bis 2040 ein Anstieg des Renteneintritts um 10 Jahre umgesetzt werden. Da wir alles andere als eine stationäre Bevölkerung haben, muss – für die nun ein Drittel schrumpfende aktive Bevölkerung innerhalb einer Generation – eine entsprechende Erhöhung des Arbeitseinsatzes bewerkstelligt werden. Dies liegt keineswegs außerhalb unserer Reichweite. Wir müssten nur die „best practices“ aus der Schweiz (Ältere), aus Frankreich/Skandinavien (Frauen) oder Japan (Jahresurlaub) zum Maßstab wählen.
Wer statt zu springen nur kleine Schritte geht, wird Enttäuschung produzieren, ja den Bankrott für jene Firmen auslösen, die wegen fehlender Wachstumsperspektive bald die Hälfte ihrer Personalausgaben für die Pensionäre ausgeben. Dies wird zuerst im öffentlichen Dienst und im gemeinwirtschaftlichen Teil unserer Wirtschaft der Fall sein. Eine schöne Bescherung.
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