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11:24 Uhr, 06.09.2004

K: Alles wie gehabt

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Externe Quelle: Bankgesellschaft Berlin

Alles wie gehabt

Mancher Marktteilnehmer geht davon aus, dass die diametrale Entwicklung von DAX und Rohölpreis ein Ende gefunden hat. Auch wenn dies an ein paar wenigen Tagen aufgrund guter Konjunkturdaten aus den USA zu beobachten war, halten wir den Primäreffekt aus Rohölpreis- und entgegen gesetzter DAX-Entwicklung in den kommenden Wochen weiterhin als entscheidend. Allerdings sollte ein bereits leicht fallender Rohölpreis ausreichen, um den DAX schnell wieder auf 4,000 Indexpunkte zu hieven.

DAX weiter von Rohölpreis bestimmt

Die seit Monaten zu beobachtende diametrale Entwicklung von Rohölpreis und DAX hat sich in den vergangenen Wochen verstärkt. Als der Rohölpreis für Brent im August seinen derzeitigen Höchststand von fast 45 Dollar/Barrel erreichte, sank der DAX auf seinen Jahrestiefstand von 4,647 Indexpunkten. Die guten Unternehmensberichte blieben weitgehend ohne Einfluss, dabei hatten über drei Viertel der im DAX gelisteten Unternehmen die Erwartungen der Marktteilnehmer übertroffen.

Öl ganz kurzfristig ohne Einfluss

Mitte der vergangenen Woche löste sich die Angst der Marktteilnehmer etwas und Zuversicht war zu verzeichnen. Dabei wurde sogar der erneute Anstieg des Rohölpreises ignoriert. Erste Marktakteure argumentieren, dass die Sensibilisierung hinsichtlich Rohölpreis nachlasse, da das Thema Öl erschöpfend diskutiert worden sei.

Ganz kurze Abkopplung möglich

Auch wenn wir diese Hoffnung gerne teilen würden, bleibt zu vermuten, dass die erwähnten Marktteilnehmer stark von "Wishful thinking" getrieben sind und weniger von einer realistischen Markteinschätzung. Zweifelsohne sind der aktuelle Rohölpreis und dessen zu erwarteten ökonomischen Auswirkungen bereits im Markt eskomptiert - u. U. sogar bereits mehr als notwendig. Allerdings hilft dies wenig, falls der Rohölpreis weiter deutlich ansteigen sollte. Es muss auch berücksichtigt werden, dass leichte Verzögerungen der diametralen Entwicklung von DAX und Rohölpreis das vorherrschte Muster noch nicht durchbrechen. Hin und weder gibt es zum Glück noch andere Themen, die kurzfristig die Aktienmärkte bewegen, wie z.B. günstige Konjunkturdaten in den USA, wie wir an den Arbeitsmarktzahlen am vergangenen Freitag sehen konnten.

EZB in Hab-Acht-Stellung

Die gestiegenen Rohölpreise machen nicht nur die Marktteilnehmer, sondern auch die EZB nervös. Während bis zur letzte Wochen die EZB verkündet hatte, sie habe keinen Bias, hat sie auf ihrer letzten Sitzung am vergangenen Donnerstag auf diese Formulierung verzichtet und darauf verwiesen, dass sie sehr wachsam sein müsse, weil es Aufwärtsrisiken für die Preisstabilität gäbe. Die EZB erwartet, dass die Wirtschaftserholung an Breite gewinnt und es 2005 zu einem etwas stärkeren Aufschwung kommt. Allerdings hat sie ihre Wachstumsprognose für die Euro-Zone nur marginal um 0.1 Prozentpunkte auf real 2.3 Prozent gegenüber Vorjahr erhöht. Trichet versuchte die Konjunkturrisiken aufgrund des Ölpreises herunter zu spielen. Allerdings verwähnte er, dass der gestiegenen Ölpreis das Risiko höherer Lohnforderungen durch die Beschäftigten berge. Dadurch würde die Lohn-Preis- Spirale in Gang kommen.

Keine kompensierenden Effekte durch Wechselkurs

Während in den vergangenen Jahren der Rohölpreisanstieg durch die Aufwertung des Euro teilweise kompensiert werden konnte, ist seit Beginn dieses Jahres eine leichte Euro- Abwertung zu beobachten, die den Rohölpreisauftrieb noch verstärkt. Für die EZB wird deshalb entscheidend sein, wie die beiden Größen sich in den kommenden Wochen entwickeln. Sollte der Euro nicht weiter abwerten und der Rohölpreisanstieg zu einem Halt kommen, ist davon auszugehen, dass die EZB in diesem Jahr auf Zinserhöhungen verzichtet.

Realwirtschaftliche Auswirkungen

Die Aussichten auf einen sich selbsttragenden Aufschwung in der zweiten Jahreshälfte bzw. spätestens im nächsten Jahr werden ebenfalls durch die Rohölpreisentwicklung beeinflusst. Der Rohölpreis erhöht die Produktionskosten und senkt das real verfügbare Einkommen der Konsumenten bei gegebenen anderen Faktoren. So wirkt der Rohölpreisanstieg wie eine Steuer. Investitions- und Konsumentscheidungen werden beeinträchtigt. Auch bei dem aktuellen Rohölpreisniveau werden wir dann aber immer noch nicht in die Rezession rutschen.

Es bleibt zu hoffen

In den nächsten Wochen wird der diametrale Trend von Rohöl und DAX sich höchstwahrscheinlich fortsetzen. Auf dem derzeitigen hohen Niveau des Rohölpreises bleibt zu hoffen, dass die Richtung eher sinkende Rohölpreisnotierungen und einen höheren DAX hervorbringen wird.

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