Kommentar
15:18 Uhr, 07.10.2008

Jede Panik geht einmal zu Ende...

Verehrte Leserinnen und Leser des Antizyklischen Börsenbriefs,

Sie kennen uns als eher gelassene Börsenberichterstatter. Haltlose Versprechungen und hektisches Hin und Her sind nicht unser Geschäft. Auch versuchen wir es stets zu vermeiden, Angst und Panik zu schüren. Wenn wir uns nun schon zum dritten Mal innerhalb kurzer Zeit mit einem Zwischenruf zu Wort melden, dann hat das gute Gründe.

Unter normalen Umständen würden wir jetzt massiv zum Einstieg raten. Der Pessimismus hat ein Rekordniveau erreicht, die Angst ist mit Händen zu greifen. Doch die Umstände sind eben nicht normal. Nennen wir die Dinge ruhig beim Namen: Ich bin seit 1982 an der Börse aktiv und habe in dieser Zeit zahllose Krisen mitgemacht. Fast alle diese Krisenphasen waren von Weltuntergangsstimmung begleitet – und es war jedes mal richtig, sich auf dem Höhepunkt der Angst entschlossen und antizyklisch auf die andere Seite zu stellen.

Doch diese Krise ist anders. Was wir da gerade sehen, das hat mit den „normalen Krisen“, wie wir sie in den vergangenen 30 Jahren gesehen haben, nichts mehr gemein. Was die gegenwärtigen Verwerfungen von allen anderen Turbulenzen seit Anfang der 1980er Jahre unterscheidet, das ist die ungeheure Dynamik ihrer Beschleunigung:

Während die Lage im Sommer vergangenen Jahres noch einigermaßen beherrschbar schien - die Notenbanken würden es schon richten, so war man geneigt zu glauben - spitzt sich die Lage jetzt immer weiter zu. Das Fatale daran ist: Es sieht so aus, als würde sich die Situation nach jeder Rettungsaktion der Notenbanken nur noch weiter verschlimmern.

In dieser Woche haben die Börsen in den Panik-Modus umgeschaltet: Weder das Rettungspaket für die US-Wirtschaft in Höhe von 700 Milliarden US-Dollar noch die Beruhigungspille aus Berlin, die Bundesregierung werde für die Einlagen der Sparer garantieren, zeigen irgendeine Wirkung.

Nach unserer Erfahrung lässt sich zumindest eines festhalten: Panikzustände an der Börse sind ein zeitlich begrenztes Phänomen. Irgendwann ebbt die Verkaufswelle entweder von ganz alleine ab, die Notenbanken greifen massiv in das Geschehen ein, oder aber die Börsen werden vorübergehend geschlossen.

Das Problem ist: Bislang gibt es keine Anhaltspunkte, dass eine dieser drei „Panikbremsen“ in Sichtweite ist. Rechnen Sie daher mit allem und stürzen Sie sich jetzt vor allem nicht übermütig ins Getümmel. Wir Antizykliker schießen da mitunter schon mal übers Ziel hinaus und sind dann etwas zu früh dran. Warten Sie jetzt lieber etwas länger als sonst, denn wie gesagt: Diese Krise ist anders.

Wie Sie ja wissen, steht demnächst die Oktober-Ausgabe des Antizyklischen Börsenbriefs an. Da wir Ihnen in diesen turbulenten Zeiten möglichst hilfreich zur Seite stehen wollen, haben wir in den vergangenen Tagen erneut umfassende Recherchen über die weiteren Aussichten an den Börsen angestellt. Wie schon im September geben unsere Analysen wenig Anlass zur Freude. Es sieht so aus, als wäre das alles erst der Anfang. Mehr dazu in wenigen Tagen.

Mit den besten Grüßen,

Ihr Andreas Hoose - Chefredakteur des Antizyklischen Börsenbriefs - http://www.antizyklischer-boersenbrief.de

Keine Kommentare

Du willst kommentieren?

Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.

  • für freie Beiträge: beliebiges Abonnement von stock3
  • für stock3 Plus-Beiträge: stock3 Plus-Abonnement
Zum Store Jetzt einloggen