Kommentar
11:32 Uhr, 03.12.2003

Japans Börsenmotor stottert

Im Gegensatz zu den meisten anderen etablierten Börsen ging in Tokio ab Mitte Oktober die Drehzahl des Börsenmotors erkennbar zurück. Auch der Wahlausgang am 9. November wirkte wenig stimulierend, obwohl Ministerpräsident Koizumi - wenn auch weniger eindrucksvoll als erhofft - erwartungsgemäß im Amt bestätigt wurde. Vor allem aber der Aufwertungssprung des Yen zum Dollar aus der für japanische Exporteure komfortablen Bandbreite 115/120 Yen hat sich seither als nachhaltige Sentiment-Belastung erwiesen. Nur durch massive Interventionen der japanischen Notenbank gelang es, die lange Zeit als kritisch identifizierte Marke von 108 Yen erfolgreich zu behaupten und dadurch zur Markterholung beizutragen.

Ausländische Anleger zuletzt zurückhaltender

Gleichwohl ist offenkundig, dass günstige Börsennachrichten nicht mehr in dem Maße positiv auf die Kursentwicklungen durchschlagen wie im Verlauf des dritten Quartals, als die Tokioter Börse mit hoher relativer Stärke international outperformte. Offenbar verunsichert die Yen-Stärke viele Investoren aufgrund der hohen Währungssensitivität von Konjunktur und Gewinnentwicklung. Zudem hat sich wohl auch die Erwartung relativiert, dass die seit Monaten verbesserten Wirtschaftsdaten nochmals überraschen könnten. Die ungewöhnlich festen US-Konjunktur- und Unternehmensdaten sorgten zwar zwischenzeitlich für Auftrieb, ohne aber dem Kabutocho wieder zu einer nachhaltigeren Aufwärtsdynamik zu verhelfen. Stattdessen sorgten einzelne Belastungsfaktoren wie eine in Not geratene Regionalbank nochmals für Kursdruck im Bankensektor, obwohl dort die Zeichen nach einer tiefgreifenden Konsolidierungsphase tatsächlich auf Erholung stehen. Nach massiven Verlusten in den Vorjahren profitieren Japans Großbanken nun vom inländischen Wachstum, der damit einher gehenden Abnahme von Problemkrediten und börsenbedingt fallenden Buchverlusten in den Aktienportfolios. Entsprechend passte das Quartett der japanischen Großbanken in den Halbjahresberichten die Guidance für das Gesamtjahr nach oben an. Allerdings kommen die operativen Verbesserungen bisher nur langsam voran.

Bisheriges Gewinnszenario noch intakt

Ein wesentliches Anlagemotiv internationaler Investoren war bis in den Sommer hinein die üblicherweise hohe Hebelwirkung in der Gewinnentwicklung international operierender japanischer Unternehmen bei einer sich abzeichnenden globalen Konjunkturerholung. Zwar konnten bedeutende japanische Konzerne aus der Automobil- oder Elektronikindustrie im wichtigsten Absatzmarkt USA ihre gute Position weiter ausbauen und zum Halbjahr (30.09.) teilweise Rekordergebnisse erzielen. Darin spiegelt sich die jüngste Yen-Stärke aber nur eingeschränkt wider. Sie wird die nächsten Quartale zumindest über höhere Währungskosten deutlicher belasten. Mittlerweile haben die japanischen Konzerne größtenteils ihre Halbjahresberichte vorgelegt. Dabei schwächte sich das Gewinnmomentum in einzelnen Sektoren ab, wie auch die Guidance der Unternehmen für die zweite Geschäftsjahreshälfte unter veränderten Währungskonditionen etwas zurückhaltender wurde. Hingegen zeigt der Trend der Gewinnrevisionen noch leicht nach oben. Ebenso haben sich die Bewertungsrelationen nach den vorherigen Kursrückgängen wieder verbessert. Zudem profitieren japanische Firmen von ihrer guten Marktstellung im stark wachsenden asiatischen Raum, zunehmend auch in China. Generell behalten wir unsere zuversichtliche Gesamtmarkteinschätzung für die Tokioter Börse bei, rechnen in den kommenden Monaten aber mit einer insgesamt flacheren Trendentwicklung. Deshalb gewichten wir Japan in einem Globalportfolio derzeit leicht unter Benchmark.

Japan -- Bonds in ruhigerem Fahrwasser

Nach den beiden massiven Verkaufswellen japanischer Bonds von Anfang Juli und Ende August ist der Zinsauftrieb am japanischen Bondmarkt ausgelaufen und das Umfeld erscheint wieder zunehmend entspannt. Solange die Bank of Japan an ihrem Deflationsszenario festhält und sich die Konjunkturdaten im Trend verbessern, aber fallweise noch von schwächeren Zahlen belastet werden (zuletzt enttäuschende Maschinenbau- Orders), rechnen wir nicht mit ausgeprägteren Trendbewegungen. Folglich erwarten wir, dass der japanische Bondmarkt auch in den kommenden Wochen seine Seitwärtsbewegung bei abnehmender Volatilität fortsetzen wird.

Quelle: Activest

Activest, die Investmentgruppe der HypoVereinsbank, entstand durch Zusammenlegung der Activest Institutional Investmentgesellschaft mbH und Activest Investmentgesellschaft mbH zum 01. Juli 2002. Zusammen mit der Activest Luxembourg S.A. werden mehr als 18,4 Mrd. Euro in 164 Publikumsfonds für Privatkunden und rund 30,8 Mrd. Euro in 345 Spezialfonds für institutionelle Anleger verwaltet (12/2002). Damit zählt die Gesellschaft zu den größten und erfahrensten Kapitalanlagegesellschaften in Deutschland und kann auf eine mehr als dreizehnjährige Erfahrung im Publikumsfondsbereich und einundvierzigjährige Erfahrung in der institutionellen Vermögensverwaltung zurückgreifen.

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